Dank Ostöffnung

Heimische Industrie immer wichtiger

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Österreich hat die vierthöchste Industriequote der EU-15.

In den meisten westeuropäischen Ländern hat die Industrie in den vergangenen Jahren sukzessive an Bedeutung verloren. Nicht so in Österreich. Dank EU-Beitritt und Ostöffnung beträgt der Industrieanteil an der gesamten Wertschöpfung heute (2010) 18,6 Prozent, im Jahre 1950 waren es erst 12,4 Prozent gewesen. Österreich hat somit die vierthöchste Industriequote der EU-15. Auch bei den Forschungsausgaben sind die heimischen Betriebe vorne dabei, erhob das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Damit das so bleibt, müsse die Politik handeln und trotz Sparkurs in Kinderbetreuung, Bildung und Innovation investieren.

Produktion gestiegen
Seit 2000 stieg Österreichs Industrieproduktion um 2,6 Prozent pro Jahr, in Deutschland um 1,1 Prozent. In sieben EU-15-Staaten (Dänemark, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Portugal und Großbritannien) war sie hingegen im vergangenen Jahrzehnt rückläufig, im Schnitt der EU-15 schrumpfte die Produktion um 0,3 Prozent pro Jahr. Am stärksten verringerte sich der Industrieanteil in dem Jahrzehnt in Irland - die Insel hat aber nach wie vor die höchste Industriequote der EU-15 -, am niedrigsten ist er heute in Griechenland mit 7,4 Prozent, teilte das Wifo am Dienstag mit.

Die dynamische Entwicklung in Österreich ist den Ökonomen zufolge zu einem Gutteil auf die Öffnung der Märkte in den 1990er Jahren - EU-Beitritt und Ostöffnung - zurückzuführen. Die Industrie nutzte die Gunst der Stunde, heute seien österreichische Betriebe führende Investoren auf vielen Nachbarmärkten.

Die Bedeutung der Offenheit zeige sich besonders im Vergleich mit Frankreich, wo die Globalisierung eher skeptisch gesehen werde, der Industriesektor schrumpfe und die Innovationsdynamik geringer sei. "Die Offenheit der französischen Wirtschaft gemessen am Anteil von Warenimporten und -exporten an der Wirtschaftsleistung stieg von 1990 bis 2010 nur von 36,1 Prozent auf 43,6 Prozent. In Österreich erhöhte sich dieser Indikator von 54,9 auf 82,6 Prozent", rechnete das Wifo vor. Auch in Deutschland nahmen die Außenhandelsströme schwächer zu als in Österreich, und zwar von 43,3 auf 70,5 Prozent.

Forschungsausgaben gestiegen
Eine gegenläufige Entwicklung macht das Wifo auch bei der Innovationsbereitschaft aus. Während die Forschungsausgaben französischer Unternehmen seit zehn Jahren bei 2 Prozent der Wirtschaftsleistung stagnierten - bei leicht sinkendem Trend - und hauptsächlich große Betriebe, "darunter Rüstungs- und Raumfahrtkonzerne", in F&E investierten, seien in Österreich die Forschungsausgaben von 1990 bis 2010 von 1,4 Prozent auf 2,8 Prozent des BIP ausgeweitet worden. Damit habe Österreich die fünfthöchste Forschungsquote der EU-27. Spitzenreiter ist Finnland, gefolgt von Schweden, Dänemark und Deutschland.

Ein weiterer Faktor für die dynamische Entwicklung der Industrie sind laut Wifo die Löhne und Gehälter, die sich "im Einklang mit der Produktivität" entwickelt hätten. Und: Österreich verfüge über qualifizierte Fachkräfte, zudem seien Fachhochschulen entstanden.

Wichtige Zukunftsausgaben
"Wie ein breiter Ländervergleiches zeigt, bringen innovationsfördernde Maßnahmen eher eine tatsächliche Erhöhung der Forschungsausgaben mit sich, wenn einerseits Wettbewerbsdruck herrscht, andererseits ein offenes Umfeld neue Märkte öffnet und die Exporte rasch steigen können", konstatierte das Wifo. Österreichs Leistungsbilanz sei heute mit rund 3 Prozent der Wirtschaftsleistung hoch aktiv, in den 1990er Jahren sei sie im Durchschnitt noch mit -4 Prozent passiv gewesen. Dank dieser Entwicklung habe Österreich in jedem der letzten zehn Jahre bessere Wirtschaftsergebnisse verzeichnete als Westeuropa.

Eine Fortsetzung dieses Trends, "der auch für gute Arbeitsmarktergebnisse bestimmend ist und überdurchschnittliche Umweltanstrengungen ermöglicht", bedürfe allerdings einer "Priorität für die Zukunftsausgaben (Kinderbetreuung, Bildung, Innovation) in der wahrscheinlich längeren Periode der Budgetkonsolidierung", mahnten die Ökonomen.

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