Großbanken zu Staatshilfe: Kein Nachschlag nötig

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Während der Internationale Währungsfonds (IWF) den im Osten stark engagierten europäischen Banken wiederholt eine höhere Kapitalisierung nahelegte, beteuern Österreichs Großbanken, aktuell keinen Nachschlag zu bereits erhaltenem staatlichen Eigenkapital zu brauchen. RZB-Chef Walter Rothensteiner, auch Obmann der Bundeskreditsparte, macht Rentabilitätsgründe geltend.

Der Währungsfonds hat wiederholt vor einer erheblichen Verschärfung der Kreditkrise gewarnt. Der Fonds legte nach Wissen von Rothensteiner auch der Republik Österreich nahe, die Mittel des österreichischen Bankenhilfspakets "in einem" zu vergeben, vor allem die 15 Mrd. Euro, die für staatliche Eigenkapitalhilfe reserviert sind. Diese 15 Milliarden sind erst etwa zur Hälfte an Banken ausbezahlt.

Banken-Chef Rothensteiner tritt zwar für eine Verlängerung des Bankenpakets ein, um den Zeitrahmen für die Emission von Garantieanleihen zu strecken und für den Bedarfsfall etwas in der Hinterhand zu haben. "Nicht aber, weil es 'nice to have' ist." Für staatliches Partizipationskapital seien teure Zinsen zu zahlen, "wir müssen auch auf die Rentabilität achten", erklärte Rothensteiner am 30. Juni im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Ostkrise geht noch weiter

Die Krise im Osten sei nicht vorbei, sagte der RZB-Chef und Raiffeisen-International-Aufsichtsratspräsident: "Keine Rede davon. Aber jeder lernt einmal, damit umzugehen". Raiffeisen sei in seinen 17 Märkten gut diversifiziert. Die RZB hat aus bankregulatorischen Gründen (Basel II) einen Eigenkapitalbedarf von 2 Mrd. Euro festgemacht. Das sei in den Mehrjahresrechnungen auch berücksichtigt. Und demgemäß habe man überwiegend mit Hilfe des Staates 2,5 Mrd. Euro (davon 500 Mio. Euro privat platziert) aufgestellt. Rothensteiner hofft nun, dass über den Sommer Erleichterungen der Eigenkapitalvorschriften durchgeboxt werden können.

Generell sieht er die RZB wie auch Raiffeisen International derzeit ausreichend kapitalisiert. Raiffeisen International kann sich im Bedarfsfall 2 Mrd. Euro Genussrechtskapital holen. Grundsätzlich könnte die RZB die Summe auch zur Gänze zeichnen. Ein Rückzug der RI von der Börse steht nicht zur Diskussion, dementierte Rothensteiner entsprechend wiederkehrende Gerüchte. Bisher nicht praktiziert haben die heimischen Banken wechselseitige PS-Käufe.

Neue Übernahmewelle von Banken

Analysten sehen in Osteuropa im Gefolge der Finanzkrise eine neue Übernahmewelle von Banken entstehen. Branchenriesen wie Deutsche Bank, HSBC oder Santander lägen bereits auf der Lauer, sagt man im Markt. Raiffeisen sieht sich im Osten weder auf der Verkäuferseite, noch für die nächsten zwei Jahre auf der Käuferseite. "Ich schließe aus, dass wir wo auf die Suche gehen." Auch für den Fall, dass Teile der BayernLB-Tochter Hypo Alpe Adria in der Region auf den Markt kommen, sieht Raiffeisen sein Interesse begrenzt.

Im Inland sieht sich die Raiffeisen-Bankengruppe nicht als Part großer Banken-Zusammenschlüsse - etwa mit Erste Group oder Volksbank AG (ÖVAG). "Das würde die Frau Kroes (EU-Wettbewerbskommissarin, Anm.) sicher ganz besonders interessieren", meinte der RZB-Chef mit Blick auf zu große Marktmacht im Fall RZB/Erste Group. Brüssel schaue generell besonders genau darauf, dass staatliches PS-Kapital nicht dazu verwendet werde, sich abseits des Wettbewerbs Konkurrenten unter den Nagel zu reißen. Sollte es wirtschaftlich nötig sein, dass eine Bank übernommen wird, müsse man Brüssel erklären, dass dieser Schritt auch ohne Einsatz von Staatskapital erfolgt wäre.

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