Fed liefert keine konkreten Hinweise auf Zeitpunkt der Zinswende.
Die US-Börsen haben am Mittwoch einheitlich tiefer geschlossen. Das mit Spannung erwartete Protokoll der jüngsten Sitzung der Zentralbank Federal Reserve stützte den Handel nicht dauerhaft. Die Notenbanker gaben keinen klaren Hinweis auf eine Zinserhöhung im September. Der Dow Jones schloss mit einem Minus von 162,61 Punkte oder 0,93 Prozent bei 17.348,73 Einheiten.
Der breiter gefasste S&P-500 Index verlor 17,31 Punkte oder 0,83 Prozent auf 2.079,61 Zähler. Der Nasdaq Composite Index fiel um 40,30 Einheiten oder 0,80 Prozent auf 5.019,05 Zähler.
Wie aus dem Protokoll hervorging, sieht die Fed zwar eine Verbesserung der Voraussetzungen für die Zinswende. Die meisten Notenbanker waren bei der Sitzung am 28. und 29. Juli aber der Ansicht, dass die Bedingungen für die ersten Zinserhöhungen seit der Finanzkrise noch nicht ausreichend gegeben seien. Der Arbeitsmarkt könne sich noch weiter verbessern. Außerdem müsse noch mehr Vertrauen aufgebaut werden, dass das Inflationsziel von zwei Prozent tatsächlich erreicht wird, hieß es im Protokoll, das von der Finanznachrichtenagentur Bloomberg überraschend rund eine Viertelstunde vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin publik gemacht worden war.
An den Märkten wurden die Notenbanker zunächst so interpretiert, dass eine Zinswende im September nun etwas unwahrscheinlicher geworden sei. Die Zinsen könnten also länger auf dem derzeitigen Tiefstand bleiben als viele Marktteilnehmer bisher angenommen haben. Dementsprechend gab der Dollar zum Euro nach - höhere Zinsen in den USA würden den Dollar attraktiver machen. Auch der Dow Jones grenzte seine Verluste zunächst klar ein. "Die Reaktion der Finanzmärkte ist eine Überreaktion", kommentierte der US-Chefökonom der UniCredit, Harm Bandholz, in einer ersten Reaktion, "schließlich lautet die Botschaft im Großen und Ganzen: Wir kommen voran!".
Dieser Interpretation schlossen sich die Anleger dann offenbar auch noch an. Nachdem er kurz an der Gewinnzone kratzte, drehte der Dow Jones wieder ab und fiel ungefähr auf das Niveau, auf dem er sich vor der Veröffentlichung des Protokolls befunden hatte. Impulse abseits der Fed blieben zur Wochenmitte weitgehend aus. Vor Handelsbeginn veröffentlichte Inflationsdaten für Juli zeigten einen minimalen Anstieg der Teuerung auf 0,2 Prozent im Jahresvergleich.
Auf Unternehmensseite zeigten sich die Ölwerte im Dow Jones von den jüngsten Lagerdaten deutlich belastet und schlossen am unteren Ende des Index. Die Papiere von Chevron fielen dabei um 3,03 Prozent, für Exxon-Titel ging es 2,14 Prozent abwärts. In der vergangenen Woche sind die Lagerbestände an Rohöl in den USA überraschend um 2,6 Millionen auf 456,2 Millionen Barrel gestiegen. Analysten hatten hingegen einen Rückgang um 820.000 Barrel prognostiziert.
Impulse kamen außerdem von Quartalsbilanzen: Die Baumarktkette Lowe's berichtete einen Umsatzrückgang und verfehlte beim Gewinn pro Aktie die Schätzungen von Analysten. Die Aktie schlossen mit einem Plus von 1,85 Prozent auf 74,37 Dollar allerdings klar fester.
Deutlich im Plus eröffneten auch die Aktien des Diskonters Target, nachdem dieser vor Handelsbeginn gute Quartalszahlen vorgelegt hatte. Nachdem sie im Verlauf zwischenzeitlich ins Minus drehten, kämpften sie sich im Späthandel wieder zurück und gingen schließlich um 0,71 Prozent höher bei 80,87 Dollar aus dem Handel.