BEWAG durchschritt 2008/09 tiefes Tal

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Das Geschäftsjahr, das mitten in die Finanzkrise fiel, war für die BEWAG-Gruppe zweifelsohne das schwierigste in den vergangenen 52 Jahren, resümiert Vorstandssprecher Hans Lukits. Das Betriebsergebnis fiel von 4,9 Mio. Euro auf 2,3 Mio. Euro. Belastet wurde die Bilanz etwa durch den unterbrochenen Verkaufsprozess bei den Auslandsbeteiligungen und das 2001 abgeschlossene Cross-Border-Leasinggeschäft.

Das Verlust beim EGT hat sich mit -7,5 Mio. Euro (-3,9 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2007/08) fast verdoppelt. Das EGT sei deshalb negativ, weil sich Zusatzkosten in der Bilanzierung widerspiegeln würden. Positiv falle durch die Auflösung von Rücklagen der Jahresüberschuss aus. Die BEWAG verfüge über rund 170 Mio. Euro an Finanzreserven, so Lukits.

Was die Ertragslage betreffe, hätten bis auf zwei Unternehmen im Konzern - B.net Hrvatska und das Kabelfernsehen BKF - alle positive Erträge. B.net Hrvatska werde heuer bereits ein positives Betriebsergebnis haben und kratze knapp an einem positiven EGT. Beim BKF sei der Verlust gegenüber dem Vorjahr reduziert worden.
Er geht davon aus, dass die BEWAG im laufenden Jahr - wenn der eine oder andere Verkauf gelinge - unterm Strich "ein sehr schönes Ergebnis" abliefern könne. Ebenfalls beschlossen wurde am Dienstag die Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr ungekürzten Dividende von 10,8 Mio. Euro.

Stromverkauf an Großkunden massiv gesunken

Innerhalb weniger Wochen sei am Beginn der Finanzkrise der Stromverbrauch durch Großkunden um 50 % gesunken. Die BEWAG verkaufte im Vorjahr um 80 Mio. kWh weniger Strom. Derzeit liege man wieder bei drei Viertel des Volumens, eine Entspannung zeichne sich ab. Die Krise sei jedoch noch nicht ausgestanden, meinte der BEWAG-Chef.

Der noch vor Beginn der Finanzkrise gestartete Prozess zum Verkauf der Auslandsbeteiligungen sei mit Ausnahme von B.net Burgenland gestoppt worden, nachdem sich Interessenten zurückgezogen hätten, so Lukits. Der Verkaufsprozess habe "enorme Vorbereitungskosten" verursacht.

Mittlerweile würden wieder zunehmend Anfragen kommen, für die Aktivitäten in Tschechien führe man bereits Verkaufsverhandlungen. In den vergangenen Wochen hätten sich fünf Interessenten für die gesamte Windaktivität der BEWAG im Ausland interessiert. Über deren Wert habe man gewisse Vorstellungen: Wenn sich Käufer finden, die bereit seien, diesen Preis zu bezahlen, dann werde man verkaufen.

Beim Windkraftausbau im Burgenland seien bei Projekten im Ausmaß von 50 MW schon die Behördenverfahren sehr weit fortgeschritten. In Vorbereitung habe man Vorhaben im Bereich von 400 MW. Ein Problem beim Windkraftausbau sehe er in der Deckelung der Förderungen im Ökostromgesetz mit 21 Mio. Euro pro Jahr, meinte Lukits. Er hoffe auf eine Aufhebung dieses Deckels, sonst würde der Ausbau möglicherweise ^10 Jahre dauern und nicht 3-4 Jahre.

Ausstieg aus Cross-Border

In der BEWAG-Hauptversammlung wurde auch der Teilausstieg aus einem 2001 eingegangenen Cross-Border-Leasinggeschäft beschlossen. Ein Investor hatte sich im Dezember bereiterklärt, die Transaktion zu beenden, so BEWAG-Vorstandssprecher Lukits. 2001 war der Fruchtgenuss am BEWAG-Leitungsnetz an zwei amerikanische Partner verleast worden. Die Geschäfte seien vom damaligen Vorstand sicher in guter Absicht abgeschlossen worden - mit der Verlockung, 28 Mio. Euro aus einem - damals - ziemlich risikolos erscheinenden Geschäft zu lukrieren.

