Fed-Chef Bernanke für zweite Amtszeit bestätigt

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Ben Bernanke steht vier weitere Jahre an der Spitze der mächtigsten Notenbank der Welt. Der US-Senat votierte trotz teils harscher Kritik von Demokraten wie auch Republikanern für eine zweite Amtszeit des 56-Jährigen als Chef der Federal Reserve (Fed).

Geschlossen fiel die Unterstützung aber nicht aus: Für den früheren Princeton-Professor, der als einer wichtigsten Architekten des Kampfes gegen die Finanzkrise in den USA gilt, stimmten am Donnerstag lediglich 70 Senatoren, 30 lehnten eine Bestätigung ab.

Nun also darf "Helikopter-Ben", wenn auch angeschlagen, weiter fliegen. So wird Bernanke scherzhaft wegen seiner auf Nobelpreisträger Milton Friedman zurückgehenden geldpolitischen Strategie genannt. Diese besagt, im Krisenfall die Geldmenge massiv auszuweiten und - bildlich gesprochen - Geld aus dem Helikopter abzuwerfen im Kampf gegen Deflation und Kreditklemme. Genau dies hat der Spezialist für die Große Depression der 30er-Jahre im Kampf gegen die schwerste Rezession seit damals in den beiden vergangenen Jahren auch getan.

"Bernanke spielte herum"

Um den früheren Wirtschaftsprofessor gab es Diskussionen. "Bernanke spielte herum, während unsere Märkte brannten", sagte der republikanische Senator Richard Shelby kurz vor der Abstimmung. "Die Führung von Ben Bernanke ist in nicht geringem Maße dafür verantwortlich, dass eine Katastrophe vom Ausmaß der Großen Depression vermieden wurden", hielt der Chef des einflussreichen Bankenausschusses des Senats, Christopher Dodd, dagegen. Elf Demokraten hatten gegen eine Bestätigung Bernankes gestimmt.

Kritiker werfen der Federal Reserve vor, ihre Aufgaben bei der Bankenaufsicht vernachlässigt zu haben und so die Krise mitverursacht zu haben. Andererseits habe sie Finanzinstitutionen wie den Versicherungsriesen AIG, die durch eigenes Verschulden an den Rand des Abgrunds geraten waren, mit gigantischen Summen gerettet. Bernanke wird zudem angelastet, zu Beginn des Jahrtausends die lockere Geldpolitik seiner Vorgängers Alan Greenspan unterstützt und damit die Saat für die verheerende Krise gelegt zu haben.

Schwierige Aufgaben

Die Zentralbank steht angesichts des Beginns der Konjunkturerholung nun vor immensen Aufgaben: Nach dem Öffnen aller geldpolitischen Schleusen muss sie die Zügel straffen, ohne die Wirtschaftserholung nach der Krise abzuwürgen. Zugleich darf sie nicht zu lange mit dem Beginn des Ausstiegs aus den Hilfsprogrammen warten, um nicht die Basis für eine weitere Blase zu schaffen.

Unter der Führung Bernankes drückte die Fed als Reaktion auf die schwerste Finanzkrise seit der Großen Depression vor 80 Jahren nicht nur den Leitzins auf ein historisches Tief von knapp über null Prozent. Die Notenbank pumpte zudem Billionen von Dollar in das Finanzsystem, legte zahlreiche Darlehensprogramme auf und versuchte mit allen Mitteln, den Kreditfluss wieder in Gang zu bekommen.

Bernanke erzielte bei der Abstimmung am Donnerstag ein noch schlechteres Ergebnis als Paul Volcker, der wegen seines massiven Vorgehens gegen die Inflation in den späten 70er Jahren und der daraus folgenden Rezession massiv in der öffentlichen Kritik gestanden hatte. Bei der Wahl Volckers für eine zweite Amtszeit 1983 votierten immerhin noch 84 Senatoren. Der Ex-Zentralbankchef ist mittlerweile einer der wichtigsten Wirtschaftsberater Obamas.

Obama unterstützt Bernanke

Die Bestätigung Bernankes, den noch Präsident George W. Bush an die Spitze der Fed geholt hatte, war vorige Woche noch einmal zur Zitterpartie geworden, nachdem sich zwei Senatoren der Demokraten gegen eine Wiederwahl ausgesprochen hatten. US-Medien mutmaßten, dass die beiden Politiker, die selber um ihre Wiederwahl bangen müssen, Kapital aus dem Unmut der Bürger über die Bankenrettungen durch die Fed Kapital schlagen wollten. Das Weiße Haus hatte sich daraufhin demonstrativ hinter Bernanke gestellt und erklärt, Präsident Obama denke "nach wie vor, dass er die beste Besetzung für den Posten ist".

In der Fachwelt ist Bernanke wegen seiner Forschungsarbeit über die Ursachen der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre hoch angesehen. Der Fed-Chef war im Dezember vom angesehenen US-Nachrichtenmagazin "Time" zur "Person des Jahres" 2009 gekürt worden. "Die Rezession war die Story des Jahres. Ohne Ben Bernanke (...) wäre alles viel schlimmer gekommen", hieß es zur Begründung.

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