Die Branche der Finanzinvestoren wirkt nach 2 Jahren Krise schon wieder recht fidel. Auf der jährlichen Branchenmesse mit dem vielversprechenden Namen "SuperReturn" ("Super-Rendite") stoßen zufriedene Firmenjäger auf die ersten größeren Übernahmen an. Einige hoffen gar auf eine neue "Goldene Ära" für die vielerorts als "Heuschrecken" gebrandmarkten Beteiligungsfirmen.
Doch zum Aufatmen ist es noch zu früh: Wenn die Investoren Ende der Woche Berlin verlassen und in ihre Büros zurückkehren, wartet an vielen Baustellen Arbeit auf sie. Kaufziele gibt es kaum, Schnäppchen schon gar nicht, Börsengänge sind nicht in Sicht, Banken und andere Geldgeber bleiben knauserig und die Renditen schmelzen dahin.
"Die Krise ist noch nicht vorbei", fasst es Norbert Reis, Partner des US-Finanzinvestors Carlyle zusammen. Die Banken müssten noch einiges ausschwitzen, bevor deren Schrumpfkur beendet sei. Solange dürfte den Beteiligungsfirmen das fehlen, was sie so dringend brauchen wie Autos Benzin: Kredite zur Finanzierung ihrer Übernahmen und zur anstehenden Refinanzierung ihrer stark verschuldeten Unternehmen.
Denn das Private-Equity-Geschäft basiert darauf, den gekauften Firmen hohe Schulden aufzubürden und damit die Renditen auf das eigene Kapital zu erhöhen. Doch diese Strategie funktioniert nicht mehr wie früher, ein grundlegendes Umdenken ist gefragt, wie selbst alte Haudegen der Branche einräumen. "Die konventionellen kreditfinanzierten Übernahmen in großem Stil sind für längere Zeit verschwunden", sagt etwa Apollo-Gründungspartner Leon Black.
Unmut der Geldgeber wächst
Bleiben die Zukäufe aus, wächst aber der Unmut der Geldgeber, also der Pensionsfonds, Versicherungen und anderer Kapitalsammelstellen. Nach Schätzungen des Finanzinvestors Investcorp verfügen die Private-Equity-Firmen weltweit über 400 Milliarden Dollar an trockenem Pulver, mit dem sie auf die Jagd nach frischen Kaufzielen gehen können. "Viele Fonds haben einen gewissen Anlagedruck, wenn sie jahrelang nichts investiert haben", betont Carlyle-Partner Reis. Die Geldgeber müssen jährlich ein- bis zweiprozentige Gebühren für die Verwaltung ihrer Milliarden zahlen und wollen daher allmählich auch Ausschüttungen sehen.
Doch bei den wenigen Kaufgelegenheiten, die sich bieten, verderben sich die Finanzinvestoren gegenseitig die Preise: So standen oder stehen bei Ratiopharm, Kabel Deutschland und der Hörgeräte-Sparte von Siemens gleich eine ganze Reihe von Beteiligungsfirmen Schlange. "In den nächsten Monaten haben wir ganz klar einen Verkäufermarkt", sagt Christopher O'Brien, der bei Investcorp das Private-Equity-Geschäft verantwortet. Nach seinen Schätzungen sind die Bewertungen für die Kaufziele seit den Boom-Jahren vor der Finanzkrise nur leicht gesunken. In einigen Fällen liegen sie fast so hoch wie damals.
Schwieriges Jahr 2011
Mit bangen Blicken schaut der eine oder andere Finanzinvestor angesichts dieser ungünstigen Gemengelage auf das nächste Jahr. Dann müssen viele Beteiligungsfirmen neue Gelder bei ihren Investoren einsammeln - ausgerechnet zu einer Zeit, in der Renditen von deutlich über 20 Prozent besonders bei den großen Deals der Vergangenheit angehören dürften. "Die Geldgeber mussten in den vergangenen Jahren schon einige Schmerzen ertragen", räumt Apollo-Gründer Black ein.
Einig sind sich Experten, dass selbst die größten Private-Equity-Fonds nicht mehr als 5 Mrd. Dollar einsammeln dürften. In den Zeiten der Megadeals haben Häuser wie Blackstone oder KKR noch deutlich zweistellige Milliardensummen zusammenbekommen. Für kleinere Finanzinvestoren mit wenig Verkaufserfolgen in der jüngsten Vergangenheit könnte es nun eng werden. "Einige Fonds werden sich aus dem Markt verabschieden müssen", sagt Hardy McLain, Gründungspartner der Beteiligungsfirma CVC, die in Deutschland unter anderem einen Anteil am Mischkonzern Evonik hält.