Finanzkrisen dauern lange und verlaufen heftig

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Einer Studie internationaler Experten zufolge richten Finanzkrisen mehr Schaden an als allgemein erwartet. "Finanzkrisen kommen häufiger vor als die meisten Leute glauben, und führen zu größeren Verlusten als gedacht", erklärte Chefvolkswirt Stephen Cecchetti von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der die Untersuchung bei der jährlichen Fed-Konferenz vorlegte.

Bei einem Drittel von 40 untersuchten Krisen habe der Abschwung mindestens drei Jahre gedauert. Die Wirtschaftsleistung eines Landes sei dabei in einem Viertel der Fälle um mehr als 25 Prozent eingebrochen. Die Wirtschaft in den USA und Großbritannien werde erst Ende 2010 das Niveau aus der Zeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise erreichen, so Cecchetti, der die Studie mit den BIZ-Volkswirten Christian Upper und Marion Kohler gemacht hat. Spanien und die Niederlande hätten voraussichtlich noch länger mit der Krise zu kämpfen, Japan und Irland dürften sich dagegen schon früher erholen.

Weitere Abschreibungen drohen

Trotz sich verbessernder Konjunkturdaten rechnen die Berater von Bain & Company indessen für den Bankensektor noch mit erheblichen Auswirkungen der Finanzkrise. Gerade den europäischen Banken drohten weitere Abschreibungen, die noch einmal so hoch ausfallen könnten wie die bisher erfolgten, ergab eine Bain-Studie. Stark betroffen seien auch die deutschen Banken, die vor allem von der steigenden Zahl der Kreditausfälle bei Firmenkunden getroffen werden. Deutschlands Banken wird daher 2010 in diesem Segment ein negatives Ergebnis von 7 Mrd. Euro prophezeit.

Die französischen Banken werden nur 1,8 Mrd. Euro verlieren, die spanischen 400 Mio. und die britischen Konkurrenten sogar 3,4 Mrd. Euro Gewinn schreiben. Einzig Italien treffe es mit 4,9 Mrd. Euro erwartetem Verlust ähnlich hart wie Deutschland. "Die zweite Welle wird viele Institute in den Strudel reißen, die bisher noch relativ gut durch die Krise gekommen sind", sagte Bain-Partner Stefan Frank.

Konsolidierung im Fondsgeschäft

Den Gesamtabschreibungsbedarf der europäischen Banken im traditionellen Kreditgeschäft zwischen 2007 und 2010 beziffern die Berater auf bis zu 390 Mrd. Euro. Das deutsche Privatkundengeschäft werde darunter zwar auch leiden, insgesamt aber profitabel bleiben. Eine Konsolidierung erwarten die Berater im Fondsgeschäft und der Vermögensverwaltung. Die Erträge in diesem Segment dürften nach Einschätzung der Bain-Berater im aktuellen Jahr im Vergleich zu 2007 um 40 Prozent fallen, die Gewinne sogar um 80 Prozent.

Insgesamt rechnet Bain damit, dass der staatliche Einfluss im Bankensektor weiter steigen wird. Die Berater gehen von einer "tiefen, lang anhaltenden Staatsbeteiligung" und daraus resultierenden Veränderungen im Geschäftsmodell aus. So könnten die Banken gedrängt werden, mehr Kredite zu vergeben und sich zugleich aus anderen riskanten Geschäften zurückzuziehen. Zudem könnten sie gezwungen sein, weiter zu sparen und dabei im großen Stil Stellen abzubauen. Einen Verlust von mehr als 180.000 der derzeit knapp 700.000 Arbeitsplätze in der deutschen Finanzbranche hält Bain-Berater Frank für möglich.

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