Bankier Gotti Tedeschi neuer Chef der Vatikanbank

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Nach 20 Jahren ist es am 23. September an der Spitze der Vatikanbank IOR zu einer Wende gekommen. Die für den Aufsicht des IOR zuständige Kommission unter dem Vorsitz des vatikanischen Staatssekretärs, Kardinal Tarcisio Bertone, hat den IOR- Präsidenten, Angelo Caloia, ausgewechselt und ihn mit dem italienischen Bankier Ettore Gotti Tedeschi ersetzt.

Das teilte der Vatikan am 23. September mit. Auch die Mitglieder des Aufsichtsrates wurden ausgewechselt. Der 63-jährige Gotti Tedeschi, der als Kommentator für die vatikanische Tageszeitung "L'Osservatore romano" über wirtschaftliche Themen schreibt, ist derzeit als Vertreter der spanischen Bank Santander in Italien aktiv. Er doziert Ethik der Finanz an der katholischen Universität in Mailand. Mit dem Schriftsteller Rino Cammilleri hat Gotti Tedeschi das Werk "Denaro e Paradiso" (Geld und Paradies) geschrieben. Ihm werden beste Beziehungen zum Staatssekretär Bertone nachgesagt.

Das "Institut für religiöse Werke" (IOR) legt traditionell weder Bilanzen noch Rechenschaftsberichte vor. Eigentümer der Bank ist der Pontifex selbst, der auch die Gewinne für sich beansprucht. Mehr als einmal waren unsaubere Finanzgeschäfte des IOR in der Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten. Caloias Mandat wäre eigentlich erst im März 2011 ausgelaufen. Caloia soll weiterhin als Berater des Vatikanstaates tätig bleiben.

1887 hatte Papst Leo XIII. als Reaktion auf die Zerschlagung des Kirchenstaats die Bildung des Geldinstituts angeordnet. Papst Pius XII. machte es 1944 zu einer echten, eigenständigen Bank. Heute arbeitet die Vatikanbank mit eigenem Vermögen und auf eigene Rechnung im Auftrag des jeweiligen Papstes. Die Vatikanbank IOR beschäftigt 130 Personen und verwaltet 40.000 Bankkonten.

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