Binnennachfrage trug das Wachstum.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat am Montag bestätigt, dass Österreichs Wirtschaft im zweiten Vierteljahr etwas schwächer gewachsen ist - insbesondere hat sich die Industriekonjunktur abgeflacht. Wie schon vor einem Monat errechnet, legte das heimische BIP im Quartalsabstand real um 0,3 Prozent zu, am Jahresanfang hatte das Plus noch 0,4 Prozent betragen.
Im Jahresabstand wuchs das Bruttoinlandsprodukt zuletzt real um 1,2 Prozent - nach 1,6 Prozent Anstieg im ersten Quartal. Die nächste vierteljährliche Konjunkturprognose wollen Wifo und IHS am 29. September vorlegen, der Termin wurde um einen Tag vorverlegt. Ende Juni ging das Wifo für 2016 und 2017 von je 1,7 Prozent BIP-Plus aus, das IHS von je 1,5 Prozent. Die Bank-Austria-Ökonomen bekräftigten zuletzt ihre Prognosen von 1,5 Prozent für heuer und lediglich 1,1 Prozent für 2017.
Die Nachfrage der privaten Haushalte war laut Wifo im Zeitraum April bis Juni erneut stark. Während auch die Investitionsnachfrage abermals einen positiven Wachstumsbeitrag geliefert habe, sei das BIP-Wachstum durch den Außenbeitrag gedämpft worden. "Die exportgetragene Industriekonjunktur schwächte sich leicht ab", Impulse lieferte der Bausektor.
Die Wachstumsimpulse in Österreich gingen erneut von der Binnennachfrage aus, führte das Institut am Montag aus. Dabei entwickelte sich der Konsum im zweiten Quartal erneut dynamisch, die private Konsumnachfrage wurde abermals um 0,3 Prozent ausgeweitet, die öffentliche um 0,2 Prozent. Die Veränderungsrate der Konsumausgaben der privaten Haushalte (inklusive privater Organisationen ohne Erwerbszweck) sei im ersten Halbjahr deutlich über dem Schnitt der vergangenen Jahre (von +/- 0,0 Prozent) gelegen.
Die heimischen Unternehmen investierten im zweiten Vierteljahr wieder vermehrt in Maschinen (+0,7 Prozent) und Fahrzeuge (+4,3) Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungs- und Bauinvestitionen) wurden um 1,0 Prozent ausgeweitet, dabei stiegen die Ausrüstungsinvestitionen überdurchschnittlich um 1,5 Prozent. Seit Jahresbeginn hätten aber auch die Bauinvestitionen wieder positive Impulse geliefert: Sowohl die Nichtwohnbauinvestitionen (+1,1 Prozent) als auch die Wohnbauinvestitionen wurden deutlich ausgeweitet (+0,6 Prozent).
Auch die Importe expandierten - im Gefolge der verstärkten Konsum- und Investitionsdynamik - im zweiten Quartal, nämlich um 0,9 Prozent. Die Exporte wuchsen nach einem schwachen Jahresbeginn zuletzt wieder stärker (+0,7 Prozent), der Zuwachs blieb aber erneut unter jenem der Importe, sodass der Außenhandel keinen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum lieferte.
Die Industrie schwächte sich seit Jahresbeginn leicht ab. Die Wertschöpfung stieg in der Sachgütererzeugung im zweiten Quartal zwar noch um 0,4 Prozent, das war aber deutlich weniger als im ersten Quartal (+0,7 Prozent) sowie im letzten Vierteljahr 2015 (+1,1 Prozent). Von der Bauwirtschaft kamen hingegen nach der trägen Entwicklung der vergangenen Jahre deutlich positive Impulse, so das Wifo. Nach einem - dank dem milden Wetter - dynamischen ersten Quartal (+0,8 Prozent) stieg die Wertschöpfung im zweiten Quartal erneut stark (+0,6 Prozent). Ebenso unterstützten die Marktdienstleistungen das Wirtschaftswachstum. Im Handel sowie im Bereich Beherbergung und Gastronomie wurde die Wertschöpfung um jeweils 0,4 Prozent ausgeweitet.