Imster Sparkassenchef verliert seinen Job

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Die "in jüngster Zeit unüberbrückbaren Auffassungsunterschiede bezüglich der geschäftspolitischen Ausrichtung und Entwicklung der Sparkasse" sollen die Gründe gewesen sein, weshalb der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Imst AG, Helmuth Pulai (59), am 28.1. "mit sofortiger Wirkung" abgelöst worden ist.

Das ließ der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Gstrein bei der Bilanzpressekonferenz durchblicken. Die Entscheidung habe keineswegs etwas mit der wirtschaftlichen Situation zu tun, sagte Gstrein. Interimistisch seien zwei neue Mitglieder in die Geschäftsführung bestellt worden. Christof Obererlacher seien Martin Hasslwanter und Meinhard Reich zur zur Seite gestellt worden. Die Position des Vorstandsvorsitzenden werde nun öffentlich ausgeschrieben und in kürzest möglicher Zeit neu besetzt.

Finanzmarktaufsicht wurde informiert

Der österreichische Sparkassenverband sowie die FMA wurden bereits informiert. Pulai war am 1. März 2002 vom Vorstand der Salzburger Sparkasse in den Vorstand der Sparkasse Imst AG gewechselt. In Imst wäre er noch 2 Jahre unter Vertrag gestanden.

In die Schlagzeilen war die Bank vergangenen Herbst geraten, als am Innsbrucker Landesgericht ein Zivilprozess gegen sie geführt wurde. Einem Mitarbeiter der Sparkasse Imst war vorgeworfen worden, veranlagtes Geld eines Brüderpaares in Höhe von über 600.000 Euro an der Börse verspekuliert zu haben.

Insgesamt hatten die 2 Brüder 1999 bei der Bank 700.000 Euro veranlagt, wovon 5 Jahre später nur noch 109.000 Euro übrig gewesen sein sollen. Die Sparkasse Imst AG war - nicht rechtskräftig - zu einer Zahlung von 585.000 Euro verurteilt worden. Die Bank hatte Berufung eingelegt.

Betriebsergebnis 2009 stark gesunken

"Kein einfaches Jahr" sei 2009 für die Sparkasse Imst gewesen. Das Betriebsergebnis sei von 7,4 Mio. Euro auf 2,8 Mio. Euro "deutlich gesunken", erläuterte Vorstand Obererlacher. Die Bilanzsumme habe sich ebenfalls von 837,4 auf 810,7 Mio. Euro verringert.
Dem gegenüber erhöhte sich das EGT von 1,018 auf 1,524 Mio. Euro. Das Kundendepotvolumen, die Bank betreut über 650 Kunden im Private Banking, konnte die Bank im abgelaufenen Jahr um 12,5 % steigern. Die Kernkapitalquote lag 2009 national sowie international gesehen "bei sehr respektablen" 11,79 %.

Die zitierten "Auffassungsunterschiede" sollen sich lange aufgebaut haben. In Kreisen des Sparkassensektors wird nun dennoch befürchtet, dass die persönliche Fehde zwischen dem Aufsichtsratschef und dem jetzt abgesetzten Vorstandschef in einer Schlammschlacht enden könnte. Die wirtschaftliche Lage der Bank sei tatsächlich kein Grund für die Rochade an der Bankspitze, "auch nicht diese alte Kundengeschichte", hieß es im Sektor.

In der Sparkassenfamilie hoffen aufs Image bedachte Insider, dass die Sparkasse Imst wegen der Streitereien und allfälliger Schritte Pulais gegen seine Absetzung nicht (wieder) vor dem Kadi landet. Pulais Vertrag wäre noch bis Ende Februar 2012 gelaufen. Bezüglich einer Abfertigung werde es "Gespräche geben", hieß es heute bei der Sparkasse.

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