Die Euphorie der Anleger über den EU-Rettungsschirm lässt nach. Man fragt sich, ob ein Schuldenproblem tatsächlich mit neuen Schulden gelöst werden soll.
Die New Yorker Aktienbörse hat am Dienstag kurz nach Handelsbeginn mit tieferen Kursen tendiert. Bis 16.15 Uhr MEZ fiel der Dow Jones Industrial Index 43,46 Einheiten oder 0,40 % auf 10.741,68 Zähler. Der S&P-500 Index verlor 5,50 Punkte oder 0,47 % auf 1.154,23 Zähler. Der Nasdaq Composite Index reduzierte sich um 10,96 Punkte (minus 0,46 %) auf 2.364,71 Einheiten.
Unter den an der New York Stock Exchange gelisteten Titeln standen sich bisher 827 Gewinner und 1.918 Verlierer gegenüber. 122 Werte notierten unverändert. Bis zum oben genannten Zeitpunkt wurden rund 170,52 Mio. Aktien umgesetzt.
Euphorie legt sich wieder
Die nachlassende Euphorie der Anleger über einen Rettungsschirm für die Eurozone belastet auch die US-Börsen. Damit könnten sich die weltweit deutlichen Kursgewinne vom Vortag als Strohfeuer erweisen. Investmentstratege Paul Mendelsohn von Windham Financial Services bewertete den von der EU und vom Internationalen Währungsfonds aufgespannten Rettungsschirm kritisch: "Die Frage ist, ob es nicht ein moralisches Fehlverhalten begünstigt, wenn Regierungen nicht wirklich bereit sind, notwendige und extreme Maßnahmen zu ergreifen." Der Versuch, ein Schuldenproblem mit Schulden zu lösen, sei "kein gutes Rezept für eine langfristige Lösung".
Der US-Anleihenversicherer MBIA (minus 10,93 % auf 8,31 Dollar) ist im ersten Quartal erneut in die roten Zahlen gerutscht. Der Bondversicherer verbuchte unter dem Strich einen Verlust von 1,5 Mrd. Dollar nach einem Überschuss von 697 Mio. Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum. Der einst weltgrößte Bondversicherer erklärte das Milliardenminus unter anderem mit Verlusten in seinem Kreditderivate-Geschäft. Das Unternehmen war 2008 durch sein Engagement im Bereich von schlecht besicherten Hypotheken in den Strudel der Finanzkrise geraten.
Von Goldman Sachs (minus 0,59 % auf 142,98 Dollar) gab es indes positive Aussagen zur Geschäftsentwicklung. Das Handelsgeschäft der Investmentbank läuft so gut wie noch nie. Zum ersten Mal überhaupt hat die Bank an jedem einzelnen Geschäftstag im ersten Quartal Geld verdient. An 35 der 63 Arbeitstage hat sie mehr als 100 Mio. US-Dollar verdient - und nie weniger als 25 Mio.. Das geht aus einem Bericht hervor, den die unter Betrugsverdacht stehende Bank bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Goldman begründete den Erfolg mit einem robusten Risikomanagement und den in den ersten drei Monaten des Jahres boomenden Märkten.
Aktien von Ölkonzernen, die sich am Vortag gut geschlagen hatten, drohen angesichts des Preisrückfalls beim "schwarzen Gold" ebenfalls Verluste. Chevron fielen leicht um 0,15 % auf 79,77 Dollar, Exxon gaben um 1,10 % auf 64,51 Dollar nach.
Der Pharmakonzern Merck & Co (minus 2,25 % auf 33,48 Dollar) äußerte sich zu seinen Gewinnzielen für 2010 und teilte zudem mit, dass 20 Produktkandidaten kurz vor der Marktreife seien. Beim Biopharmaunternehmen Gilead Sciences gab indes der angekündigte Rückkauf eigener Aktien für bis zu fünf Mrd. Dollar den Titeln deutlichen Auftrieb (plus 4,03 % auf 39,92 Dollar).