Entscheidung über Porsche steht bevor

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Im Milliardenpoker um den hoch verschuldeten Sportwagenbauer Porsche steht offenbar eine Entscheidung bevor. Branchenkreisen und übereinstimmenden Medienberichten zufolge bietet das Emirat Katar rund sieben Milliarden Euro für 25 Prozent an dem Stuttgarter Konzern und für ein Paket von VW-Aktienoptionen aus dessen Besitz.

VW wiederum bietet laut "Spiegel" inzwischen deutlich über vier Milliarden für 49,9 Prozent an der Porsche-Sportwagensparte. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piech sollen in den kommenden Tagen entscheiden. Die Unternehmen wollten sich am Wochenende nicht äußern.

Bei dem Sportwagenbauer soll am 23. Juli der Aufsichtsrat über die Entschuldung des Unternehmens und die Zusammenarbeit mit VW entscheiden. Berichten zufolge wollen die Familien Porsche und Piech, die alle Stammaktien an der Obergesellschaft Porsche SE halten, aber schon in der kommenden Woche eine Einigung finden. Die Erben des Autopioniers Ferdinand Porsche haben sich verpflichtet, wichtige Unternehmensentscheidungen einstimmig zu treffen. Mit Katar habe der Porsche-Vorstand bereits "endverhandelt", hatte es vergangene Woche aus Kreisen geheißen. Es liege ein Konzept vor. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking favorisiert Berichten zufolge einen Katar-Einstieg, während der mächtige VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piech einen Einstieg von VW anstrebt.

VW bessert nach

Volkswagen hat Berichten zufolge sein ursprüngliches Angebot für Porsche nachgebessert. Statt 3 bis 4 Mrd. Euro würden nun deutlich über 4 Mrd. für 49,9 Prozent am Sportwagenbauer Porsche AG geboten. "Focus" berichtete, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff habe dem neuen Beteiligungsvorschlag, bei dem die Porsche-Eigentümerfamilien weniger Steuern zahlen müssten, bereits zugestimmt. Ein Wulff-Sprecher sagte dem Magazin: "Wir kommentieren Querschüsse schon seit zehn Tagen nicht mehr. Die Absicht ist zu durchsichtig." Wulff vertritt den VW-Großaktionär Niedersachsen im Aufsichtsrat.

Die börsennotierte Porsche SE ist die Holding, in der sowohl das angestammte Sportwagengeschäft als auch die Beteiligung an VW aufgehängt sind. Die Holding wird derzeit an der Börse mit knapp 7,4 Mrd. Euro taxiert. Porsche hatte sich mit der Übernahme der Stimmrechtsmehrheit an VW verhoben und einen Schuldenberg von 9 Mrd. Euro angehäuft. Die von Vorstandschef Wiedeking - im Einvernehmen mit den Eigentümern - geplante weitere Aufstockung des Stimmrechtsanteils bei VW auf die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent musste wegen der zu hohen Schulden abgeblasen werden. Dem zuletzt hochprofitablen Autobauer ist derzeit auch der Zugang zum Kreditmarkt versperrt.

Fusionsgespräche auf Eis

Die Familien Porsche und Piech streiten seit Monaten über die Wege zur Entschuldung des Konzerns und die weitere Zusammenarbeit mit VW. Gespräche über eine Fusion der beiden Autobauer liegen wegen der Verbindlichkeiten von Porsche seit Wochen auf Eis. VW dringt auf eine Entschuldung, um seine Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden. Bei dem Streit kommt Ferdinand Piech eine Schlüsselrolle zu. Er will seine Macht bei VW zementieren und plädiert für den Teilverkauf des Sportwagengeschäfts an VW. Dies könnte aber zur Folge haben, dass Porsche eine im März gezogene Kreditlinie von mehr als 10 Mrd. Euro an die Banken sofort zurückzahlen müsste. Ferdinand Piech und sein Bruder Hans-Michel verfügen bei Porsche zusammen über eine Sperrminorität.

Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Piechs Cousin, gilt bisher als Unterstützer des Porsche-Vorstandschefs Wiedeking, des wohl bestbezahlten deutschen Managers. Wiedeking hat in den vergangenen Wochen Spott auf sich gezogen, da er trotz seiner langjährigen Kritik an staatlichen Subventionen bei der Förderbank KfW ein Darlehen über 1,75 Mrd. Euro zur Deckung einer Finanzlücke beantragte. Die KfW lehnte den Antrag erwartungsgemäß ab.

DSW fordert Ende des Machtkampfes

Deutsche Aktionärsschützer haben ein schnelles Ende des monatelangen Machtkampfes zwischen Porsche und VW gefordert. "Statt sich gegenseitig zu beharken, sollten sich beide Konzerne auf das Krisenmanagement und tragfähige Konzepte für die Zukunft konzentrieren", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, in Düsseldorf. Es müsse Schaden von den Unternehmen und den freien Aktionären abgewendet werden.

Die DSW sehe den Machtkampf mit großer Sorge. Immerhin gehörten beide Anteilscheine zu den beliebtesten Papieren deutscher Privatanleger. "Die globale Autoindustrie steckt in der schwersten Krise seit Jahrzehnten."

Sportwagenschmiede kritisiert Wulff

Porsche hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff vorgeworfen, die Verhandlungen über den Einstieg des Golfemirates Katar bei dem Sportwagenbauer zu torpedieren. "Herr Wulff kann nicht beurteilen, ob Porsche ein Angebot von Katar vorliegt, da er in die Verhandlungen nicht mit eingebunden war", erklärte ein Sprecher des Autobauers in Stuttgart. Er reagierte damit auf Äußerungen des Regierungschefs, Berichte über das Milliardenangebot aus Katar seien Unsinn.

Der Porsche-Sprecher betonte jedoch, dass noch keine abschließende Entscheidung über das Angebot des Emirates über rund sieben Mrd. Euro für den Kauf von Stammaktien und VW-Optionen der Porsche Holding SE gefallen sei. Der Aufsichtsrat werde frühestens bei der Porsche-Aufsichtsratssitzung am 23. Juli eine Entscheidung darüber treffen können. Er betonte jedoch: "Das Emirat Katar ist ebenso wie Porsche an der Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns interessiert. Es gibt deshalb keinen Grund zur Aufregung."

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