Österreichische Stoffhändler leiden bereits massiv unter höheren Preisen.
Wenn der stetig ansteigende Baumwollpreis im nächsten halben Jahr nicht "signifikant" sinkt, wird sich das ab nächstem Jahr auf die Preise für Bekleidung auswirken. Das sagte Reinhard Backhausen, Präsident des Fachverbandes für Textil- und Bekleidungsindustrie in der Wirtschaftskammer. An der Baumwollbörse in Bremen ist der Index, der die billigsten Sorten verschiedener Qualitäten beinhaltet, binnen Jahresfrist von 68,60 US-Cent pro Pfund Baumwolle auf 109,4 Cent pro Pfund gestiegen. Österreichische Firmen in der Textilindustrie leiden bereits massiv unter der Verknappung des Rohstoffs.
Für Modehändler werde es extrem schwierig zu kalkulieren, erläuterte Branchensprecher Backhausen: Sie könnten Preissteigerungen nicht 1:1 an die Kunden weitergeben. "Wir müssen zunächst einmal abwarten", so Backhausen. Wenn die Preise im nächsten Halbjahr nicht deutlich sinken, werde es zur Jahreswende, jedenfalls aber im nächsten Kalenderjahr, zu Preiserhöhungen für die Endkunden kommen.
Um bis zu 80% gestiegen
Die Preise für Baumwolle seien in den vergangenen 12 Monaten um 70 bis 80 % gestiegen, so Backhausen. "Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Solche Preissteigerungen hatten wir zuletzt vor 20 Jahren", sagte Jörg Büsel, Geschäftsführer des Vorarlberger Stoffproduzenten Feinjersey. Seine Einkaufspreise für Garne seien um 25 bis 35 % gestiegen. "Eigentlich müssten wir auch die Preise für unsere Kunden um 15 % erhöhen", so Büsel. Preissteigerungen in dieser Höhe würden seine Kunden jedoch selten akzeptieren. Einige habe er wegen der höheren Preise bereits verloren. Feinjersey beliefert unter anderem österreichische Unternehmen wie den Wäschehersteller Triumph, den Sportmodenmacher Skinfit oder den Konfektionär Trend Fashion, der unter anderem an den Wäschehersteller Palmers weiterverkauft.
Die Weberei der Linz Textil spürt die Preiserhöhungen ebenfalls stark. "Die Rohstoffkosten machen etwa 65 % unserer Kosten für die Herstellung der Gewebe aus", sagte Gerhard Weinzierl, Weberei-Chef des Konzerns. Preiserhöhungen würden sich dementsprechend stark auswirken. Die aktuell hohen Preise haben laut Branchensprecher Backhausen mehrere Gründe: Zum einen steige die Nachfrage stark, zum anderen sei das Angebot aufgrund von Missernten (etwa durch die Überschwemmungen in Pakistan) und Verschiebungen in der Anbaufläche (hin zu Produkten wie Soja), geringer. Die Nachfrage steige vor allem in China rasant. China ist laut Backhausen der größte Baumwollproduzent weltweit, importiert aber zusätzliche Mengen.
Besonders schwierig, die Preiserhöhungen nicht an die Kunden weiterzugeben, sei es für jene Unternehmen, die in der Wirtschaftskrise ihre Lager leergeräumt haben und nun zu teureren Preisen einkaufen müssen, so Backhausen. Das trifft etwa auf den Vorarlberger Stoffhersteller Getzner Textil zu. "Alle Lager sind aufgebraucht, wir starten quasi bei Null in die nächste Erntesaison", sagte Gerald Forstner, der für das Unternehmen im Einkauf tätig ist. Die Erntesaison beginnt im Herbst. Laut der Börse in Bremen werden die ersten Auslieferungen etwa zur Jahreswende erfolgen.