Tickets sollen billiger werden, Gratis-Zeitung und Catering extra kosten.
Die AUA (Austrian Airlines) bastelt an neuen Tarifen für die Kurzstreckenflüge. Stoßrichtung: Zusatzdienstleistungen sollen vermehrt extra berechnet werden, Basistickets ("Flight only") dafür billiger. Damit will die Lufthansa-Tochter Billigairlines Marktanteile abtrotzen.
Ab Herbst startet der Pilotversuch, breit eingeführt werden sollen die neuen Tarifstrukturen im Sommer 2015. Wer jetzt etwa ein Red-Ticket Wien-London bucht, hat damit den Transport eines aufgegebenen Gepäckstücks, ein kleines Catering oder auch eine Zeitung mitgekauft. Das dürfte sich ändern, wenn neue Tarifpakete eingeführt werden.
Überlegungen
Was bei der AUA im künftigen "Basic"-Preis drin ist, wird noch geprüft. "Wir sind mitten drin. Es gibt Carrier, die sagen kein Gepäck, kein Catering", sagte AUA-Vorstand Karsten Benz vor österreichischen Journalisten in New York. "Wir überlegen, ob wir das auch so machen."
50 Prozent der Passagiere auf der Kurzstrecke reisen laut Benz ohne Koffer, der eingecheckt werden muss. In den AUA-Entwürfen ist das Freigepäck im günstigsten Produkt ("Basic") noch enthalten, in einer künftigen Bestpreisstufe, mit der sich die Airline mit Billigfliegern matchen will, eher nicht. Überlegt wird auch, Zeitungen am Gate zum Kauf anzubieten statt im Flugzeug gratis zu verteilen.
Wer am Notausgang mit mehr Beinfreiheit sitzen will, berappt schon jetzt auf den billigeren Kurztrips 20 Euro - auf der Langstrecke 70 Euro. Will eine mehrköpfige Familie nebeneinandersitzen, muss für diesen Wunschplatz bei der AUA auf günstige Red Tickets seit Anfang 2014 ebenfalls schon kostenpflichtig reserviert und aufgezahlt werden. Das kostet auf der Kurz- und Mittelstrecke 10 Euro, auf der Langstrecke 25 Euro. Mit kostenpflichtigen Sitzplatzreservierungen am Muster der Bahn hat die Lufthansa bereits früher begonnen.
Komplett-Pakett nicht teurer als jetzt
Das künftige "Basic"-Paket bei der AUA soll sich an preissensitive Kunden richten, die im Internet nur die billigsten Flüge anklicken. "Die wollen wir zurückgewinnen", so Benz. Am oberen Ende der Preisskala wird laut AUA das neue "All Inclusive"-Paket nicht teurer sein als die Businessklasse jetzt. Hier sind Catering, gebührenfreie Umbuchung, freier Nebensitz, höhere Meilengutschrift, schnellerer Check-in am Airport etc. inkludiert. Dazwischen gibt es "Module" namens "Medium Light" oder "Medium High" für gehobene Mittelklasse-Kunden, die aber nicht Business buchen wollen.
Ähnelt die Basic-Stufe dem Billigmodell der Germanwings, so kommt die dritte der vier Klassen der neuen Premium Economy Klasse der Lufthansa nahe. Diese "Grundpakete" sollen mit Zusatzleistungen "beliebig erweiterbar" sein, so die AUA. Benz nennt dies "Baukastensystem". Der Kunde zahle nur, was er haben will.
"Es ist nicht der Plan, dass wir Kunden überrumpeln wollen und jeden Handgriff zahlen lassen wollen", sagte Benz. Produkt und Tarif sollen auf die verschiedenen Passagiere zugeschnitten werden. Benz sieht die Grenzen zwischen Business und Economy Class schwinden. Geschäftsreisende hätten andere Bedürfnisse als Familien mit Kindern und die andere als Rentner-Ehepaare auf Städtereisen. "Man wählt anlassbezogen. Die Einteilung vorne/hinten, die wir vornahmen, ist eigentlich obsolet geworden."
Erst vor kurzem hat die Airline ihr "Smart-Upgrade"-Programm ausgebaut. Economy-Passagiere können auch auf allen Europa-Linienflügen einen Business-Platz ersteigern, was zusätzliche Passagiere in die Business-Klasse bringt.
Versuch für die Lufthansa
Die AUA sieht sich mit ihrem Tarifkonzept als eine Art Versuchsstation auch für die Lufthansa. Abgesehen von der Billig-Schiene Germanwings gibt es unter der klassischen Marke "Lufthansa" bisher keinen Plan, für Essen und Trinken an Bord zu zahlen. Das werde man in den nächsten Jahren nicht sehen, meinte jedenfalls Nils Haupt, Pressesprecher der Lufthansa für Nord- und Südamerika bei einem Pressegespräch in New York.
Freilich seien Gebühren ein Thema für die Flugbranche. US-Airlines machen mit Zusatzleistungen am Flug heute mehr als 20 Prozent des Umsatzes. "Das sind Milliarden, damit wird richtig viel Geld verdient", so Haupt. Bei der AUA sind es bisher 5 Prozent vom Umsatz. Bis 2018 sollen es 10 Prozent sein. In den nächsten vier bis fünf Jahren will Benz den Marktanteil der AUA insgesamt von rund 50 auf 55 Prozent steigern.