In der Schweiz

Mövenpick-Gründer 95-jährig gestorben

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Ueli Prager hat Hummer und Lachs einem breiten Publikum schmackhaft gemacht.

Ueli Prager, der Gründer der Restaurant- und Hotel-Kette Mövenpick, ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 95 Jahren. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Todesanzeige der Familie hervor. Der Zürcher galt in der Gastroszene als Pionier.

Jahrelange Erfolgsgeschichte
Seine Erfolgsgeschichte startete Prager im Juli 1948. Der Hotelierssohn lieh sich Geld, um im Claridenhof in Zürich-Enge das erste Mövenpick-Restaurant zu eröffnen. Der Name des Restaurants und zukünftigen Gastronomiekonzerns geht auf eine Szene zurück, die sich auf der Zürcher Quaibrücke ereignete, wie Prager einst im Schweizer Fernsehen erzählte.

Sein Architekt und er hätten den Leuten zugeschaut, wie sie den Möwen von der Brücke aus Brot zuwarfen. "Die waren damals so hungrig, dass sie das Brot zur Hand herausrissen", erzählte Prager. Der Architekt sei deshalb auf das Wort Mövenpick gekommen.

Darüber sei zuerst gelacht worden. "Meine Mama meinte, ich könne ihr ein Restaurant mit diesem dummen Namen nicht antun." Seine Freunde hätten anständige und weniger anständige Verse gereimt und je mehr über "Mövenpick" gesprochen wurde, desto sicherer sei er sich seiner Sache gewesen. "Dann habe ich es gemacht."

Neuerungen
In Pragers Restaurant gab es Tellerservice und Qualitätsweine im Offenausschank - heute selbstverständliche Gastronomie-Formen. Spezialitäten und Feinkost wie Hummer oder Lachs speisten dank des Mövenpick nicht mehr nur Gutbetuchte, sondern eine breite Masse. Das Konzept kam an und das Unternehmen expandierte rasch.

Mit der "Silberkugel" entstand 1962 eines der ersten Schweizer Fast-Food-Restaurants. Vier Jahre danach eröffnete in Adliswil das erste Mövenpick-Hotel und zwei Jahre später stieg Prader ins Autobahnraststätten-Geschäft ein. Eine dieser bekanntesten Verpflegungsmöglichkeiten ist heute der "Fressbalken" in Würenlos AG. Berühmt ist auch die Speiseissorten, die es seit 1969 gibt.

Börsengang
Der Firmenvater wagte Ende der Siebziger schließlich den Gang an die Börse. Er habe sich damals bereits mit einer Nachfolgeregelung befasst, geht aus dem Buch "Ueli Pragers Mövenpick Story" von Pierre Itor hervor. Die Suche nach einem neuen Patron verlief jedoch problematisch.

Auf ihren Wunsch hin setzte Prager seine Frau Jutta, die er einst als Sekretärin einstellte, als Direktionspräsidentin ein. Diesen Schritt hielt er im Nachhinein für einen Fehler: "Was mich heute bedrückt und mit Schuldgefühlen belastet, ist die Tatsache, dass ich nicht die Kraft hatte, meiner Frau Nein zu sagen", gesteht Prager zum Scheitern der Idee der Familien-Dynastie im Buch offen.

Schlusstrich 1991
Einen Schlussstrich unter sein Lebenswerk zog Prager im Dezember 1991. Damals verkaufte er die Aktienmehrheit an Mövenpick an den Münchner Unternehmer August von Finck. Im Besitz von dessen Familie befindet sich Mövenpick, das 2007 von der Börse genommen wurde, bis heute. Die Markenrechte für Mövenpick-Eis gehören mittlerweile Nestle.

Einst umspannte der Konzern weltweit über 300 Restaurants. Heute gibt es noch 115 Marches oder Restaurants, wie aus der Internetseite von Mövenpick hervorgeht. Für das Unternehmen arbeiten fast 18.000 Personen. Zum Konzern gehören auch 70 Hotels und Resorts, die sich über die ganze Welt verteilen.

Pionier
Prager sei in der Gastroszene ein Pionier gewesen, sagte Ernst Bachmann, Vizepräsident vom Schweizer Wirteverband Gastrosuisse, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Mövenpick-Gründer habe immer wieder neue Ideen und Konzepte entwickelt. "Wir verdanken ihm unheimlich viel". Er habe die Gastgeber-Rolle neu interpretiert.

Als Trendsetter wie kein anderer habe es der Verstorbene verstanden, die Restauration zu systematisieren und seine Produkte im Einzelhandel zu verankern, sagte Guglielmo Brentel, Präsident von Hotelleriesuisse. "Damit brachte er die Marke Mövenpick zum Fliegen und dieser Schwung ist bis heute spürbar."

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