Mega-Pleite

So geht's bei kika/Leiner jetzt weiter

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Neuer Eigentümer schließt 23 von 40 Filialen, kündigt fast Hälfte der Mitarbeiter. 

Irre Szenen am Freitag in Filialen von kika und Leiner quer durchs Land: Kunden drängten sich dicht an dicht, an den Kassen gab es teils Wartezeiten von über 1,5 Stunden. Beim Leiner in Steyr gab es Blockabfertigung beim Einlass - um 11.30 Uhr musste das Geschäft wegen Überfüllung kurzzeitig geschlossen werden. Grund für den Mega-Kundensturm ist der Total-Abverkauf an jenen Standorten von kika und Leiner, die vor der Schließung stehen. Dort gibt es seit gestern Rabatte bis zu 70 %auf alles.

So geht's bei kika/Leiner jetzt weiter
© ZOOM.TIROL

Viele Kunden hatten es vor allem eilig, noch in ihrem Besitz befindliche Gutscheine einzulösen.

Neo-Eigentümer Wieser haftet für Gutscheine

Denn der Neo-Eigentümer der maroden Möbelkette, Hermann Wieser, hat angekündigt, dass das Unternehmen Anfang kommender Woche Insolvenz anmeldet. Üblicherweise werden Gutscheine dann Teil der Insolvenzmasse und können von den Kunden nur als Forderungen angemeldet werden. Kika/Leiner verspricht jedoch, dass alle Gutscheine gültig bleiben, da Wieser über seine Gesellschaften die Haftung dafür übernehme.

Fortführung. Wieser, der kika/Leiner mit einem operativen Verlust von über 150 Mio. Euro übernommen hat, will das Unternehmen fortführen und im Rahmen des Sanierungsverfahrens neu aufstellen.

Das bedeutet einen drastischen Schrumpfkurs: 23 der 40 Filialen werden per Ende Juli geschlossen, knapp die Hälfte der Belegschaft muss gehen -das sind rund 1.900 von 3.900 Mitarbeitern. Um die Betroffenen werben jetzt Handelsketten wie Spar, Billa, Hofer, Lidl, dm mit Jobangeboten.

Vermietung. Die kika/Leiner-Immobilien hat René Benkos Signa an die Grazer Supernova-Gruppe von Frank Albert verkauft. Der Fachmarkt-Unternehmer hatte 2015 schon die Pleite-Kette baumax übernommen und dort meist OBI als Nachmieter in die Filialen gebracht. Die 23 kika/Leiner-Standorte, die schließen, werde man einzeln vermieten müssen, sagt er. Es gebe viele Interessenten, darunter Lebensmittelketten oder andere Möbelhäuser.
 

Der neue Eigentümer & Chef der Möbelkette 

An der Spitze von kika/Leiner steht jetzt wieder einer, der das Unternehmen gut kennt. Hermann Wieser war schon einmal, vor dem Benko-Einstieg, Geschäftsführer der Einrichtungskette. In der Branche ist der Manager bestens bekannt - öffentlich bleibt er lieber ein Phantom, nicht einmal ein Foto von ihm ist zu bekommen. Wieser wolle das nicht, lässt sein Sprecher ausrichten.

Mit dem Möbel-Business ist Wieser jedenfalls lange verbunden. Begonnen hat er einst bei Michelfeit. Später war er Gebietsleiter Ostösterreich bei XXXLutz, dann eben Chef von kika/Leiner. Auch in anderen Bereichen engagierte sich Wieser, den Möbeln blieb er aber stets treu. Das operative Geschäft des Pleite-Kandidaten kika/Leiner hat er nun um einen symbolischen Euro übernommen. Als neuer CEO steht er mit seinem Team (Gerrit Venter als Finanzchef, Alfred Draskovits als COO) vor einer Riesen-Aufgabe. In die Neuausrichtung des Traditions-Möbelhändlers will Wieser einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
 

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