Volksbanken-Deal

BAWAG ist bei der ÖVAG fast am Ziel

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Für die Volksbank AG (ÖVAG) werden die Weichen für eine Fusion mit der in Cerberus-Besitz befindlichen BAWAG gestellt. Inoffiziell sei die Fusion der beiden Großbanken paktiert, die Due Diligence-Phase laufe seit Wochenbeginn, schreibt das "Format". Bis Juni könnte der Deal unterschriftsreif sein. Für den Fall, dass der Finanzminister für die ÖVAG hingegen eine Bankenrettung anordnen müsste, bereiteten RZB und Erste Group Notfallpläne für die ÖVAG vor.

Nach Magazin-Informationen hat ÖVAG-Vizechef Michael Mendel am Montag die Vertreter von Notenbank und FMA von seinen Gesprächen mit Cerberus in den USA informiert. "Es schaut gut aus", wird Mendel nach seinem "Oster-Besuch" in New York zitiert.

ÖVAG-Sprecher Walter Gröblinger dementiert den Format-Bericht allerdings: "Eine Fusion mit der BAWAG ist keinesfalls paktiert. Wie bereits mehrfach betont, führen wir eine Reihe von Gesprächen mit potentiellen Partnern."

70 Experten tüfteln jedenfalls auf beiden Seiten an dem Projekt. Die Datenräume sind seit Wochenbeginn für beide Seiten offen, die Aufträge an die jeweiligen Beratungsgesellschaften erteilt.

Für die Volksbanken soll KPMG die BAWAG-Bücher unter die Lupe nehmen. Umgekehrt wird Deloitte für Cerberus prüfen. Böse Überraschungen würden am ehesten im riesigen BAWAG-Portfolio an strukturierten Produkten vermutet. In der ÖVAG wiederum gilt die Investkredit als Sorgenkind. Mit mehr als 300 Mio. Euro hätten hier voriges Jahr Risikovorsorgen für Unternehmensfinanzierungen die Bilanz belastet.

Für die ÖVAG-Ostholding Volksbank International soll es hingegen ebenso ausländische Kaufinteressenten geben wie für die Immobilientochter Europolis.

Merger auf Augenhöhe

Die ÖVAG wird momentan auf 700 Mio. Euro taxiert, die BAWAG auf rund 750 Mio. Euro. Experten reden deshalb von einem "Merger unter Gleichen". Beide machten 2009 noch Verluste. Wer die unternehmerische Führung in einer fusionierten Bank erhalte, werde von den jeweils besseren Argumenten abhängen.

Auf Volksbanken-Seite verhandelt dazu das Investmenthaus Lazard, für Cerberus bzw. BAWAG gehen dem Magazin nach die M&A-Berater von Goldman Sachs und Morgan Stanley ins Rennen.

Sie müssen eine Konstruktion erfinden, die von den EU-Wettbewerbshütern akzeptiert wird, zumal beide Häuser Staatshilfe erhalten haben und strengen Auflagen unterliegen. Auch mit kartellrechtlichen Einwänden rechneten die Juristen auf beiden Seiten (Schönherr für ÖVAG, Wolf Theiss für die BAWAG) nicht.

Die Politik in Österreich will eine Konsolidierung am Bankenmarkt. Gemeinsam kämen beide Häuser auf eine Bilanzsumme von 95 Mrd. Euro und in etwa 14.000 Mitarbeiter im In- und Ausland. Filialschließungen in großem Stil stünden nicht an, wohl aber Zusammenlegungen von Verwaltung und Töchtern (darunter Fondsgesellschaften). Dass die BAWAG Versicherung zur Gänze an die Generali Versicherung gehen soll, wird in der Branche als Schritt in diese Richtung gewertet. Auch mit der Markenvielfalt werde es ein Ende haben.

Sollte es nichts aus einer solchen Lösung werden, würde der Finanzminister im Notfall Raiffeisen und Erste Group zur ÖVAG-Rettung verpflichten. Eine Komplettübernahme kommt wie berichtet für beide aber nicht in Frage, vielmehr wäre dies die Zerschlagung der ÖVAG.

In der heutigen "Presse" hat der ehemalige Finanzminister und heutige BAWAG-Miteigentümer Hannes Androsch nur Teile der ÖVAG als interessant für die BAWAG bezeichnet, eine Verschmelzung aber nicht: "Eine Fusion beider Institute macht meiner Ansicht nach keinen Sinn." Ideal wäre laut Androsch jedoch die Übernahme von Teilen der ÖVAG-Tochter Investkredit.

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