Generali-Ergebnisplus trotz Prämienrückgang

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Um 3,1 % mehr Prämienaufkommen bei Generali Österreich im Halbjahr (1,31 Mrd. Euro) - 1,9 % Plus beim Konzernergebnis auf 52,2 Mio. Euro.

Besonders das zweite Halbjahr war für die Generali aber buchstäblich verhagelt - der Aufwand für Unwetterschäden beläuft sich laut Vorstand Walter Kupec heuer schon auf 130 Mio. Euro. "Wir gehen dennoch davon aus, dass wir 2009 mit einer Combined Ratio von 96 % netto beenden werden", so Kupec. Für 2010 kündigte er "leichte" Prämienerhöhungen bei der Sturmschaden-Versicherung an.

Hagelunwetter traf mehr als 17.000 Kunden

Allein das Hagelunwetter vom 23. Juli, das weite Teile Österreichs heimgesucht hat, habe "innerhalb von nur 3 h" den Generali-Kunden einen Schaden von 75 Mio. Euro verursacht. "Das war das größte uns bekannte Schadenereignis in der Geschichte der österreichischen Generali Versicherung." Österreichweit seien mehr als 17.000 Kunden betroffen.

Am schlimmsten hat der Hagel Salzburg getroffen, wo der Hagel mehr als 32 Mio. Euro Schaden angerichtet hat. Zudem entstanden im Juni und Juli auch durch Überschwemmungen hohe Schäden von insgesamt mehr als 23 Mio. Euro. Bei den Hochwasser-Schäden liegt Niederösterreich mit 7 Mio. Euro vor Oberösterreich mit 6 Mio. Euro an der Spitze.

Wegen der Hagelschäden seien 50.000 Schadensfälle zusätzlich zu bearbeiten gewesen, "unsere Mitarbeiter haben teilweise sieben Tage die Woche und zwölf bis 14 Stunden am Tag gearbeitet", sagte Kupec. Für 2010 werde es deshalb in Oberösterreich, Salzburg und Teilen Niederösterreichs Prämienerhöhungen geben - zwischen 5 und 10 %, je nach Region, kündigte Kupec an.

Kein zusätzlicher Kapitalbedarf für Solvency II

Die Generali Österreich wird kein zusätzliches Kapital brauchen, um die von der EU beschlossenen Aufsichts- und Eigenkapitalregeln Solvency II zu erfüllen, die spätestens bis 1. Oktober 2012 umgesetzt sein müssen. Das sagte Vorstandschef Luciano Cirina. "Wir haben schon lange vor der Finanzkrise ein professionelles Risk-Management aufgebaut, das sich aktuell bestens bewährt", so Cirina.

Darum habe die Generali Österreich - "im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern" - von keinerlei Bilanzierungserleichterungen Gebrauch machen müssen und bei der Bewertung ihrer Kapitalanlagen am strengen Niederstwertprinzip festhalten können.

In Österreich wird Generali von den großen Versicherungen "am wenigsten" zusätzliches Kapital brauchen, um Solvency II zu erfüllen, bestätigte etwas vorsichtiger als Cirina auch der deutsche Versicherungsexperte Matthias Müller-Reichart. Anders sehe das etwa bei der VIG oder der UNIQA aus, nicht nur wegen der Reserve-Situation dieser beiden Versicherungen, sondern auch wegen ihrer Osteuropa-Engagements.

An die Risk-Manager appellierte der Hochschulprofessor Müller-Reichhart, mathematischen Modellen nicht blind zu vertrauen. "Experten müssen mit ihrem berechtigten Bauchgefühl Strukturbrüche und Schock-Szenarien prognostizieren und auch irrationales und psychologisch motiviertes Verhalten in ihren Zukunftsszenarien berücksichtigen."

Klassische Lebensversicherung legte deutlich zu

Das niedrigere direkte Prämienaufkommen im ersten Halbjahr 2009 um 3,1 % war bei der Generali Österreich vor allem auf den Rückgang bei den Einmalerlag-Tranchenprodukten zurückzuführen. In der klassischen Lebensversicherung stiegen die Prämieneinnahmen hingegen um 7,6 % auf 285 Mio. Euro. "Es ist uns gelungen, die klassische Lebensversicherung wieder etwas zum Leben zu erwecken", sagte Finanzvorstand Andreas Haschka vor österreichischen Journalisten in Triest. Die Krankenversicherung erzielte ein Plus von 5,2 % auf 110 Mio. Euro.

