Pleite-Welle schockt

2 von 3 haben Angst um Jobs

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Kritische Situation am Arbeitsmarkt - "Pleiten nur Spitze des Eisbergs"

Die große Angst geht um am heimischen Arbeitsmarkt. Kaum ein Tag vergeht ohne schockierende Pleite-Meldung: Niedermeyer (636 Mitarbeiter), der steirische Personaldienstleister MPS (800 Mitarbeiter), Schlecker-Nachfolger Dayli auf Schrumpfkurs (340 Mitarbeiter müssen gehen) – und allen voran der Rekord-Konkurs des Baukonzerns Alpine.

Allein bei der Alpine sind 5.000 Jobs an der Kippe
Knapp 5.000 Alpine-Jobs in Österreich wackeln. Und: Von den 1.400 Zulieferbetrieben seien 80 Firmen mit knapp 1.000 Mitarbeitern „ernsthaft“ gefährdet, in den Sog der Alpine-Pleite zu geraten, sagt der Kreditschutzverband von 1870.

Kein Wunder, dass sich immer mehr Österreicher große Sorgen machen. Laut einer aktuellen Umfrage des Kärntner Humaninstituts haben zwei von drei Österreichern konkret Angst, ihren Job zu verlieren. Nur jeder Vierte macht sich diesbezüglich gar keine Sorgen.

Nach den Gründen für die Jobangst befragt, nennen 92 % die aktuellen Firmenpleiten, 72 % machen die Wirtschaftskrise verantwortlich (Mehrfachnennungen waren möglich). „Entspannt“ sehen die Arbeitsmarktlage nur 7 %, 81 % bezeichnen sie als „angespannt“. 75 % sind der Ansicht, die Politik unternehme zu wenig, um Jobs zu erhalten.

Helmut Mahringer, Arbeitsmarktexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, sieht in den Firmenpleiten „nur die Spitze des Eisbergs“ (siehe Interview). Österreich befinde sich „in einer wirtschaftlich schwierigen Phase“. Mahringer rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit bei uns heuer über das Niveau des Krisenjahrs 2009 steigt.

ÖSTERREICH: Eine Groß-Pleite folgt der nächsten – machen Sie sich Sorgen um Österreichs Arbeitsmarkt?
Helmut Mahringer: Wir sind in einer wirtschaftlich schwierigen Phase und müssen mit weiter zunehmender Arbeitslosigkeit rechnen. Firmenpleiten sind da nur die Spitze des Eisbergs.

ÖSTERREICH: Im Mai waren rund 330.000 Menschen ohne Job. Sind es bald 400.000?
Mahringer: In den Wintermonaten sind wir bereits an dieser Marke, zählt man die Schulungsteilnehmer mit.

ÖSTERREICH: Wie schlimm wird es heuer noch?
Mahringer: 2013 wird die Arbeitslosigkeit bei uns höher als im Krisenjahr 2009.  

ÖSTERREICH: Aber im EU-Vergleich haben wir die niedrigste Arbeitslosenquote.
Mahringer: Das stimmt.  Und wir sind auch gut durch die Krise 2009 gekommen. Aber man lebt nicht nur vom Vergleich mit anderen. Die jetzige ungünstige Situation betrifft sehr viele Menschen.

Angela Sellner

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