Heimischer Investor startet Gutschein-Portal

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Das Wiener Startup "DealHamster" startet heute (24.9.) "größte Gutschein-Seite im Internet", wo Coupons für knapp 3 Mio. Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stehen.

"Bis man in Blogs, Foren oder auf anderen Internetseiten Coupons findet, dauert es ewig. Deshalb haben wir sie strukturiert und auf einer Plattform zusammengeführt", erklärt Markus Wagner, Gründer des österreichischen Inkubators i5invest.

Bisher seien rund 300.000 Euro in das Projekt investiert worden, in 18 Monaten will man die Gewinnschwelle überspringen. Dafür wären rund 4.000 Benutzer pro Tag notwendig, die sich einen Gutschein ausdrucken oder Rabattcodes in einem Online-Shop einlösen. Egal ob eine neue Digitalkamera angeschafft werden soll oder man zum Italiener ums Eck essen gehen wolle: Coupons würden "für fast alle Produkte und Dienstleistungen angeboten".

Um die Suche nach Angeboten in der Umgebung zu ermöglichen, seien die Gutscheine mit Geo-Daten versehen. Zudem erleichtere der Einsatz semantischer Technologien die kontextbezogene Abfrage, wodurch etwa auch Schnäppchen anderer Marken gefunden oder bei der Suche nach Reiseführern auch gleich Reisegutscheine angeboten werden könnten. Integrieren will man künftig außerdem Kundenrezensionen, Bedienungsanleitungen und Video-Trailer, die aus diversen Online-Quellen "eingesammelt" werden.

"DealHamster" durchforstet zum einen automatisch das Web nach Rabatten, wobei man hier auf die Erfahrung der Personensuchmaschine "123people" - eine weitere i5invest-Beteiligung - zurückgegriffen habe. Zweitens könnten Privatpersonen oder Shop-Betreiber selbst Gutscheine gratis einstellen und dadurch Promotionskosten sparen. Und drittens gebe es Kooperationen mit Medienpartnern, um bereits existierende Werbefelder besser zu vermarkten.

Bezirkszeitungen könnten beispielsweise neben dem Print- auch einen Online-Gutschein auf "DealHamster" anbieten und "dem Friseur oder Spengler ums Eck" dadurch einen Mehrwert bieten. Ausdruckbare Coupons in Onlinemedien sowie Rabattcodes sollen in Abhängigkeit vom Kontext und der geografischen Position des Nutzers angezeigt werden. Insgesamt würden dadurch entsprechende Netzwerkeffekte entstehen. "Zehntausend Testfahrten für ein neues Automodell an den Mann oder die Frau zu bringen, ist ansonsten gar nicht so einfach", erklärte Wagner.

Provisionen betragen drei bis sechs Prozent

Das Geschäftsmodell basiere vor allem auf der klassischen Verkaufsvermittlung über das Internet - also Provisionen für Klicks beziehungsweise Kaufabschlüsse. "Bei rund 80 Prozent der Gutscheine verdienen wir schon mit, die Provisionen betragen durchschnittlich zwischen drei und sechs Prozent des erzielten Umsatzes", so der Unternehmer. Außerdem könnten Anbieter ihre Darstellung auf der Plattform gegen Bezahlung verbessern. "Wir stellen aber nicht den Gutschein nach oben, an dem wir am meisten verdienen, sondern den für den Konsumenten besten", sagte der Internet-Entrepreneur.

Rechtsanwaltskanzleien würden für einen vermittelten Klienten bereits knapp 300 Euro in die Hand nehmen, Anbieter von Windschutzscheibenreparaturen rund 70 Euro, verwies Wagner auf die Lukrativität des Marktes. Auch für die Werber stehe zunehmend das Ergebnis im Vordergrund: "Die Firmen buchen nicht mehr einfach darauf los", ist der Investor überzeugt. Durch die ausdruckbaren Gutscheine liefere man ein messbares Instrument für die "Offline-Welt". Für Einzelhändler biete sich außerdem die Chance, die Kunden "online abzuholen und ins Geschäft zu bringen".

