Von 2016 bis 2020 durchschnittliches Wachstum der Wirtschaft von 1,4 Prozent pro Jahr erwartet.
Die österreichische Wirtschaft wächst im Zeitraum 2016 bis 2020 verhalten, der Brexit wird die Wirtschaftsleistung dämpfen, erwartet das IHS. Das Institut geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Österreich bei einem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Jahr 2020 um 0,5 Prozent niedriger sein wird als ohne Brexit. Das Wachstum wird 2016 bis 2020 mit 1,4 Prozent pro Jahr prognostiziert.
Das entspreche dem Wachstum im Euroraum. In den vergangenen fünf Jahren hatte die jährliche Wachstumsrate 1,1 Prozent betragen. In der mittelfristigen Vorschau würden traditionellerweise die Werte der kurzfristigen Prognose von Juni, in der der Brexit noch nicht berücksichtigt ist, übernommen und der Prognosehorizont um drei Jahre erweitert. Nach jeweils 1,5 Prozent in den Jahren 2016 und 2017 sollte die Wachstumsrate im restlichen Prognosezeitraum 1 1/4 Prozent ausmachen, so das Institut für Höhere Studien (IHS) in seiner am Donnerstag veröffentlichten Mittelfristprognose.
Die Arbeitsmarktlage bleibe "äußerst angespannt". Das Beschäftigungswachstum werde zwar äußerst kräftig ausfallen. Der Zuwachs werde aber nicht ausreichen, um den Anstieg des Arbeitskräfteangebots vollständig zu absorbieren und die Arbeitslosenrate am Ende des Prognosezeitraums mit 9 3/4 Prozent auf einem sehr hohen Niveau bleiben. Die Binnennachfrage ziehe merklich an, während von der Außenwirtschaft nur geringer Wachstumsimpulse ausgehen.
Das Ziel eines annähernd ausgeglichenen öffentlichen Haushalts "wird voraussichtlich erste gegen Ende des Prognosezeitraums erreicht." Notwendig seien weitere Reformschritte im öffentlichen Sektor zur Stärkung des Potenzialwachstums der österreichischen Wirtschaft.
Lage bleibt angespannt
Die Lage am Arbeitsmarkt wird weiterhin angespannt erwartet. Die Beschäftigungsnachfrage werde durchschnittlich um 1,2 Prozent steigen. "Das reicht aber nicht aus, um das weiterhin steigende Arbeitskräfteangebot, insbesondere aus den ost- und mittelosteuropäischen EU-Mitgliedern, vollständig zu absorbieren", so das IHS. Zu beachten sei auch der hohe Zustrom von Asylwerbern. Internationale Erfahrungen legten nahe, dass die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt schwierig sei und länger dauere als bei Zuwanderung aus anderen Motiven. Die Arbeitslosenquote (nationale Definition) dürfte nach 9,1 Prozent im Jahr 2015 bis 2018 auf 9,9 Prozent steigen und dann in etwa stagnieren. Für den Jahresdurchschnitt 2020 werden 9,7 Prozent erwartet.
Der Prognose liege die Erwartung einer nur sehr moderaten Entwicklung der Weltkonjunktur zugrunde. Die US-Wirtschaft befinde sich auf einem stabilen Wachstumspfad. Im Euroraum habe sich der Wirtschaftsaufschwung merklich verfestigt, allerdings dämpfe der Brexit die Wachstumsaussichten, erwartet werde ein durchschnittliches Wachstum von 1,4 Prozent.
Die private Konsumnachfrage dürfte in Österreich 2016 bis 2020 merklich anziehen und um 1,2 Prozent wachsen, nach 0,3 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Die Steuerreform und die Entwicklung der Realeinkommen stützten die Entwicklung der Kaufkraft. Die Sparquote dürfte leicht steigen und zu Ende des Jahrzehnts knapp 9 Prozent ausmachen. Die Anlageninvestitionen dürften um durchschnittlich knapp 2 Prozent wachsen. Bei den Exporten wird ein durchschnittliches Wachstum von 3 Prozent, bei den Importen von 3,5 Prozent erwartet.
Niedrige Zinsen bringen Entlastung
Die Inflationsrate wird mit durchschnittlich 1 3/4 Prozent gesehen. Ausgehend von 1 Prozent heuer dürfte sich der Preisauftrieb zu Ende des Jahrzehnts auf 2 Prozent beschleunigen.
Die Entwicklung der öffentlichen Haushalte sei weiter geprägt von den Wirkungen der Steuerreform und den Anstrengungen für einen weitgehend ausgeglichen Staatshaushalt. Die Zusatzkosten wegen der Flüchtlingskrise erhöhten zwar die Ausgaben, die niedrigen Zinsen bringen aber eine kräftige Entlastung. Die gesamtstaatliche Defizitquote werde von 1,1 Prozent 2015 heuer auf 1,8 Prozent steigen. Erst gegen Ende des Prognosezeitraums werde die Defizitquote unter 1 Prozent fallen und das Ziel eines strukturell ausgeglichenen Haushalts erreicht.
Die Steuerreform sei ein erster Schritt in einer Reihe von notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Standortqualität. Eine merkliche Senkung der Lohnnebenkosten würde die Beschäftigungsnachfrage kräftigen. Die Absenkung der Bankensteuer sei aus ökonomischer Sicht angebracht, um die Doppelbelastung durch die Zahlungen an den EU-Fonds zu vermeiden.