EZB-Pfandbriefe: Verhaltener Programmstart

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Die EZB hat es zu Beginn ihres mit Spannung erwarteten Programms zum Ankauf von Pfandbriefen nicht eilig. Zu Wochenbeginn seien Pfandbriefe (Covered Bonds) im Volumen von 23 Mio. Euro am Finanzmarkt gekauft worden. Analysten äußerten sich erstaunt, dass die Summe so niedrig ausfiel.

Insgesamt will die EZB in den kommenden zwölf Monaten Pfandbriefe im Volumen von bis zu 60 Mrd. Euro am Markt erwerben. Sie will regelmäßig über ihre Eingriffe in den Handel berichten, mit einer Zeitverzögerung von zwei bis drei Tagen. Wenn sie allerdings das Programm wie angekündigt nach einem Jahr abgeschlossen haben will, wird die EZB einen Zahn zulegen müssen. Bei grob gerechneten 250 Arbeitstagen in zwölf Monaten muss sie nämlich pro Tag Pfandbriefe für 240 Mio. Euro kaufen.

Franz Rudolf von der italienischen Großbank Unicredit sagte, er könne sich keinen Reim darauf machen, warum die EZB so vorsichtig agiert hat. "Das ist die Größe eines einzelnen Handelsgeschäfts und zwar eines kleinen. Die Summe ist so klein, dass sie sich schwer interpretieren lässt." Sylvain Broyer von der französischen Investmentbank Natixis vermutet, dass die EZB bei relativ kleinen Kaufsummen pro Tag bleiben wird: "Die EZB wird kontinuierliche Schocks geben, keine großen Schocks, aber sie wird den Markt wieder beatmen."

Markt soll getestet werden

Viele Experten gehen davon aus, dass die Notenbanken der 16 Euro-Länder, die zusammen mit der EZB in Frankfurt an dem Kaufprogramm teilnehmen sollen, den Markt zunächst testen wollten und in den kommenden Tagen und Wochen deutlich stärker zulangen werden. Nach Ansicht des Pfandbriefexperten der BHF-Bank, Heiko Langer, hat das Programm schon vor seinem Start seinen Zweck teilweise erfüllt: "Der Einfluss war sehr signifikant, schon bevor die Notenbanken überhaupt begonnen haben."

Ziel des im Mai angekündigten Programms ist es, den von der Finanzkrise hart getroffenen Markt für Covered Bonds zu stützen. Viele Banken benutzen zu ihrer Refinanzierung Pfandbriefe, die als besonders sicheres, dafür aber renditearmes Investment gelten. Bereits die Ankündigung des EZB-Programms im Mai hatte zu zahlreichen Neuemissionen von Pfandbriefen geführt. Weitere sollen folgen.

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