In den USA seien Gutscheine schon fest im Alltag verankert, "da gibt es in den Haushalten Schüsseln gefüllt mit Coupons". Rund 90 Prozent der Verbraucher würden Coupons nutzen oder im Internet nach Vergünstigungen suchen. Laut Studien habe das Volumen von entsprechend rabattierten Produkten und Dienstleistungen in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr rund 350 Mrd. US-Dollar (238 Mrd. Euro) betragen, so Wagner, der davon ausgeht, dass dieser Trend auch auf Europa überschwappt.

"In Deutschland sind im Vorjahr rund 8 Mrd. Gutscheine für Produkte verteilt worden. Da sind Rabatte für Dienstleistungen noch gar nicht mitgerechnet", erklärte Wagner. Umgelegt auf Österreich würde das etwa 100 Gutscheinen pro Einwohner und Jahr entsprechen.

Rund 1.200 Investment-Anfragen pro Jahr

i5invest dürfte sich bei Internet-Startups inzwischen einen Namen als Geldgeber, aber vor allem als Know-how- und Kontakt-Vermittler gemacht haben. "Bei uns sind im vergangenen Jahr rund 1.200 Anfragen wegen Investments eingelangt und es werden laufend mehr", sagte Wagner.

Interessiert sei man vor allem an Neugründungen und frühen Startups im Web-2.0-Bereich. "Wenn nur Geld notwendig ist, sind wir die Falschen", so Wagner. Neben "DealHamster" ist i5invest auch an einigen weiteren Internet- und IT-Unternehmen beteiligt. Von Vorteil seien dabei die Synergien zwischen den einzelnen Firmen.

Rund die Hälfte der Beteiligungen befinde sich bereits in der Gewinnzone. Als "Erfolgsgeschichte" sieht Wagner etwa "123people". Die Plattform sei inzwischen die größte Personensuchmaschine der Welt. Hierzulande ist 123people.at laut den August-Zahlen der Österreichischen Webanalyse (ÖWA) mit über 1,6 Mio. Unique Clients Nummer zwei hinter Herold.at mit rund 2,3 Mio.

Neustart für Online-Welt "Papermint"

"Noch nicht so gut" läuft es bei der Online-Welt "Papermint". Nachdem im Vorjahr zwei große Konzerne - darunter Microsoft - kurzfristig abgesprungen seien, habe man die geplanten Aktivitäten heruntergefahren und versuche nun einen Neustart im englischsprachigen Bereich. Dem Online-Reiseführer Tripwolf.com gehe es hingegen blendend.

Beim Internet-Portal "email charity", das Spendenorganisationen mehr Aufmerksamkeit verschaffen will, indem User Werbung in ihre persönliche E-Mail-Signatur integrieren, sei der Sprung nach Deutschland gelungen. "Allerdings sind wir auf kleiner Flamme gestartet", sagte Wagner. Anfangs habe man das Problem gehabt, durch das niedrige Volumen nicht relevant für Werber zu sein. Inzwischen würden pro Monat aber mehr als eine Million E-Mails mit den entsprechenden Bannern geöffnet.

Den Einstieg von Herold Business Data bei Tupalo.com, laut Eigendefinition ein "Gelbe-Seiten-Portal mit sozialem Touch", auf dem Restaurants, Hotels oder Geschäfte von den Internetusern bewertet werden, bezeichnete Wagner als "unglaublichen Startvorteil". Schließlich erhalte man dadurch Zugriff auf die "Gelbe-Seiten-Daten". Xendex, Anbieter von Handyspielen, sei "gut unterwegs". Allerdings gebe es am Gamingmarkt "viele Hochs und fürchterliche Tiefs". Deshalb habe man sich aus diesem Bereich eher wieder zurückgezogen.

Insgesamt hat i5invest rund 2 Mio. Euro in Beteiligungen investiert und weitere 6 Mio. an Fremdfinanzierung für die Startups aufgestellt. Wagner war Miteigentümer des österreichischen Mehrwertdiensteanbieters 3united, der vor rund 3,5 Jahren um 55 Mio. Euro an VeriSign verkauft wurde. Rund 8 Mio. Euro davon lukrierte der heute 31-Jährige. Anschließend gründete er den Inkubator i5invest mit Sitz in Wien, Salzburg und New York.

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