GM steht vor der Entscheidung im Opel-Poker

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In dem monatelangen Ringen um die Zukunft von Opel könnte heute (21.8.) eine Vorentscheidung fallen. Der bisherige Mutterkonzern General Motors (GM) will sich voraussichtlich festlegen, wer den Zuschlag erhält. Im Rennen sind der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJI aus Belgien. Das letzte Wort hat dann die Opel Treuhand, in der Bund, Länder und GM sitzen.

Es war zunächst unklar, wann im Laufe des Tages eine Entscheidung bei General Motors in den USA fallen könnte und ob sie öffentlich mitgeteilt werden würde. Die deutsche Regierung fordert nach dpa-Informationen von GM, mehr Auflagen zu erfüllen. Der US-Autokonzern soll sich stärker an künftigen Risiken des neuen Opel-Unternehmens beteiligen und sich keine Hintertüren für einen späteren Zugriff auf "New Opel" offenhalten können.

Bund und Länder versuchten zuletzt, die Position ihres Favoriten Magna weiter zu verbessern. Deutschland zeigte sich bereit, den staatlich garantierten Kredit für Magna von 4,5 Mrd. Euro vorerst alleine zu stemmen - ohne Beteiligung der anderen europäischen Opel-Länder.

Und auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Präferenz für den kanadischen Zulieferer Magna bekräftigt. Magna habe Erfahrungen im Automobilbau und das "bessere Konzept" als der zweite Opel-Interessent RHJ, sagte Merkel im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Chancen für den Finanzinvestor RHJ sehe sie "sehr kritisch".

Merkel erklärte weiter, Deutschland müsse nun zusammen mit dem ehemaligen Opel-Mutterkonzern GM zu einer Lösung kommen. Dass Magna über den Partner Sberbank russisches Kapital mit ins Spiel bringe, beeinflusse ihre Überlegungen nicht, betonte Merkel. Die "russische Komponente" sei durchaus sinnvoll, sagte die Kanzlerin. "Ich sehe da sehr viele Chancen."

Mahnung aus Großbritannien

Die britische Regierung mahnte unterdessen zu einer Entscheidung nach objektiven Kriterien. Diese müsse "die langfristige Lebensfähigkeit sowohl von Opel als auch von Vauxhall in Großbritannien sicherstellen", erklärte Wirtschaftsminister Peter Mandelson in der Nacht auf Freitag. Die Entscheidung "sollte nicht durch politische Erwägungen in irgendeinem Land verzerrt werden", forderte er. Vauxhall hat im Vereinigten Königreich 5.000 Beschäftigte.

Hatte das GM-Management zunächst RHJI bevorzugt, wird nun - auch wegen des politischen Drucks aus Deutschland - eine Entscheidung für Magna wahrscheinlicher. Bereits am Donnerstag (20.8.) hatte es in den USA ein erneutes Spitzentreffen von General Motors und Magna gegeben. Dabei wollten GM-Vorstandschef Fritz Henderson, Magna-Vizechef Siegfried Wolf und erstmals auch der Vorstandschef der russischen Sberbank, German Gref, offene Fragen klären. Die Sberbank ist Partner im Magna-Konsortium.

Die GM-Manager bevorzugten bisher RHJI, weil der Investor eine enge Zusammenarbeit von Opel mit der Ex-Konzernmutter plant und ein späterer Rückverkauf an GM möglich wäre. Bund, Länder und die Opel-Belegschaft wünschen sich Magna als Opel-Käufer, weil der Autozulieferer weniger Stellen in Deutschland abbauen will und ein industrielles Konzept für Opel hat.

GM braucht Opel

Ein zentraler Knackpunkt bleibt: Wie will Magna Opel von der ungeliebten Ex-Mutter General Motors abtrennen? GM muss auf Gedeih und Verderb bei "New Opel" dabeibleiben, weil der Konzern im Tagesgeschäft sehr eng mit Opel verbunden und auf die Deutschen angewiesen ist. "GM kann ohne Opel nicht leben", lautet das Fazit des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.

Denn die Rüsselsheimer entwickeln für GM alle mittelgroßen Autos. Nur Opel habe das Know-how für die Produktion sparsamer Modelle - und auf die ist GM dringend angewiesen, um auf dem hartumkämpften Markt zu bestehen. Bestes Beispiel: Das GM-Hoffnungsauto, der Chevrolet Volt mit Elektroantrieb, wurde maßgeblich von deutschen Ingenieuren entwickelt.

Aber lassen sich die GM-Bosse in Detroit die Bedingungen von deutschen Politikern diktieren? In Verhandlungskreisen wird gewarnt, trotz der massiven Unterstützung für Magna sei eine Zustimmung des GM-Verwaltungsrates kein Selbstläufer.

Tendenz zu Magna

Vor der erwarteten Entscheidung des GM-Verwaltungsrats über den Verkauf von Opel zeichnet sich bei dem US-Konzern Kreisen zufolge eine Präferenz für den Bieter Magna ab. "Nach den letzten Gesprächen läuft es auf Magna hinaus", sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Reuters. Ein anderer Insider sagte, es gebe "zarte Anzeichen", dass GM sich für Magna entscheiden könnte. Eine dritte Person betonte, die Entscheidung hänge auch vom Verlauf des Treffens ab. Neben dem Zulieferer ist noch der Finanzinvestor RHJ im Rennen.

Finanzkreisen zufolge könnte der Verwaltungsrat der ehemaligen Opel-Mutter am Freitag eine entsprechende Empfehlung abgeben. Ob es aber tatsächlich dazu komme, sei noch offen, sagte eine Person. "Wir sollten eher informelle Signale erwarten." Eine finale Entscheidung sei ohnehin erst nach Gesprächen mit der Bundesregierung in der kommenden Woche zu erwarten.

Bund und Länder haben angeboten, die gesamten Garantien für die von dem Magna-Konsortium beantragten Kredite über 4,5 Mrd. Euro allein zu stemmen. Andere europäische Opel-Länder sollen erst später eingebunden werden.

Regierung will Klarheit

Die deutsche Regierung erwartet von General Motors (GM) am Freitag Klarheit in Sachen Opel. Dies bekräftigte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin vor der Sitzung des GM-Verwaltungsrats in Detroit. Der stellvertretende Regierungssprecher Klaus Vater sagte: "Es ist Bewegung im Spiel." Zu dem weiteren Vorgehen der Berliner Regierung nach der GM-Sitzung wollten sich die Sprecher nicht äußern. Es müsse zunächst abgewartet werden, was in Detroit besprochen und vielleicht entschieden werde, sagte Vater.

Im Rennen sind der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ International, der belgische Ableger des US-Finanzinvestors Ripplewood. Das letzte Wort hat dann die Opel Treuhand, in der Bund, Länder und GM sitzen und die in der kommenden Woche eine Entscheidung treffen könnte.

Die deutsche Regierung befürwortet Magna und zeigte sich bereit, den staatlich garantierten Kredit für Magna von 4,5 Mrd. Euro vorerst alleine zu stemmen - ohne Beteiligung der anderen europäischen Opel-Länder. Die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte am Freitag, dies heiße nicht, dass man auf den Beitrag der anderen Länder verzichte. Die Staaten seien sich einig, dass sie sich beteiligen wollten. Da die Bundesregierung eine zeitnahe Lösung für Opel anstrebe, habe sie nicht erst zeitaufwendige Verhandlungen mit den einzelnen Ländern führen wollen.

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