Schuldenkrise

EU und Griechenland lehnen Umschuldung ab

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Der IWF dementierte einen entsprechenden "Spiegel"-Bericht.

Trotz des wachsenden Drucks der Finanzmärkte lehnen die Europäische Kommission und Griechenland eine Umschuldung der angeschlagenen Staatsfinanzen des Euro-Landes strikt ab. Es gebe keinen Grund für einen solchen Schritt, erklärte ein Kommissionssprecher am Samstag.

"Absolut nicht möglich"
Griechenlands Finanzminister Giorgios Papakonstantinou wurde noch deutlicher: "Das ist absolut nicht möglich", erklärte er am Rande einer Unternehmenskonferenz in Italien. "Wer über eine Umschuldung redet, hat nicht verstanden, dass die Kosten einer solchen Aktion die Vorteile bei weitem übertreffen würden."

IWF dementiert Bericht
Der Internationale Währungsfonds (IWF) wies einen Bericht zurück, wonach er zuletzt in Gesprächen mit europäischen Regierungen auf eine solche Entscheidung gedrängt habe. "Wir unterstützen die griechische Haltung gegen eine Umschuldung und die Entschlossenheit der Regierung in Athen, ihren Verpflichtungen vollständig nachzukommen", sagte ein IWF-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. "Alle Berichte, die anderes behaupten, sind falsch." An den Finanzmärkten wird erwartet, dass Griechenland unterm Strich um eine Umschuldung nicht herumkommt und damit die Investoren in Mithaftung genommen werden.

Das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete ohne Nennung von Quellen, der IWF habe seine Haltung geändert und trete inzwischen in Europa für eine Umschuldung Griechenlands ein. Demnach halten die IWF-Experten einen Schuldenschnitt für denkbar, ebenso wie eine Verlängerung der Laufzeiten von Staatsanleihen oder niedrigere Zinszahlungen. In allen drei Fällen müssen die Inhaber griechischer Anleihen auf einen Teil ihrer Rendite verzichten. Der IWF wolle, dass die griechische Regierung schon bald Gespräche mit ihren Gläubigern über eine Umschuldung aufnehme, hieß es weiter.

"Gibt keinen Grund, jetzt damit zu beginnen"
Die Beteiligten pochten dagegen auf ihre bisherigen Positionen: "Alle Unterstützungsmaßnahmen sind in Kraft und es gibt keinen Grund, jetzt damit zu beginnen, über die Möglichkeit einer Restrukturierung der griechischen Schulden nachzudenken", sagte der Sprecher der EU-Kommission. In deutschen Regierungskreisen wurde gleichfalls auf die Bemühungen verwiesen, Griechenland von seinem Schuldenberg herunterzuhelfen: "Mit der jüngst beschlossenen Zinssenkung und Kreditlaufzeitverlängerung hat Europa schon einiges dafür getan, dass Griechenland seine Schulden wie verabredet wird zurückzahlen können", hieß es. Auch das von der Regierung in Athen angekündigte Privatisierungsprogramm über 50 Milliarden Euro werde einen Beitrag dazu leisten. Europa und der IWF seien der Überzeugung, dass Griechenland, aber auch Irland ihre Schulden bedienen könnten, sagte ebenso der Chef des Euro-Rettungsschirms, Klaus Regling, der "Irish Times".

Griechen brauchten Milliardenkredit
IWF und Europäische Union haben Griechenland vor einem Jahr mit Milliardenkrediten unter die Arme gegriffen, weil das hoch verschuldete Euro-Land am Kapitalmarkt Risikoaufschläge in Rekordhöhe für seine Schuldenpapiere bieten musste und damit zahlungsunfähig zu werden drohte. Die EU-Staaten vereinbarten zuletzt einen langfristigen Rettungsmechanismus für angeschlagene Staaten. Wegen der Ungewissheit über eine Beteiligung privater Gläubiger an der Sanierung eines Staates haben die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Griechenland, Portugal und Irland zuletzt aber wieder schlechter beurteilt. Damit verteuert sich die Finanzierung des aufgenommenen Kapitals deutlich, was die Haushalte der Staaten weiter belastet.

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