Nach der Kritik des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) nimmt nun der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN Stellung.
Der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN kündigt in den nächsten Wochen knapp 300.000 Strom- und Gaskunden die Verträge, um mit 1. April "eine weitere Anpassung nach oben zu vermeiden". Betroffen sind nach Unternehmensangaben Optima Klassik-Tarife. Kunden erhalten per Einschreiben ein neues Angebot mit einem Jahr Fixpreis und Bindung. Sie müssen einem neuen Vertrag aktiv zustimmen, ansonsten wird die Energieversorgung mit Ende Juni eingestellt.
Betroffen sind laut EVN-Sprecher Zach fast 40 Prozent der Kunden des Energieversorgers. Optima Klassik-Tarife sind an die Österreichischen Strom- und Gaspreisindizes (ÖSPI & ÖGPI) gekoppelt und werden je nach Entwicklung dieser Werte zweimal pro Jahr angepasst, erläuterte das Unternehmen am Freitag. Damit sei die EVN mehreren Gerichtsentscheidungen nachgekommen, "bei Preisänderungen ihrer Optima Klassik-Tarife transparent und symmetrisch vorzugehen". Für 1. April wurde eine Erhöhung erwartet. Stattdessen werden nun die betroffenen Strom- und Gas-Tarife mit 30. Juni eingestellt.
Mehr dazu HIER: EVN kündigt knapp 300.000 Strom- und Gaskunden Verträge
300.000 Kunden gekündigt: Das sagt EVN
Die betroffenen Kunden werden per eingeschriebenen Brief über die Änderungen informiert. Kritik an der Methode kam vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) – jetzt nimmt die EVN dazu in einer Aussendung Stellung: "Einen vom VKI behaupteten gesetzlichen ´Versorgungsauftrag´ gibt es nicht und kann daher auch nicht für eine Beurteilung der Änderungskündigung ins Treffen geführt werden", betont EVN-Sprecher Stefan Zach.
VKI-Chefjurist Thomas Hirmke hatte zuvor kritisiert, dass es eine "Zumutung" sei, dass die EVN so viele Kundinnen und Kunden kündigt und ihrem Versorgungsauftrag so nun nicht mehr nachkommen würde.
"Wir laden die E-Control und den VKI gerne zu einem Gespräch ein, um eine rechtlich und betriebswirtschaftlich solide Vorgangsweise festzulegen. Andernfalls kommt die EVN KG um den Weg der Änderungskündigung nicht herum", sagt nun Zach.
Die EVN Energievertrieb GmbH & Co KG (EVN KG), ein Unternehmen der Energie Allianz Austria, möchte vermeiden, dass mit 1. April 2023 einige Tarife aufgrund der in den Lieferbedingungen vorgesehenen Indexanpassung stark erhöht werden – "für einen Durchschnittshaushalt sprechen wir beim Strom von rund 80% (Mehrkosten: ca. 80 Euro / Monat) und beim Gas von rund 60% (Mehrkosten: ca. 115 Euro / Monat)", so der EVN-Sprecher. "Ein automatischer Tarifwechsel in bestehenden Verträgen wurde vom VKI in der Vergangenheit aus rechtlichen Gründen angegriffen, weshalb die Kund*innen die neuen Verträge abschließen müssen."
"Fixpreis für 12 Monate garantiert"
Das Unternehmen habe ein Tarifmodell erarbeitet, das die Kosten für die Kunden weitgehend unverändert belasse, "einen Fixpreis für 12 Monate garantiert und für beide Vertragspartner Rechtssicherheit schafft", so Zach. Für das neue Angebot seien entsprechende Energiemengen eingekauft worden und für diese Kunden "zum aus heutiger Sicht bestmöglichen Preis gesichert." Damit werden für sie die Unsicherheiten auf den Energiemärkten für die nächsten 12 Monate ausgeschlossen und die Versorgungssicherheit gewährleistet, erklärt der EVN-Sprecher.
"Wir sehen den neuen „Optima Garant Natur 12“-Tarif als die beste Lösung für unsere Kundinnen und Kunden. In den nächsten 8 Wochen werden wir in jede Gemeinde Niederösterreichs kommen und vor Ort persönlich beraten", sagt Herwig Hauenschild, Geschäftsführer der Energie Allianz Austria.