Mega-Deal in Versicherungsbranche gescheitert

Teilen

Prudential zieht ihr Angebot für die AIG-Asien-Tochter zurück. Man konnte sich nicht auf den Preis einigen. Nun ist ein Börsengang des AIG-Asiengeschäfts wahrscheinlich.

Die größte Übernahme in der Versicherungsbranche ist gescheitert. Der britische Anbieter Prudential teilte am Mittwoch mit, sich von dem gut 30 Mrd. Dollar (24,7 Mrd. Euro) teuren Kauf des AIG-Asien-Geschäfts zurückzuziehen. Damit bleibt der in der Finanzkrise gestrauchelte US-Konzern zunächst auf seinen Kronjuwelen sitzen. Ein Börsengang des lukrativen AIG-Asiengeschäfts kommt jetzt wieder auf die Tagesordnung, wenn sich kein anderer Käufer finden sollte.

"Wir haben den Aktionären zum Preis sehr genau zugehört und eine Neuverhandlung der Bedingungen mit AIG eingeleitet. Leider war es nicht möglich, eine Einigung zu erzielen", sagte Prudential-Chairman Harvey McGrath. "Wir ziehen uns deswegen von der Transaktion zurück."

Eine Frage des Preises

Der Schritt war spätestens seit Dienstag erwartet worden, nachdem AIG zuvor das neue Angebot von 30,4 Mrd. Dollar abgelehnt und auf den ursprünglichen 35,5 Mrd. Dollar bestanden hatte. Prudential musste den Preis neu verhandeln, weil der Druck der eigenen Aktionäre immer größer wurde und der Aktienkurs seit der Übernahme vielfach unter Druck stand.

Blamage für Prudential-Chef

Für den ehrgeizigen Prudential-Chef Tidjane Thiam, der noch nicht einmal ein Jahr im Amt ist und das Unternehmen mit der Akquisition zum Primus im Wachstumsmarkt Asien machen wollte, ist es strategisch eine herbe Schlappe. Es werden Kosten von 659 Mio. Dollar - unter anderem für eine Strafzahlung - fällig.

Auch die historische, 21 Mrd. Dollar schwere Kapitalerhöhung, mit der der Deal finanziert werden sollte, ist nun abgeblasen. Analysten und Fondsmanager hatten zuletzt gesagt, ein Scheitern würde das Management unter enormen Druck setzen und vielleicht sogar in einer Zerschlagung Prudentials münden.

AIG ist in der Finanzkrise durch Spekulationen mit riskanten Wertpapieren kollabiert. Nun wird das Unternehmen zerschlagen, um der US-Regierung die Milliardenhilfen für die Rettung zurückzahlen zu können. Die Asien-Tochter AIA ist prinzipiell für alle großen Versicherer interessant. Wegen der Krise und der vermutlich höheren Kapitalanforderungen in der Zukunft halten viele Unternehmen wie Europas Branchenprimus Allianz derzeit aber ihr Geld zusammen. Es ist daher fraglich, ob ein AIA-Börsengang an die von Prudential gebotenen Summen herankommt.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.