EU, IWF, EZB an Bord

Athen zieht endgültig die Reißleine

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Griechenland hat die EU-Kommission, die EZB und den IWF um Unterstützung bei seinen Sparbemühungen ersucht. In einem Brief an EU-Währungskommissar Olli Rehn, IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erklärte der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou: "Die griechischen Behörden ersuchen um Diskussion mit der EU-Kommission, der EZB und dem IWF um ein mehrjähriges Wirtschaftsprogramm."

Dieses "könnte mit finanzieller Hilfe der Mitgliedstaaten der Eurozonen und des IWF unterstützt werden, wenn die griechischen Behörden sich entscheiden würden, um eine solche Hilfe anzusuchen", heißt es in dem Schreiben. Von Seiten des Finanzministeriums in Athen wird betont, dass das Schreiben keine Entscheidung über ein griechisches Hilfsansuchen darstelle.

Die Euro-Länder wollen Griechenland notfalls mit bis zu 30 Mrd. Euro unter die Arme greifen. Zusätzlich sind Finanzspritzen des IWF geplant. Im ersten Jahr kann das Land somit auf Hilfen in Höhe von insgesamt bis zu 45 Mrd. Euro zugreifen. Dies ist mehr als der gesamte Refinanzierungsbedarf des Landes in diesem Jahr. Der Zins für die möglichen Kredite liege bei rund 5 %.

Griechen-Spreads und CDS ziehen weiter an

[16.4.] Wegen unklarer Details des EU-Notfallplans haben Anleger am Freitag erneut höhere Zinsen für griechische Staatsanleihen gefordert. Die Spreads für die zehnjährigen Bonds im Vergleich zu den entsprechenden Bundespapieren stiegen nach Angaben des Datenanbieters Tradeweb auf 425 Basispunkte von 415 Basispunkten am Vorabend. Gleichzeitig stiegen die Kosten für die Versicherung eines 10 Mio. Euro schweren griechischen Kredits gegen Zahlungsausfall auf 423.700 von 418.200 Euro.

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Schäuble: Euro-Länder könnten Griechen-Anleihen kaufen

[16.4.] Die Euro-Länder würden im Notfall auch Anleihen Griechenlands kaufen. Das erklärte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Freitag in einem Rundfunkinterview. Im Falle Deutschlands würde die Staatsbank KfW eine griechische Anleihe zeichnen und der Bund eine Bürgschaft für die KfW übernehmen. Schäubles Sprecher sagte, der Minister habe den Erwerb von Anleihen als eine Möglichkeit dargestellt. Auch ein direkter Kredit sei eine Variante.

Bisher war immer die Rede davon, dass die Euro-Länder Griechenland im Notfall im ersten Jahr bilaterale Kredite von bis zu 30 Mrd. Euro bereitstellen würden zu einem Zinssatz von etwa 5 %. Deutschland würde davon 8,4 Mrd. Euro und damit die größte Summe innerhalb der Euro-Gruppe beisteuern. Dies hatten die Euro-Finanzminister am vergangenen Sonntag vereinbart. Hinzu kämen Hilfen des IWF, deren Volumen offen ist.

Schäuble sagte nun im "Südwestrundfunk", dass im Notfall Mitgliedsländer der Euro-Gruppe griechische Anleihen zeichnen müssten. Dafür müsse Griechenland den Marktzins bezahlen. Für Deutschland würde dann die KfW eine griechische Anleihen zeichnen bei einer Bundes-Bürgschaft. "Wir - die KfW - würden Griechenland zu den vereinbarten Zinssätzen diese Anleihen zeichnen", sagte Schäuble weiter. "Und dafür brauchen wir im Übrigen auch eine gesetzliche Ermächtigung. Aber es fließen keine Haushaltsmittel."

Bisher ist die Umsetzung der möglichen Griechenland-Hilfen Deutschlands noch offen. Eine Variante könnte sein, dass Bund und KfW ähnlich agieren wie bei der "Parklösung" mit Aktien der Deutschen Telekom AG und der Post AG. Die KfW würde demnach also für den Bund auftreten und Eigentümer werden, aber in sehr enger Abstimmung mit dem Finanzministerium handeln. Sie würde die Anleihe also nach Vorgabe aus Berlin halten und nicht damit handeln. Die Kosten würde die KfW aus den Zinsen gedeckt bekommen, der Rest stünde mittelbar dem Haushalt zu.

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