Coronavirus

Trumps Infektion sorgt für Börsen-Sturz

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Weltweit reagieren die Börsen mit Verlusten auf die Nachricht, dass sich US-Präsident Donald Trump mit dem Corona-Virus angesteckt hat.

Japan. Die Corona-Infektion Donald Trumps sorgt nicht nur für mediales Echo - auch die Börse reagierte bereits. In Japan dreht der Nikkei-Index ins Minus, in Deutschland zeichnet sich ein schwacher Start ab - der Dax wird Berechnungen zufolge mit einem Minus von 1,1 Prozent in den Tag gehen. Derweil weiten die US-Futures aus die wichtigsten Indizes ihre Verluste aus. Die Futures auf den S&P 500, den Dow Jones und den Nasdaq-Index liegen allesamt rund 1,5 Prozent im Minus.

Berlin.
 Analysten sagen, was das für Finanzmärkte und Konjunktur bedeuten könnte:
 

 JULIAN WEE, ANLAGESTRATEGE, CREDIT SUISSE:

 
"Die erste Reaktion des Marktes war negativ, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich das als nachhaltig erweist. Letztendlich wird sich der Markt, wenn die anfängliche reflexartige Reaktion vorbei ist, wahrscheinlich darauf konzentrieren, was das für die Wahlen bedeuten könnte. Wir gehen von einer Wende zugunsten der Demokratie aus, was so ziemlich mit den jüngsten Umfragen übereinstimmt."
 

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
 

"Mit Trumps Ansteckung mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfs hat sich eine neue Quelle der Unsicherheit aufgetan. Die Finanzmärkte haben zu recht nervös reagiert. Denn der Verlauf von Trumps Erkrankung könnte den Ausschlag dafür geben, wer nächster US-Präsident wird. Dabei geht es um wichtige Weichenstellungen in der Wirtschaftspolitik - etwa um die Frage, ob Biden die Unternehmenssteuern wieder erhöht oder Trump seine Steuersenkungen dauerhaft macht.
 
Wenn Trump keine ernsthaften Symptome entwickelt, könnte er sich erst recht als starker Mann präsentieren und davon wie der brasilianische Präsident Bolsonaro profitieren. Wenn er dagegen ernsthaft erkrankt, dürfte es für ihn schwierig werden, seinen Rückstand gegen Joe Biden aufzuholen. Zum einen fiele er im Wahlkampf aus. Zum anderen würden ihm seine Gegner noch mehr vorwerfen, dass er das Virus verharmlost habe."
 

 THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

 
"Die Corona-Erkrankung kommt für den US-Präsidenten zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Gerade im Schlussspurt ist die volle Energie des Kandidaten gefordert. Welche Konsequenzen die Erkrankung für den Wahlausgang haben wird, hängt entscheidend von deren Verlauf ab. Sollte Donald Trump einen schwierigen Krankheitsverlauf erleiden, ist die Glaubwürdigkeit des Präsidenten endgültig beschädigt. Trump hat das Virus oftmals in seinen Auswirkungen heruntergespielt. Ein schwerer Krankheitsverlauf wäre also unter einer nüchternen Analyse gut für Joe Biden. An den Finanzmärkten könnte die Viruserkrankung des Präsidenten für Unruhe sorgen, wenn es zu einem schwierigen Krankheitsverlauf käme. Die ohnehin bestehenden Unsicherheiten würden dann nochmals zunehmen. Soviel steht fest, die Wochen vor den Wahlen werden turbulent."
 

THOMAS ALTMANN, QC PARTNERS:

 
"Die Börsen haben in einer ersten Reaktion geschockt auf den positiven Covid-19-Test von Donald Trump reagiert. Damit begibt sich einer der wichtigsten Politiker weltweit in Quarantäne und in den Krankenstand. Von Trumps Krankheitsverlauf wird jetzt abhängen, inwieweit er in die Amtsgeschäfte in den kommenden Wochen wahrnehmen kann. Die Auswirkungen sowohl auf die US-Politik, insbesondere bei der Verhandlung des nächsten Hilfspaketes als auch auf den US-Wahlkampf, können immens sein."
 

YAKO SERA, MARKTSTRATEGE SUMITOMO MITSUI TRUST BANK:

 
"Wenn Trumps Symptome mild sind und er sich schnell erholt, könnte seine Unterstützung zunehmen. So ähnlich geschah dies beim brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Allerdings schadet dies Trumps Fähigkeit, einen Wahlkampf zu führen, und die Zeit bis zur Wahl wird knapp.
 
Ob es Trump oder Biden ist, das größte Problem ist die Unsicherheit. Solange wir unsicher sind, wer die Wahl gewinnen wird, ist es für die Märkte schwierig, sich wirklich zu positionieren."
 

NAOYA OSHIKUBO, ÖKONOM SUMITOMO MITSUI TRUST:


"Trump ist in den Umfragen hinter Biden zurückgeblieben. Es ist ihm eindeutig nicht gelungen, den Abstand nach der ersten Fernsehdebatte zu verringern. Ich vermute, dass die Märkte zu der Ansicht neigen werden, dass Biden die Wahl wahrscheinlich gewinnen wird.
 
Was mich beunruhigt, ist, dass er noch aggressiver gegenüber China wird, nachdem er sich den Virus selbst eingefangen hat. Denn ich hatte den Eindruck, dass der britische Premierminister Boris Johnson nach seinem Covid-19-Virus noch anti-chinesischer geworden ist. Vorläufig wird es für die Finanzmärkte schwierig sein und im Risikomodus zu sein."
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