Buwog-Affäre

Polizei bespitzelt Ex-Minister Grasser

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Im Februar 2010 wurde ein Telefonat zwischen Karl-Heinz Grasser und seinem Spezi Walter Meischberger abgehört. So lief der Hightech-Lauschangriff ab.

Eigentlich liegt die einst so innige Freundschaft zwischen Karl-Heinz Grasser und Walter Meischberger ja seit Ende 2009 auf Eis. Das Band zwischen dem Ex-Finanzminister und seinem Trauzeugen sei an den Überwerfungen in der Causa Buwog zerrissen, betonen beide.

Mindestens einmal muss die Kontaktsperre zwischen ihnen aber durchbrochen worden sein. Das belegen Abhörprotokolle der Buwog-Ermittler, wie News schreibt: Im Februar hatte es ein Telefonat zwischen den beiden gegeben.

Hightech-Gerät fing Grasser-Telefonat ein

Wie ÖSTERREICH bereits am Sonntag berichtet hatte, wurden die Telefonate Walter Meischbergers im Jänner und Februar 2010 mittels Hightech überwacht – ein IMSI-Catcher wurde vor seiner Villa in Wien-Döbling installiert. So konnten alle Gespräche, also auch via Wertkarten-Handys, abgehört werden.

Darunter war auch ein Gespräch vom Februar mit Karl-Heinz Grasser – mit explosivem politischen Inhalt. Und, so die Ermittler, „sehr aufschlussreich“.

Grasser: „Möglich, dass ich telefoniert habe.“

Meischberger steht bekanntlich wegen einer Provision von 9,6 Millionen Euro, die er im Zuge der 60.000 verkauften Wohnungen der Bundesimmobilien 2004 erhalten habe, im Visier der Justiz. Hat „Meischi“, wie der Ex-FP-General von seinen Freunden genannt wird, Insider­informationen seitens der Politik erhalten, lautet die Frage, die die Staatsanwaltschaft Wien beschäftigt.

Grasser, von ÖSTERREICH auf sein abgehörtes Telefonat angesprochen, erklärt nun (siehe rechts): „Ich habe keinen Kontakt mehr. Aber es kann sein, dass ich ein Mal kurz mit Meischberger telefoniert habe. Ich kann mich nicht mehr erinnern.“

Die Ermittler werten das Material derzeit aus und sind überzeugt, dann die Handhabe für weitere Hausdurchsuchungen zu haben – bei allen Beteiligten in der Causa.

K.-H. Grasser über seine Telefonate:
"Jeder darf bei mir mithören"

ÖSTERREICH: Die Staatsanwaltschaft soll im Februar 2010 ein Telefonat zwischen Ihnen und Walter Meischberger abgehört haben …
Karl-Heinz Grasser: Davon höre ich durch Sie zum ersten Mal. Ich habe praktisch keinen Kontakt mehr mit Walter Meischberger. Zuletzt habe ich ihn vor Gericht gesehen.

ÖSTERREICH: Hat das besagte Telefonat im Februar 2010 stattgefunden? Der Inhalt des Gesprächs soll politisch brisant sein.
Grasser: Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, ob ich im Februar mit Meischberger telefoniert habe. Es ist durchaus möglich. Wenn, dann war das aber sicher ein kurzes Telefonat und der Inhalt war sicher nicht brisant.

ÖSTERREICH: Werden Sie gegen die Abhöraktion rechtlich vorgehen?
Grasser: Nein, das habe ich nicht vor. Das ist auch nicht notwendig. Ich habe nichts zu verbergen, jeder kann meine Telefonate abhören, wenn er das will.

ÖSTERREICH: Wie sieht es im Prozess gegen Michael Ramprecht aus? Der wirft Ihnen ja vor, bei der Buwog-Privatisierung eingegriffen zu haben.
Grasser: Ich kann nur immer wieder betonen, dass an den Vorwürfen des Herrn Ramprecht nichts dran ist. Es ist ja bewiesen, dass Herr Ramprecht mehrmals die Unwahrheit gesagt hat. Der Richter wird entscheiden, ich sehe dem Urteil jedenfalls gelassen entgegen.

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