Draghi-Aussagen belasten - Zurückhaltung vor US-Arbeitsmarktbericht.
Die europäischen Leitbörsen sind am Donnerstag einheitlich mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Euro-Stoxx-50 sank um 33,12 Einheiten oder 1,22 Prozent und ging bei 2.676,21 Zähler aus der Sitzung.
Am Nachmittag drehten die Indizes nach freundlichem Verlauf ins Minus ab, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzinssatz wie erwartet unverändert belassen, aber die Wachstumsprognosen für die Eurozone gesenkt hatte.
Konkrete Hilfe für die Wirtschaft hat EZB-Chef Mario Draghi vorerst nicht zu bieten. Die Geldpolitik werde so lange wie nötig locker bleiben, versprach der oberste Währungshüter. Zuvor hatte die EZB den Leitzins wie von Ökonomen erwartet auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent belassen.
Obwohl die konjunkturelle Lage im Währungsraum kritisch bleibe, deuteten die jüngsten Stimmungsdaten in Richtung einer moderaten Verbesserung, sagte Draghi. Die EZB sehe allerdings Abwärtsrisiken für das Wachstum im Euroraum, die schrittweise Erholung zum Jahresende hin dürfte nur schleppend vorankommen.
Diese Erwartung kommt auch in den aktualisierten Konjunktur- und Inflationsprognosen der Währungshüter zum Ausdruck: Demnach dürfte der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr bei 0,6 Prozent liegen. Bis dato hatte die EZB ein Minus von 0,5 Prozent vorhergesagt.
Viele Anleger hielten sich aber auch vor dem mit großer Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht zurück, hieß es von Marktbeobachtern. Der am Freitag anstehende monatliche Bericht könnte neue Spekulationen über die weitere Geldpolitik der US-Notenbank auslösen. Denn die Fed hatte ein Ende ihrer lockeren Geldpolitik an eine nachhaltige Konjunkturaufhellung und insbesondere an die Entwicklung am Arbeitsmarkt geknüpft. Die bereits am Berichtstag veröffentlichten wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenunterstützung bewegten die Märkte hingegen nur wenig.
Ein Branchenvergleich in Europa zeigte Banken und Versicherer als größte Verlierer. Auch Öl- und Rohstoffwerte verloren auf breiterer Front. Freundlich tendierten hingegen die Sektoren Telekom sowie Nahrungs- und Genussmittel.
Unter den Einzelwerten im Euro-Stoxx-50 büßten UniCredit 4,65 Prozent auf 4,10 Euro ein und Intesa SanPaolo verloren 4,49 Prozent auf 1,361 Euro. BBVA gaben um 1,85 Prozent auf 7,041 Euro nach. Societe Generale sanken 2,66 Prozent auf 29,615 Euro.
Auf der Gewinnerseite standen hingegen Danone mit einem Kursanstieg um 2,06 Prozent auf 56,50 Euro. Anheuser-Busch legten 0,94 Prozent auf 69,70 Euro zu. Bei den Telekomwerten verbesserten sich France Telecom um 0,50 Prozent auf 7,495 Euro.
Wegen technischer Probleme hat die Börse in Paris am Donnerstag eine Stunde verspätet geöffnet. Der Handel konnte erst um 10.00 Uhr aufgenommen werden. Betroffen waren auch alle anderen von NYSE Euronext betriebenen Börsen, darunter Amsterdam, Brüssel und Lissabon.