"Die Konsumenten stellen bei Lebensversicherungen heute ganz eindeutig Sicherheit vor Risiko und somit Absicherung vor Rendite", kommentierte der für die Sparte Personen zuständige Vorstand Peter Thirring. Daher starte man im Bereich der Personenversicherung mit einer Produkt- und Beratungsoffensive ins vierte Quartal. So erhalten die Kunden etwa bei der "Generali Edition 150" am Ende der zwölfjährigen Laufzeit garantiert 150 % ihres investierten Kapitals. Die Veranlagung erfolgt in einen Pfandbrief.

Qualifizierte Beratung als Wettbewerbsvorteil

Auch die Möglichkeit, den Kunden qualifizierte Beratung anzubieten, sei "gerade im aktuellen Marktumfeld ein starker Wettbewerbsvorteil", betonte Vertriebsvorstand Harald Steirer. Mit rund 150 Geschäftsstellen und etwa 2.000 angestellten Kundenberatern verfüge die Generali über eines der größten Servicenetze der österreichischen Versicherungswirtschaft.

Für den Außendienst werde man daher 200 neue Kundenberater anstellen, kündigte Steirer an. Auch die anderen Vertriebswege - Agenturen, unabhängige Vertriebspartner und Banken - sollen ausgebaut werden. "Wir haben keine Abhängigkeit von einem bestimmten Vertriebskanal, daher auch eine große Risikostreuung, was die Vertriebsleistung betrifft." 1.500 Filialen stehen der Generali durch die Kooperation mit der BAWAG P.S.K zur Verfügung, 250 Filialen durch die Zusammenarbeit mit den 3 Banken. Auch mit Raiffeisen bestehe eine Kooperation.

Insbesondere die Mehrheitsbeteiligung der Generali an der BAWAG P.S.K Versicherung AG habe sich bewährt, zog Steirer eine positive Bilanz. Dieser Vertriebsweg habe im ersten Halbjahr 2009 sein Prämienaufkommen um 3,1 % auf 105 Mio. Euro gesteigert und damit rund 8 % zum gesamten Prämienaufkommen der österreichischen Generali-Gruppe beigetragen.

Neue Umweltsanierungskosten-Versicherung

Das neue Bundes-Umwelthaftungsgesetz, das seit 20. Juni 2009 in Kraft ist, könnte für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ruinöse Auswirkungen haben, warnt der für den Sachversicherungsbereich zuständige Generali-Vorstand Kupec. Einen entsprechenden Haftpflicht-Versicherungsschutz will die Generali anbieten - allerdings liegen noch nicht alle erforderlichen Landesgesetze vor. Daher biete die Generali bis Jahresende eine kostenlose Zusatzdeckung bis 600.000 Euro an, sagte Kupec.

Das neue Bundesgesetz und die in weiterer Folge erlassenen bzw. noch zu erlassenden Landes-Umwelthaftungsgesetze regeln die verwaltungsrechtliche Verpflichtung von Wirtschaftsbetrieben, Umweltschäden an Gewässern, Böden sowie geschützten Arten und natürlichen Lebensräumen zu vermeiden oder zu sanieren. Die Kosten eventuell notwendiger Sanierungsmaßnahmen können für Betriebe existenzbedrohende Größenordnungen annehmen, sagte Kupec. "Der Föderalismus hilft uns hier auch nicht weiter", so Kupec, da je nach Landesgesetz ein und der selbe Sachverhalt unterschiedliche Rechtsfolgen nach sich ziehen könne.

Es werde von der Generali jedenfalls eine Umweltsanierungskosten-Versicherung (USKV) geben, kündigte Kupec an. Bis dahin biete man als Überbrückung einen Versicherungsschutz an, der rückwirkend ab 20. Juni 2009 bis 1. Jänner 2010 gelte, mit einer Verlängerungsmöglichkeit um ein weiteres Jahr zu einer günstigen Prämie, erklärte Kupec.

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