WAZ-Gedankenspiel

Deutsche wollen Dichands Krone-Anteil

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Die deutsche WAZ-Verlagsgruppe plant neben der Installation eines geschäfsführenden Chefredakteurs den Abkauf der Dichand-Anteile an der "Krone". Eva Dichand wird eventuell in die Mediaprint entsendet.

Nach dem Tod Hans Dichands überlegt die deutsche WAZ-Verlagsgruppe die Installation eines geschäftsführenden Chefredakteurs in der "Kronen Zeitung". Das sagte WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus am Freitag. Die WAZ wäre auch bereit, die Anteile der Familie Dichand zu übernehmen, wie er sagte. Ein Ausstieg sei, wie schon vor Pfingsten betont, kein Thema für die WAZ. Unterdessen hat die WAZ bereits im Frühjahr wieder einen Geschäftsführer in der "Krone" eingesetzt.

"In der österreichischen Öffentlichkeit ist nicht aufgefallen, dass es seit mehreren Wochen einen weiteren Geschäftsführer in der 'Krone' gibt", sagte Nienhaus. Man habe den Justiziar der WAZ, Axel Kroll, auf diese Position gesetzt, kürzlich sei er auch im Handelsregister eingetragen worden. Gemeinsam mit dem für die Familie Dichand agierenden Wolfgang Altermann sei er nun Geschäftsführer für die Zeitung tätig. "Das entspricht der neuen vertraglichen Situation, dass die WAZ und die Familie Dichand jeweils einen Geschäftsführer entsenden dürfen", so Nienhaus. Hans Dichand hatte bis zu seinem Tod die Position des allein vertretungsberechtigten Geschäftsführers inne, eine Position, die nicht vererbbar war.

Österreicher soll geschäftsführender Chefredakteur werden

Nienhaus sieht auf Geschäftsführungsebene aktuell keinen Handlungsbedarf in der "Krone" für seine Verlagsgruppe: "Die WAZ-Positionen sind für das erste besetzt." Man überlege lediglich, nach dem Tod der journalistischen Überfigur Hans Dichand wieder einen geschäftsführenden Chefredakteur zu berufen. Dies ist eine Position, die die WAZ vorerst nicht besetzt hat, nachdem Hans Dichand seinen langjährigen Wegbegleiter Michael Kuhn von dort 2006 im Streit entfernt hatte. Die WAZ protestierte damals und brachte den Fall vor ein Schweizer Schiedsgericht, wo er immer noch liegt. Eine nächste Verhandlungsrunde ist im Herbst angesetzt. Wenn man erneut einen Chefredakteur entsenden würde, werde man "mit hoher Wahrscheinlichkeit" einen Österreicher berufen, sagte Nienhaus. Ob dieser gleichberechtigt mit dem amtierenden Chefredakteur Christoph Dichand wäre, müsse man sich im Detail ansehen.

Ein möglicher Wechsel in der Geschäftsführung vonseiten der Familie - kolportiert wurde in der Vergangenheit immer wieder ein geplantes Engagement von "Heute"-Chefin Eva Dichand - ist Nienhaus nicht bekannt, wie er betonte. "Was bei der Familie Dichand passiert, wissen wir nicht." Bei der Besetzung des Geschäftsführerpostens habe die WAZ aber ein Ablehnungsrecht, "wenn es berechtigte Gründe gibt".

Wird Eva Dichand in die Mediaprint entsendet

Auf die Frage, ob Eva Dichand im Fall des Falles als Krone-Geschäftsführerin von der WAZ akzeptiert würde, gab Nienhaus keine konkrete Antwort. "Wir werden uns nur mit einem neuen Geschäftsführer auseinandersetzen, wenn die Familie Dichand Vorschläge macht." Die "Krone"-Geschäftsführung ist dem Vernehmen nach aber nicht die einzige Position im "Krone"-Imperium, für die Eva Dichand in Frage kommen könnte. Kolportiert wurde auch ein anderes Szenario, wonach Eva Dichand in die Mediaprint entsendet werden könnte. Dort soll sie sich um das Anzeigengeschäft kümmern.

Sollte die Familie Dichand sich nicht über die Nachfolgeregelungen und die finanziellen Bedingungen des Erbes einig werden, stünde die WAZ auch als Käufer der Anteile bereit, wie Nienhaus betonte. Einen Kaufpreis nannte er nicht, allerdings werde man als Basis jene Vorschläge zugrunde legen, die Dichand senior in der Vergangenheit unterbreitet habe. Kolportiert waren dabei stets 130 bis 150 Mio. Euro worden. Demgegenüber habe die WAZ 200 Mio. Euro für ihre Anteile gefordert. Nienhaus gab zu den Zahlen keine Stellungnahme ab. Ein konkretes Angebot sei jedoch nie gelegt worden. Nienhaus betonte, dass man "die Lebensleistung von Hans Dichand, der ein herausragender Journalist war", würdige. Mit dem Aufbau der "Kronen Zeitung" zur gemessen an der Einwohnerzahl stärksten Zeitung der Welt habe er Großes geleistet.

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