Niederlande

Illegale Hilfe für Starbucks

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Kaffeekette soll Vozugsbehandlung in Steuerfragen erhalten haben.

Während sie mit Hochdruck an der Auswertung der Luxemburger Steueraffäre arbeiten, haben die EU-Wettbewerbshüter am Freitag ihre Vorwürfe zum Umgang der Niederlande mit dem Kaffeehausriesen Starbucks publik gemacht. In einem 40-seitigen Schreiben wirft die EU-Kommission den niederländischen Behörden vor, Starbucks eine Vorzugsbehandlung in Steuerfragen eingeräumt zu haben.

Ungerechtertigte Staatshilfe
Dies könnte nach Einschätzung Brüssels eine ungerechtfertigte Staatshilfe für das US-Unternehmen darstellen.

Der Kommission zufolge wurde Starbucks in die Lage versetzt, Umsätze aus anderen Ländern in eine niederländische Tochter zu verschieben, bei der niedrigere Steuersätze anfallen. Konkret geht es um die Filiale Starbucks Manufacturing BV, die Kaffee für andere Teile des Unternehmens röstet. Die Kommission hat Zweifel, ob die Praxis mit geltenden Marktregeln vereinbar ist. Die Vertretung der niederländischen Regierung in Brüssel erklärte, sie gehe davon aus, dass die Kommission letztlich zu dem Schluss kommen werde, "dass es keine Staatshilfe gibt".

Lange Ermittlungen

Die EU-Kommission hatte schon im Juni mitgeteilt, dass sie zu den Steuersparpraktiken von Starbucks in den Niederlanden ermittelt. Damals leitete sie auch Wettbewerbsverfahren wegen der Besteuerung des US-Computerherstellers Apple in Irland und zur Behandlung einer Finanztochter des italienischen Autobauers Fiat in Luxemburg ein. Später kam ein weiteres Verfahren zum US-Internethändler Amazon in Luxemburg hinzu.

Vergangene Woche berichteten Medien dann von 340 Fällen, in denen multinationale Konzerne in Luxemburg Steuerzahlungen vermeiden und teils Milliarden sparen. Durch von den Steuerbehörden genehmigte Finanzkonstrukte gelingt es ihnen demnach, teils weniger als ein Prozent Steuern auf Gewinne zu zahlen. Wegen der Affäre steht der neue EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unter Beschuss. Er war rund zwei Jahrzehnte Finanzminister und Regierungschef Luxemburgs und wird für die Praktiken zu Lasten anderer EU-Länder mitverantwortlich gemacht.

Niederlande wollen sich beugen
Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem sicherte am Rande des EU-Finanzministertreffens zu, sein Land werde sich im Fall Starbucks der Entscheidung der Kommission beugen und seine Praxis gegebenenfalls anpassen. Er bekundete zugleich Unterstützung für Junckers Vorschlag, einen Informationsaustausch zwischen den EU-Ländern zu den umstrittenen Steuerabsprachen mit Firmen einzuführen. "Ich glaube nicht, dass es im allgemeinen Interesse ist, dass multinationale Konzerne nirgendwo Steuern zahlen, indem sie Gewinne und Kosten verschieben", sagte er. Er sei deshalb für eine Verschärfung der internationalen Standards.
 

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