Geldwäsche-Affäre

Hypo zahlte Drogen-Boss 100 Mio.

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Die Bank soll für Mafiaboss Millionen an Drogengeld weißgewaschen haben.

Er ist der „Kokainkönig vom Balkan“. Der gebürtige Montenegriner Darko Šarić wurde im April in Serbien wegen Schmuggels von 2,7 Tonnen Kokain angeklagt. Wie ÖSTERREICH-Recherchen ergaben, stießen die serbischen Behörden bei den Ermittlungen gegen Šarić auf enge Geschäftsverbindungen zur Kärntner Hypo: Šarić soll sein Drogengeld großteils über Tochterfirmen der Hypo Alpe Adria Bank weißgewaschen haben.

So lief die Geldwäsche zwischen Šaric und Hypo

Die „Waschmaschine“ des mutmaßlichen Drogenbarons funk­tionierte laut den serbischen Ermittlungsbehörden ebenso einfach wie genial.

Šarić legte über Offshore-Firmen rund 100 Millionen Euro auf Konten der Hypo – vorwiegend in Liechtenstein.

Parallel dazu wurde im Zeitraum 2007 bis 2008 ein Kredit von 81,56 Millionen Euro von der Hypo Group 
Netherlands Corporate Finance, einer Banktochter in Holland, gewährt. Ein zweiter Kredit über 17,9 Mio. Euro wurde von der Hypo Alpe Adria International AG im Zeitraum 2008–2009 bewilligt.

Beide Kreditlinien flossen auf das Konto des Unternehmens Blok 67 Associate – ein Bauprojekt in Belgrad mit 2.200 Wohnungen sowie Geschäftslokalen. Die serbische Polizei geht davon aus, dass 800 Wohnungen Šarić gehören.

Die Rückzahlung des Kredits wurde bereits kurze Zeit später komplett gestoppt. Von den 81,56 Mio. Euro der Hypo Netherlands wurden nur 5,5 Mio. zurückgezahlt. Bei den 17,9 Mio. der Hypo International waren es 2,9 Mio.

Für die Hypo war das allerdings kein Problem. Sie bereinigte die ausständige Kreditschuld intern über die vorher getätigten Einzahlungen von Šarić auf Konten und Depots der Bank. Der Effekt: Das Schwarzgeld war blütenweiß.

Die Hypo-Ermittler halten diese Vorgangsweise gegenüber ÖSTERREICH für realistisch – allerdings nur, wenn das Management der Bank mitspielt. Im Klartext heißt das: Das Hypo-Management müsste über die Geldwäsche Bescheid gewusst haben.

ÖSTERREICH bezieht sich bei sämtlichen Angaben auf interne Protokolle und Erhebungen der serbischen Behörden, in die Einsicht genommen wurde.

Partner von Šaric 
wurde heuer ermordet
Ein enger Geschäftspartner von Šarić, der Ex-Jugoslawe Dragan Dudić, der in einen im heurigen Frühling bekannt gewordenen Fall mutmaßlicher Geldwäsche mit Hypo und Šarić verwickelt war, wurde Ende Mai 2010 in Montenegro auf offener Straße von tödlichen Kugeln durchsiebt.

Gegenüber der britischen Wirtschaftszeitschrift Economist wies die Hypo damals den Vorwurf der Geldwäsche zurück.

Wer wusste bei Hypo vom Drogen-Schwarzgeld?
Vorstandschef der Hypo war in den fraglichen Zeiträumen Tilo Berlin. Dieser kann auf Anfrage von 
ÖSTERREICH die gestellten Fragen zum Sachverhalt aus Verschwiegenheitsgründen nicht beantworten. Darko Šarić sei ihm nicht bekannt.

Die Sprecherin der Hypo meinte zu der Causa: „Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist im Interesse der Bank, die dies auch aus eigener Kraft vorantreibt.“ Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung

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