Konjunktur schwächelt

Bernanke: Euro-Krise Gefahr für US-Wirtschaft

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Fed-Chef kündigte aber keine konkreten Maßnahmen an.

Die US-Notenbank plant zur Enttäuschung der Finanzmärkte zunächst keine milliardenschweren neuen Wertpapierkäufe. Zentralbank-Chef Ben Bernanke gab bei der halbjährlichen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats am Dienstag jedenfalls keine konkreten Hinweise auf künftige Maßnahmen und schickte damit unter anderem den Dow Jones-Index an der Wall Street und den Dax in Frankfurt abwärts. Zugleich betonte Bernanke aber, die US-Notenbank sei grundsätzlich bereit, die schwächelnde Konjunktur und den lahmenden Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten zu stützen.

Der Euro gab nach den Bernanke-Aussagen etwas nach. "Die Fed schaut sich eine ganze Reihe möglicher Instrumente an, um die Konjunktur zu stimulieren, (...) sollte ein weiterer Stimulus nötig sein", sagte Bernanke. "Es ist sehr wichtig, dass wir nachhaltige Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt sehen und eine deflationäre Entwicklung vermeiden. Darauf werden wir achten."

Vor der Anhörung war an den Finanzmärkten darauf spekuliert worden, dass Bernanke eine dritte Runde von Anleihekäufen - im Fachjargon QE3 genannt - andeuten könnte. Bernanke blieb jedoch eher theoretisch und erklärte den Senatoren, die Fed könne - wenn sie denn ihre Geldpolitik lockern wolle - erneut Staatsanleihen oder abermals Immobilienpapiere kaufen. Zugleich könnte an den Möglichkeiten der Banken, sich bei ihr kurzfristig Geld zu leihen, geschraubt, diverse neue Kommunikationsinstrumente genutzt oder aber der Zins verringert werden, den sie Banken zahlt, die Geld bei ihr parken.

Enttäuscht zeigte sich Bernanke über die Schwierigkeiten des Arbeitsmarktes, die Krise hinter sich zu lassen. Außerdem entwickle sich die Wirtschaft deutlich gedämpfter als erhofft - das zweite Quartal sei in den USA klar schwächer gewesen als die ersten drei Monate des Jahres. Die Erholung werde weiterhin vor allem vom schleppenden Kreditfluss und den Unsicherheiten über die Finanzpolitik behindert, sagte der Fed-Chef.

Darüber hinaus sieht Bernanke in der Schuldenkrise in Europa eine der größten Gefahren für die US-Wirtschaft. Er stehe daher mit den europäischen Notenbanken wie der EZB und der Bank von England in engem Kontakt, um die Widerstandsfähigkeit des US-Finanzsystems im Ernstfall erhöhen zu können, sagte er am ersten Tag seiner zweitägigen Anhörung vor dem Kongress. Am Mittwoch wird Bernanke den Abgeordneten des Repräsentantenhauses, der zweiten Kammer des US-Kongresses, Rede und Antwort stehen.

Die Fed hat im Laufe der inzwischen fast fünf Jahre alten Krise ihren Leitzins auf null gekappt und für 2,3 Billionen Dollar (1,9 Bill. Euro) Staatsanleihen und andere Wertpapiere gekauft. Mit dem auf diese Weise geschöpften Geld hat sie zwar das Finanzsystem stabilisiert und die Wirtschaft vor Schlimmerem bewahrt, aber die Krise sitzt den USA noch immer tief in den Knochen. So liegt etwa die Arbeitslosenquote mit mehr als acht Prozent immer noch auf einem für die Vereinigten Staaten im langjährigen Vergleich sehr hohen Niveau. Zudem kommt der Immobilienmarkt, wo die Krise einst begann, nicht wieder auf die Beine. Viele Amerikaner haben nicht nur ihren Job verloren, sondern auch ihr Eigenheim.
 

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