Grawe: 300 Mio. Euro Abschreibung für Hypo

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Die Grazer Wechselseitige Versicherung (Grawe) fühlt sich für das Debakel bei der Hypo Alpe Adria nicht verantwortlich. Die BayernLB habe mehr Informationen gehabt, sagte Grawe-Chef Othmar Ederer im "Handelsblatt". In der BayernLB ließen Aufsichtsräte postwendend ausrichten, dass die Grawe-Gruppe über den Zustand der Hypo informiert gewesen sei.

Die Grawe war bis Dezember - als die Hypo von der Republik Österreich aufgefangen werden musste - an der Bank beteiligt. Die BayernLB trat ihre 67 % ebenso um einen Euro an den Bund ab wie Grawe (20,48 %) und Land Kärnten (12,4 %) ihre Pakete.

Die alten Gesellschafter mussten dem Bund in Wien noch einmal eine gute Milliarde Euro zur Stützung der angeschlagenen Bank überweisen. Die Grawe kam in dem Deal mit dem Bund vergleichsweise glimpflich davon: Sie musste nur 30 Mio. Euro für die Hypo-Beteiligung zur Verfügung stellen.
Im "Handelsblatt" bestätigte Ederer nun, dass sein Unternehmen in der Bilanz für 2009 knapp 300 Mio. Euro auf die Beteiligung an der Hypo Alpe abschreiben muss. Aber auch danach werde die Grawe über eine "weit über dem Marktdurchschnitt liegende Eigenkapitalausstattung" verfügen, sagte der Assekuranzchef.

Verantwortung bei der BayernLB

Ederer weist die Verantwortung im Hypo-Debakel allein dem ehemaligen Mehrheitsgesellschafter zu. Die BayernLB habe die Hypo Alpe Adria voll konsolidiert und habe damit auch "von Beginn an über alle Informationen aus dem betrieblichen Rechnungswesen und Meldewesen verfügt", so Ederer im Handelsblatt. "Diesen Informationsstand hatte die Grawe als Minderheitsgesellschafter nie."

Er sieht bei der Grawe auch keine Verfehlungen in der Kontrollarbeit im Hypo-Aufsichtsrat. Dem Versicherer seien dort keine Auffälligkeiten entgangen. Die Grawe habe keine Informationen über möglicherweise strafrechtlich relevante Aktivitäten innerhalb der Bank besessen.

Ederer kritisierte indirekt auch das Bundesland Kärnten und das Land Bayern, das die BayernLB beherrscht. Der steirische Versicherer werde sich nie wieder gemeinsam mit öffentlichen Eigentümern an einem Unternehmen beteiligen. Die Erklärung liegt für Ederer in der "Unterschiedlichkeit der beiden Bereiche öffentliche Hand und Privatwirtschaft".

In München wollte die BayernLB die Kritik nicht kommentieren. In Aufsichtsratskreisen wird gegenüber dem "Handelsblatt" jedoch darauf hingewiesen, dass die Grawe sehr wohl im Hypo-Alpe-Kontrollgremium vertreten gewesen sei. "Natürlich hat die Grawe-Gruppe alle steuerungsrelevanten Informationen über den Zustand der Bank gehabt."

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