Herabstufung durch Fitch

Griechenland knapp vor Schrott-Niveau

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Die Rating-Agentur Fitch sieht Griechenland knapp vor dem Zahlungsausfall.

Die US-Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Mittwoch erneut herabgestuft. Sie begründete die Senkung der Note des hochverschuldeten Staates um drei Stufen von B+ auf CCC vor allem mit dem "Fehlen eines neuen Hilfsplans" und der Unsicherheit über die Rolle privater Investoren bei den Rettungsbemühungen. Die griechische Regierung nannte die Entscheidung von Fitch "unverständlich".

Finanzministerium in Berlin hält Herabstufung für "rätselhaft"
"Es ist rätselhaft, warum Fitch heute diese Ankündigung gemacht hat, obwohl der Zeitplan des Vorgehens der Eurozone und des IWF entschieden und bekannt ist", erklärte das Finanzministerium in Athen. Die Herabstufung werde aber das griechische Bankensystem nicht betreffen, versicherte das Ministerium. Die Euro-Länder haben sich bisher nicht auf ein zweites Hilfspaket für Griechenland einigen können. Insbesondere Deutschland beharrt auf einer Beteiligung der Banken und Versicherungen an den Rettungsbemühungen.

Griechenland drängt EU zu zweitem Hilfspaket
Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou drängte in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" (Donnerstagsausgabe) die Euro-Länder, rasch ein zweites Hilfspaket für Griechenland zu schnüren. "Die aktuelle Stimmung hilft uns nicht, aus der Krise herauszukommen", sagte er. "Diese Unsicherheit verschreckt Investoren. Wenn wir nicht bald die Entscheidung haben, dass das zweite Programm Griechenland schützt und das Land seine tiefgreifenden Reformen unternehmen kann, dann wird das Programm selbst unterlaufen."

Private Firmen sollen Milliarden-Steuerschulden eintreiben
Papandreou verwies darauf, dass in Griechenland 14.000 Menschen dem Staat zusammen 36 Milliarden Euro Steuern schulden. Da die Behörden bisher wenig Erfolg bei der Eintreibung dieser Schulden gehabt hätten, wolle die Regierung diese Aufgabe an private Firmen vergeben, sagte der Regierungschef der "FTD".

Letzte Ratingstufe vor dem Zahlungsausfall
CCC ist bei Fitch die letzte Stufe vor dem Zahlungsausfall, der wiederum in drei Stufen unterteilt ist. Die Ratingagentur verwies in ihrer Begründung darauf, dass Griechenland sich auf den Einnahmen in Höhe von 30 Milliarden Euro aus der Privatisierung von Staatseigentum sowie eine "weitgehend nicht zu bestimmende Beteiligung des Privatsektors" verlasse. Als Hauptgrund für die Absenkung der Note nannte die private US-Agentur aber die Tatsache, dass noch immer kein zweites Hilfspaket fertiggestellt wurde.

Andere Agenturen senkten Rating schon früher
Die beiden anderen Ratingagentur Standard & Poor's ("CCC") und Moody's ("Caa1") hatten schon früher ihre Noten auf ein vergleichbares Niveau reduziert. Der Eurokurs reagierte daher kaum auf die Entscheidung von Fitch und notierte mit 1,4160 US-Dollar nur knapp unter seinem Tageshöchstkurs.

EU plant Maßnahmen gegen Ratingagenturen

Auch die Kreditwürdigkeit von Portugal und zuletzt Irland wurde in den vergangenen Monaten immer weiter herabgestuft, obwohl auch hier internationale Hilfskredite in Milliardenhöhe beschlossen wurden. Dadurch wird es für diese Länder schwerer, sich frisches Geld zur Bedienung ihrer Schulden an den Finanzmärkten zu leihen. In der Diskussion um die Macht der großen Ratingagenturen erwägt die Europäische Kommission drastische Mittel wie die Zerschlagung der privaten Agenturen.

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