Comeback

"Mein neues Leben als Ärztin"

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Ex-Ministerin Andrea Kdolsky macht sich als Ärztin selbstständig.

Neubeginn. Strahlend empfängt Andrea Kdolsky (52) ÖSTERREICH am SONNTAG in ihrer neuen Ordination im 2. Wiener Gemeindebezirk. Hier will die ehemalige Gesundheitsministerin noch einmal durchstarten. Sie will chronischen Schmerzpatienten aus der Spirale von Depression und Verunglimpfung als Hypochonder helfen. Sechs Jahre nachdem Kdolsky der Politik den Rücken gekehrt hat, will sie durch ihre Taten nicht mehr die Welt verändern, sondern einzelnen Personen weiterhelfen.

Abrechnung. In die Politik möchte Kdolsky – nach ihren Erfahrungen dort – nie mehr zurückkehren. Sie sei zu bunt, zu anders gewesen, resümiert sie heute. Ab 2007 war sie für 24 Monate Ministerin und sorgte beispielsweise mit dem Sager, dass sie gerne Schweinsbraten esse, für Aufregung. Es seien harte Zeiten gewesen, so die Ex-Ministerin. Doch sie sei widerstandsfähig und jetzt so glücklich wie noch nie.

Interview mit Andrea Kdolsky: "Ein falscher Sager wird mir ein Leben lang vorgehalten"

ÖSTERREICH: Was hat Sie dazu bewogen, wieder als Ärztin tätig zu werden?
Andrea Kdolsky: Ich bin jetzt 52 Jahre alt, und gemäß meinem Motto „50 ist das neue 30“ möchte ich noch einmal neu beginnen. Der Umgang mit Menschen hat mein Leben immer geprägt. Ich bin in die Politik gegangen, um etwas zu verändern, vielen Menschen zu helfen. Jetzt, wieder als Ärztin, möchte ich Einzelnen helfen.

ÖSTERREICH: Was bieten Sie an?
Kdolsky: Ich werde als Fachärztin für Schmerzpatienten zur Verfügung stehen. Neben allen Formen des akuten Schmerzes möchte ich mich vor allem um Patienten kümmern, die unter chronischen Schmerzzuständen leiden und denen man ihre Schmerzen nicht glaubt oder sie als Hypochonder abtut. Dieser Zustand ist nicht nur für die Patienten extrem unbefrie­digend, sondern auch für den jeweiligen Arbeitgeber ein Problem. In Österreich gibt 
es 1,5 Millionen chronische Schmerzpatienten. Hier setze ich an, mit meinem Konzept bin ich – wie schon früher oft – eine Vorreiterin.

ÖSTERREICH: Meinen Sie, dass Sie in der Politik mit vielem zu früh dran waren?
Kdolsky: Ja, das ist auf jeden Fall so. Ich lehne mich manchmal zurück und denke mir: Das alles haben wir damals auch diskutiert, nur die Zeit war noch nicht reif – wie beispielsweise für ein absolutes Rauchverbot.

ÖSTERREICH: Rauchen Sie wieder?
Kdolsky: Als Gesundheitsministerin wurde mir oft unterstellt, dass ich heimlich rauche. Das stimmt nicht, ich habe das Rauchen mit meinem Start im Ministeramt aufgehört.

ÖSTERREICH: Wo Sie damals auftauchten, hat sich alles um Sie gedreht. Wie erklären Sie sich das heute?
Kdolsky: Man hat mich damals eben für einen bunten Vogel gehalten. Dabei bin ich viel konservativer, als viele denken. Aber ich war eben ­anders als die üblichen Politiker und habe mich nicht in die Teflon-Gesellschaft gefügt.

ÖSTERREICH: Würden Sie heute nochmals in die Politik gehen?
Kdolsky: Nein, mit dem Wissen, wie es ist, nicht. Ich bin relativ unbeschadet aus der Politik ausgestiegen, aber die Kritik war heftig.

ÖSTERREICH: Wie sehr schmerzt es heute noch, dass Ihr Sager damals, dass Sie gerne Schweinsbraten essen, als ein Polit-Fettnäpfchen ­gesehen wurde?
Kdolsky: Es war ein falscher Sager, der einem ein Leben lang vorgehalten wird. Na­türlich nagt das, aber ich bin eine starke Persönlichkeit und somit sehr widerstandsfähig. Heute, durch die so­zialen Medien und Facebook, weiß man viel mehr von Politikern privat. Damals war das nicht so. Damals durfte man viel weniger Mensch sein. Ich habe gelernt, dass man nicht mehr auf jedem Kirtag tanzen muss. Als Politiker war man damals eine Art Promi, weil es in Österreich eben an A-Prominenz mangelt. Zu erkennen, wo man Nein sagen muss, war ein harter Weg. Aber heute bin ich so zufrieden mit mir wie noch nie in meinem Leben. Das will ich anderen Menschen weiter­geben.

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