Offener Brief

500 deutsche Autoren gegen Amazon

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Vorwurf: Online-Händler boykottiert Auslieferung um höhre Rabatte durchzusetzen.

Mehr als 500 deutschsprachige Autorinnen und Autoren haben sich einem Protest gegen die Methoden des Onlinehändlers Amazon angeschlossen. In einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief werfen sie dem Unternehmen vor, gezielt Empfehlungslisten zu manipulieren und Bücher bestimmter Verlage verlangsamt auszuliefern, um höhere Rabatte durchzusetzen.

Wie das PEN-Zentrum Deutschland am Freitag in Darmstadt mitteilte, gehören zu den Unterzeichnern prominente Autoren wie F.C. Delius, Tanja Dückers, PEN-Präsident Josef Haslinger, Jakob Hein, Dora Heldt, Elfriede Jelinek, Inge Jens, Eva Menasse, Sten Nadolny, Nele Neuhaus, Ingrid Noll, Tilman Spengler, Klaus Staeck, Uwe Timm, Ferdinand von Schirach, Alissa Walser, Günter Wallraff, Ulrich Wickert und Juli Zeh.

Boykott gegen Verlagsgruppe
Amazon boykottiere die Bücher der Verlagsgruppe Bonnier - zu der unter anderem die Verlage Piper, Ullstein und Carlsen gehören -, um ihr neue Vertragsbedingungen aufzuzwingen. Dazu würden selbst gängige Werke der betroffenen Verlage nicht mehr auf Lager gelegt. Zudem fehlten Bonnier-Autoren in den "Kunden haben auch gekauft / sich angesehen"-Listen. Bücher und Hörbücher würden mit bis zu 14 Tagen Verzögerung ausgeliefert.

"Wir Autorinnen und Autoren sind der Meinung, dass kein Buchverkäufer den Verkauf von Büchern behindern oder gar Kunden vom Kauf von Büchern abhalten sollte", heißt es in dem Schreiben weiter. "Amazon hat kein Recht, eine Autorengruppe, die am Konflikt nicht beteiligt ist, 'in Beugehaft' zu nehmen." Der Onlinehändler war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Auch US-Autoren protestierten
Zuvor hatten auch schon in den USA mehr als 900 Autoren, darunter Stephen King und John Grisham, mit einem offenen Brief gegen Amazon protestiert. Dabei ging es um den seit Monaten schwelenden Streit mit dem US-Verlag Hachette. Die Autoren kritisierten, dass Amazon die Auslieferung gedruckter Hachette-Bücher verlangsamt sowie keine Vorbestellungen angenommen habe.

Der Internet-Händler will niedrigere Preise für digitale Bücher durchsetzen. Literatur müsse günstiger werden, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe, glaubt der Branchenriese.

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