Telekom-Branche hat spannendes Jahrzehnt durchlebt

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Die heimische Telekom- und IT-Branche blickt auf ein gutes, aber hartes Jahrzehnt zurück.

Nach der Marktliberalisierung Ende der 1990er-Jahre starteten über hundert Festnetzanbieter, von denen gut zehn Jahre später drei große Player übriggeblieben sind: der Ex-Monopolist Telekom Austria, die niederländische UPC und die schwedische Tele2. Im Mobilfunk kam es ebenfalls zu einer Marktbereinigung. Die spanische Telefonica beendete ihr Österreich-Engagement bevor es noch so richtig begonnen hatte und der Hecht im Karpfenteich, tele.ring, wurde von T-Mobile übernommen.

Trotz eines intensiven Preiskampfes in Festnetz und Mobilfunk konnte sich die teilstaatliche Telekom Austria auch nach der Marktöffnung behaupten und Nummer 1 bleiben. Tausende Arbeitsplätze wurden allerdings abgebaut und noch immer hat die Telekom nach eigenen Angaben zu viele beamtete Beschäftigte im Festnetzbereich. Nach einen wahren Job-Boom gab es auch bei den Mitbewerbern Stellenstreichungen. Insgesamt war die Marktliberalisierung aber ein Segen für den Arbeitsmarkt und die Verbraucher. Die Preise im Festnetz sind seitdem deutlich gefallen und beim Mobilfunk gehört Österreich zu den günstigsten Ländern weltweit.

Außerdem wurde die Alpenrepublik dank der Mobilkom zu einer Mobilfunk-Größe in Südosteuropa, was nebenbei auch noch die Bilanzen und damit die Dividendenzahlungen der Mutter Telekom Austria auffettete. Versuche, die Telekom vollständig zu privatisieren, scheiterten. Gehandelt wurden die Schweizer Swisscom und die ägyptische Orascom, aber auch immer wieder die Deutsche Telekom, die hierzulande mit T-Mobile den zweitgrößten Mobilfunker stellt. Ex-T-Mobile-Boss Georg Pölzl ist mittlerweile Chef der teilstaatlichen Post AG.

Hype um UMTS

Zwei Großereignisse prägten die Telekombranche in diesem Jahrzehnt: Die Versteigerung der UMTS-Frequenzen und der Börsegang der Telekom Austria, an der der Staat noch 27 Prozent hält. UMTS galt als die Wundertechnik für den Mobilfunk schlechthin, atemberaubende Geschäftsmodelle begleiteten den Hype um die dritte Mobilfunkgeneration. 11,4 Mrd. Schilling (828 Mio. Euro) Euro flossen für die UMTS-Lizenzen in die Staatskasse, was folgte war der Katzenjammer bei den Mobilfunkanbietern. Die Kunden wollten nicht für Videotelefonie und Co. zahlen, ein Riesenflop zeichnete sich ab. Bis die UMTS-Datenkarten für Laptops auf den Markt kamen, innerhalb von ein paar Jahren den Internet-Festnetzzugang Konkurrenz machten und mehr Laptops als Stand-PCs verkauft wurden.

Doch nicht jeder konnte vom Internetboom profitieren. Als T-Online, Tochter der Deutschen Telekom, zum Jahrtausendwechsel startete, glaubte die Branche an einen Frontalangriff auf die Telekom. Vier Jahre später zog sich T-Online nach sehr bescheidenen Erfolgen vom österreichischen Markt zurück. Zurückgezogen haben sich auch Michael Gredenberg und Peter Augustin, Gründer des heimischen Internetpioniers Inode. Nachdem die beiden unkonventionellen und studentisch-spitzbübisch wirkenden Jung-Manager die Firma groß gemacht hatten, verkauften sie sie um knapp 95 Mio. Euro an UPC, um sich den Stränden der Seychellen und neuen Geschäftsideen zu widmen.

Handymastensteuer abgesagt

Eine neue Geschäftsidee hatte auch der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (V). Er wollte im Jahr 2005 eine Handymastensteuer einführen, um die Zahl der Masten zu reduzieren, wie er sagte. Kritiker hingegen vermuteten eine Geldbeschaffungsaktion für das Landesbudget. Am Schluss setzten sich die Mobilfunker durch, die Steuer kam nicht. Dafür sagten die Betreiber zu, sie würden einige Masten zusammenlegen.

Ein weit größerer politischer Aufreger war allerdings der mehrmalige Ministerwechsel im für den Telekombereich zuständigen Verkehrsministerium. 2000 trat Michael Schmid (F) das Amt an, um noch im gleiche Jahr und einige eigenartige Auftritte später über Nacht zurückzutreten. Seine Batterien seien leer, begründete er den Schritt. Ihm folgte Monika Forstinger, nach Eigendefinition ein FPÖ-Urgestein. Sie ließ mit einem Stöckelschuhverbot im Ministerium und einem Plan zur landesweiten Änderung der Telefonnummern aufhorchen. Nach heftiger medialer Schelte mied sie fortan Journalisten und schied nur 15 Monate später aus dem Amt aus.

Die Nachfolge trat Hubert Gorbach (zuerst FPÖ, dann BZÖ) an, dem weder eine Abneigung gegen Stöckelschuhe noch gegen ausgiebige Auftritte vor den Medien nachgesagt werden. Für Aufregung sorgte sein Wunsch nach einem Blaulicht für seinen Dienstwagen sowie ein Bewerbungsschreiben nach dem Ministerende an den britischen Finanzminister Alistair Darling ("Vorarlberg ist too small for me"). Mit dem Regierungswechsel von ÖVP/BZÖ zu SPÖ/ÖVP übernahm Doris Bures (S) das Monsterressort. Sie muss sich derzeit mit der heftigen Kritik der Mobilfunker an der Vergabe von zusätzlichen Mobilfunk-Frequenzen (der sogenannten "Digitalen Dividende") herumschlagen. Wobei ihr der Schuldenstand bei ÖBB und Asfinag und milliardenschweren Tunnelprojekte schwerer im Magen liegen dürfte.

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