Der Kunststoffhersteller, an dem die OMV mit 36 % beteiligt ist (64 % gehören dem OMV-Kernaktionär IPIC), hat 2009 einen Jahresüberschuss von 38 Mio. Euro erzielt, nach 239 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz brach um rund 30 % von 6,697 Mrd. Euro auf 4,714 Mrd. Euro ein. Der Betriebsgewinn ging von 163 auf 24 Mio. Euro zurück, die Gesamtkapital-Rentabilität (ROCE) verschlechterte sich von 9 auf 2 %.
"Ich glaube, es ist ein wesentlich besseres Ergebnis als die hohen Gewinne in den Boom-Jahren, weil es viel schwerer zu erreichen war. Damals schrieben alle Gewinne", sagte Borealis-Chef Mark Garrett. Immerhin habe man einen tatsächlichen, unbereinigten Gewinn geschrieben, "es ist ein positives Ergebnis ohne Fußnote", so Garrett.
Dass sich die Rentabilität verschlechtert hat, sei normal für Phasen, in denen investiert wird, weil die Kosten sofort anfallen würden, während die Gewinne erst später hereinkämen, erklärte Finanzvorstand Daniel Shook. Trotz der laufenden umfangreichen Investitionen verringerte sich die Nettoverschuldung von Borealis im Vorjahr um 55 Mio. Euro auf 1,032 Mrd. Euro, das Gearing (Verschuldungsquote) verringerte sich von 47 auf 43 %.
Die Wirtschaftskrise habe sich 2009 voll ausgewirkt und zu einem deutlichen Nachfragerückgang geführt, während die Polyolefinmargen unter Druck geraten seien, berichtete Garrett. Die Polyolefin-Preise seien 2009 um ein Viertel auf durchschnittlich unter 1.000 Euro pro Tonne gefallen, im vierten Quartal aber wieder über die 1.000-Euro-Marke gestiegen.
Eine weitere zusätzliche Belastung stellte die Inbetriebnahme der LDPE-(Low Density Polyethylen)-Anlage in Stenungsund, Schweden, dar. Stenungsund sei die bisher größte Investition von Borealis und habe 430 Mio. Euro gekostet. Die Eröffnung sei für Juni 2010 geplant.
Borouge 2 und 3 sind on track
Beim Projekt Borouge 2 in Abu Dhabi liege man im Budget- und Zeitplan, der Start-up sei für Mitte 2010 vorgesehen. Bei Borouge 3 - der Erweiterung der Polyolefinkapazitäten um weitere 2,5 Mio. t bis 2013 - hat die Konstruktions- und Planungsphase begonnen, "alle paar Minuten kommt oder verlässt ein Lkw die Baustelle", so Garrett. "Wir setzen diese Investitionen fort, weil wir finanziell dazu in der Lage sind", sagte Finanzchef Shook. Andererseits werde man aber die HDPE-(High Density Polyethylen)-Anlage in Beringen (Belgien) bis Ende März 2010 schließen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mit dem Bau der neuen Fabrik in Linz, wo eine Katalysatorforschungs- und Entwicklungsanlage entstehen soll, wird voraussichtlich 2011 begonnen werden, man braucht dafür noch die nötigen Genehmigungen der Behörden, sagte Garrett. In Betrieb gehen soll die Anlage 2012. Die Kosten werden derzeit auf 75 Mio. Euro geschätzt (+/- 10 %), die genaue Zahl werde man im Juni/Juli wissen.
Das 2007 gestartete Programm zur Fixkosten-Senkung hat 100 Mio. Euro gebracht, und nun "sitzen wir in einer sehr guten Position". Man habe das Sparprogramm 2007 begonnen "nicht weil wir die Krise erwartet hatten, die dann kam, sondern weil wir mit einem Überangebot auf dem Markt gerechnet hatten. Hätten wir die Krise vorausgesehen, wäre das Sparprogramm noch schärfer ausgefallen", räumte der CEO ein. Auf die Krise habe man außerdem reagiert, indem das höhere Management keine Gehaltserhöhungen bekommen habe und alle anderen Mitarbeiter nur minimale Erhöhungen.
Das laufende Geschäftsjahr 2010 wird nach Ansicht des Borealis-Vorstands noch schwieriger. "Man sieht zwar eine Erholung, aber die Wirtschaft ist noch immer nervös", sagte Garrett. Dazu kämen die genannten Investitionsprojekte, die zwar Kosten verursachen, aber noch keine zusätzlichen Umsätze generieren würden. Er wäre daher "mit einer schwarzen Zahl unter dem Strich" zufrieden, so Garrett.