Keine Welle von Kapitalerhöhungen bei Banken

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Die US-Investmentbank JPMorgan hält die Angst vor einem massiven Kapitalbedarf europäischer Banken nach der Verschärfung der Eigenkapitalregeln für übertrieben. Geringere Gewinnausschüttungen in den nächsten Jahren dürften den meisten Banken reichen, um die neuen Vorschriften zu erfüllen. "Die 'Basel-III'-Vorschläge werden keine branchenweiten Kapitalerhöhungen nach sich ziehen", heißt es in einer Studie von JPMorgan.

Credit Suisse schätzt dagegen, dass die europäischen Banken durch die neuen Regeln insgesamt 139 Mrd. Euro frisches Kapital brauchen und ihre Kernkapitalquote im Schnitt bis Ende 2012 von 9,6 auf 8,1 % sinken wird. Die wichtigsten Bankenaufseher und Notenbanken, die den Baseler Ausschuss bilden, fordern als Lehre aus der Finanzkrise, dass die Banken mehr und qualitativ besseres Eigenkapital vorhalten müssen. Die genauen Quoten sollen bis Ende des Jahres festgelegt werden, eingeführt werden sollen sie bis Ende 2012.

Zu den Banken, denen die Einbehaltung von Gewinnen nicht reichen wird, zählt JPMorgan auch zwei deutsche: Commerzbank und Postbank für die Branche. "Einige Banken bleiben deutlich unterkapitalisiert und müssen deshalb frisches Kapital aufnehmen, sie bleiben aber in der Minderheit", heißt es in der Studie. Im nächsten Jahr litten zwar noch 21 von 38 europäischen Banken unter Kapitalmangel, bis 2015 werde ihre Zahl aber auf 6 sinken.

Für die vom Staat mit Eigenkapital und Garantien gestützte Commerzbank haben die Analysten mit 17,9 Mrd. Euro den höchsten Kapitalbedarf errechnet, gefolgt vom französischen Credit Agricole (16,9 Mrd.) und der Royal Bank of Scotland (12,5 Mrd.). Dagegen glänzten die spanischen Institute BBVA und Banco Santander sowie die Credit Suisse mit Kapitalüberschüssen.

Lloyds muss 17-Mrd.-Pfund-Loch schließen

Die neue "Währung" für die Kapitalausstattung von Banken wird das "harte Eigenkapital" (core Tier 1 capital), für das zudem strengere Vorschriften gelten sollen als bisher. Dadurch wird nach Berechnungen von Credit Suisse allein das Kapital von Lloyds um 11 Mrd. Pfund schrumpfen. Weil zugleich ihre risikogewichteten Aktiva (RWA) angesichts des großen Handelsbuchs stiegen, müsse die britische Bank ein 17-Mrd.-Pfund-Loch schließen. Viele Experten erwarten aus Basel eine Vorgabe für die "harte Kernkapitalquote" von sechs bis 8 %, bisher sind es 4.

Christopher Pleister, Mitglied im Leitungsausschuss des Bankenrettungsfonds SoFFin, sagte in Berlin, die meisten Experten gingen davon aus, dass es auf eine Verdopplung hinauslaufe: bei der Kernkapitalquote auf 8 von 4 % und bei der Gesamtkapitalquote auf 16 von 8 %. Wie die daraus erwachsende Herausforderung zu schultern sei, darauf hätten vor allem viele öffentlich-rechtliche Banken noch "keine überzeugende Antworten", sagte Pleister auf einem Kongress von Landesbanken und Sparkassen.

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