Im Zuge der Finanzkrise hatten in das Geschäft involvierte Partner - ausnahmslos Triple-A-geratete Unternehmen - innerhalb von Wochen ihre Ratings verloren. Die BEWAG sei vertraglich verpflichtet gewesen, sie auszutauschen oder andere Sicherheiten zu bringen, so Lukits. Mitten in der Krise habe man 170 Mio. Euro an Krediten aufnehmen müssen, diese Summe wurde in US-Staatsanleihen als Sicherheit deponiert.

Damals habe man alle Vermögenswerte eingesetzt, um die Kredite überhaupt aufnehmen zu können. Um sich finanziell bewegen zu können, habe man das Konzept der Unternehmensanleihe entwickelt, die im Ausmaß von 200 Mio. Euro emittiert wurde. Ein Großteil des Erlöses sei zur Rückzahlung der Bankkredite verwendet worden. "Das US Lease hat uns wirklich an die Grenze unserer Möglichkeiten gebracht", auch in der Bilanz hinterlasse das Geschäft entsprechende Spuren, schilderte Lukits.

Grenzen ausgelotet

"Es hat Tage gegeben, da waren wir an der Grenze unserer Liquidität", vor allem im Herbst 2008 und im Frühjahr 2009, beschrieb der Vorstandssprecher die insgesamt schwierigen Bedingungen. Innerhalb weniger Tage habe man beispielsweise 22 Mio. Euro für eine Bankgarantie zur Verfügung stellen müssen, nachdem bei der Finanzierung eines Windparkprojekts in Tschechien eine Bank als Konsortialpartner ausgefallen sei. "Wir haben es auch in der Krise es geschafft, pünktlich unseren Verpflichtungen nachzukommen", meinte Lukits.

Aufgrund der Vertragslage gebe es erst ab September 2011 die Möglichkeit, eine vorzeitige Beendigung des Leasinggeschäfts zu verlangen. Beide Investoren bestanden auf der Erfüllung des Vertrages. Im vergangenen Dezember habe sich schließlich der mit 43 Prozent beteiligte, kleinere Partner bereiterklärt, in Terminierungsverhandlungen einzutreten. Vor zwei Wochen wurden in New York die Bedingungen ausverhandelt. Gestern, Dienstag, gab die Hauptversammlung grünes Licht, die Transaktion zu schließen.

Beim anderen Partner muss ein Finanzierungsinstrument in Form eines Wertpapierkontos ausgetauscht werden. Auch dazu gab es die Ermächtigung durch den Aufsichtsrat. Die Beendigung des Leasinggeschäfts werde die BEWAG rund 10 Mio. Euro kosten, der Austausch des Wertpapierkontos dürfte sich auf 6,7 Mio. Euro belaufen, so Lukits. Die Kosten seien teilweise schon mit Rückstellungen berücksichtigt worden, zum Teil gebe es Auswirkungen auch im laufenden Geschäftsjahr.

"Blaues Auge" ist erwünscht

Ob der zweite Investor zur Beendigung in naher Zukunft bereit sei, wisse man nicht, meinte der BEWAG-Chef: "Wir werden am Ball bleiben und schauen, dass wir aus dieser Transaktion herauskommen." Bei der Beendigung komme man "mit einem blauen Auge davon". Je nach Zinssatz, den man heranziehe, komme man "auf eine schwarze Null bis auf ein paar Mio. minus."

Für das weiterlaufende Geschäft sei der Worst Case, dass man den aufgrund der vertraglichen Verpflichtung durchgeführten Sicherheitsaustausch bis 2029 aufrechterhalten müsse. Daraus würde ein jährlicher Verlust resultieren. "Wir gehen doch davon aus, dass wir in näherer Zukunft auch hier aussteigen können", so Lukits. Ab September 2011 könne man zumindest einen Ausstieg verlangen. Alleine im Vorjahr seien für US Lease 9 Mio. Euro Rückstellungen gebildet worden.

Während die Zinserträge schon im Vorjahr in den Büchern gewesen seien, würden sich die Aufwendungen erst auswirken. Das sei "von der Optik her unangenehm", jedoch nicht anders zu bewältigen. Die Lehre daraus sei, "reine Finanztransaktionen mit solchen Laufzeiten einfach nicht zu machen, auch, wenn es verlockend ist."

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