Endverbraucher müssen trotz gesunkener Großhandelspreise mehr zahlen.
Gas und Strom sind nach Ansicht der Arbeiterkammer (AK) zu teuer. In den vergangenen zweieinhalb Jahren seien zwar die Großhandelspreise für Energie gesunken, nicht aber die Strom- und Gaspreise für die Konsumenten. Die Anbieter hätten ausreichenden Spielraum für Verbilligungen, erklärte die AK am Dienstag nach der Analyse der Preise von 14 Strom- und elf Gasanbietern.
Oesterreichs Energie, der Interessenverband der heimischen E-Wirtschaft, betonte dazu, die Strompreisentwicklung liege seit Jahrzehnten deutlich unter der Inflationsrate. AK-Forderungen nach einer Netzgebührenbefreiung oder Gratis-Strom seien mit dem liberalisierten Markt unvereinbar.
Strompreise
Von Juli 2008 bis Dezember 2010 sind laut AK die Großhandelspreise für Strom (gemäß dem ÖSPI) um 21,8 Prozent gefallen, dennoch hätten die meisten Lieferanten in dem Zeitraum ihre Preis erhöht. Die deutlichsten Erhöhungen gab es demnach bei der Energie AG OÖ mit +28 Prozent, der Linz Strom mit +27,8 Prozent, dem Verbund mit +21,7 Prozent, der EVN mit +21,6 Prozent und bei Wien Strom mit +18,6 Prozent. Die anderen untersuchten Anbieter hätten die Preise zwischen 5 und 14 Prozent erhöht, gleich geblieben seien sie bei Kelag, Energie Klagenfurt, Steweag-Steg und Energie Graz.
Gaspreise
Bei Erdgas sank der Großhandelspreis laut AK seit Juli 2008 um 15,6 Prozent. Dennoch habe die Mehrheit der unter die Lupe genommenen Lieferanten die Preise für die Verbraucher erhöht: die Steirische Gas Wärme um +17,2 Prozent, die Energie Klagenfurt um +14,4 Prozent und die Kelag um +13,4 Prozent. Die übrigen überprüften Anbieter hätten zwischen 3 und 9 Prozent angehoben. Gesenkt hätten die Preise im Erhebungszeitraum: die Begas um -12,3 Prozent, die Vorarlberger VEG um -7,4 Prozent und die Wien Energie um -4,6 Prozent.
Netzgebührenbefreiung
Damit Energie auch für einkommensschwächere Menschen leistbar ist, verlangt die AK einen eigenen jährlichen Bericht zur Energiearmut durch den Regulator, die E-Control, sowie eine Netzgebührenbefreiung. Wer seine Stromrechnung nicht zahlen könne und wem eine Stromabschaltung drohe, der solle ganz oder teilweise von den Strom-Netzgebühren befreit werden, wie das sozialpolitisch bereits bei der Telefongrundgebühr oder den Rundfunkgebühren üblich sei.
E-Wirtschaft: Preise real gesunken
Zur Preis-Kritik der AK betont die E-Wirtschafts-Vertreterin, dass die Endkundenstrompreise in Österreich zwischen 1986 und 2009 real um 12 Prozent gesunken seien: Bei einer Inflationsrate von insgesamt 64 Prozent seien nämlich die Strompreise nur um 42 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum hätten sich die Energiekosten insgesamt um 59 Prozent verteuert. Auch im Jahresvergleich von Jänner 2009 auf 2010 sei der Strompreis für Haushaltskunden in Österreich bei einer Inflation von 1,2 Prozent nur um 0,75 Prozent gestiegen. Strom sei daher "sicher kein Preistreiber", sondern dämpfe die allgemeine Teuerung, so Schmidt.