Erstmals in der Geschichte der Deutschen Bundesbank werden Beschäftigte öffentlich gegen Sparpläne der Behörde demonstrieren.
Mehr als 1.500 Demonstranten wollen die Gewerkschaft Verdi und die VdB Bundesbankgewerkschaft am kommenden Dienstag (13.10.) zu einer Protestaktion in Frankfurt mobilisieren. Anlass sind die Streichpläne beim Bargeldhandling, das in den Geschäftsbereich des neuen und umstrittenen Vorstands Thilo Sarrazin fällt.
Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Sparmaßnahmen noch weit größeres Ausmaß annehmen als bisher bekannt. Mit der Errichtung zweier neuer Bargeldzentren würden weitere 9 Bundesbankfilialen und mehr als 1.000 Stellen zur Disposition stehen, erklärten die Gewerkschaften. In der Prüfung sind Bargeldzentren in den Räumen Rhein/Ruhr und Stuttgart/Ulm, wie die Bundesbank bestätigte.
Bereits im September hatte der Bundesbankvorstand Pläne bestätigt, 14 von derzeit 47 Filialen zu schließen bzw. in einem Fall zusammenzuschließen. Der Prozess werde sozialverträglich ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen. Es geht um die Standorte Aachen, Augsburg, Bayreuth, Bremen, Cottbus, Dresden, Duisburg, Flensburg, Gießen, Kassel, Kiel, Lübeck und Meiningen sowie die Betriebsstätte in Lörrach.
Laut Gewerkschaften sind in dieser ersten Runde rund 800 Mitarbeiter und ihre Familien betroffen und größtenteils zum Umzug gezwungen. Der Protest richtet sich auch gegen diese Maßnahme, die noch nicht endgültig vom Vorstand beschlossen sei. Als Hauptredner bei der Demonstration sind Verdi-Chef Frank Bsirske und der VdB-Vorsitzende Harald Bauer vorgesehen.
Zahl der Standorte auf 47 gesunken
Die Notenbank verkleinert seit Jahren ihr Filialnetz, weil sie mit der Euro-Einführung viele Aufgaben an die EZB abgegeben hat. Die Filialen sind vor allem für die Bargeldbearbeitung zuständig, die inzwischen stark automatisiert abläuft und verstärkt auch von privaten Firmen angeboten wird. Die Zahl der Standorte lag Ende 2002 bundesweit noch bei 118 und ist seitdem auf 47 gesunken. Dadurch spart die Notenbank nach früheren Angaben jährlich rund 280 Mio. Euro.
Das Konzept der Bargeldzentren auf der grünen Wiese begründe eine komplett neue Behördenkultur, sagte der Gewerkschaftssprecher. Bei einem Erfolg des Modells sei klar, dass langfristig bundesweit nur noch 4 oder 5 dieser Einrichtungen vorgehalten würden. Die Bundesbank hatte hingegen betont, dass sie bis 2015 keinen weiteren Bedarf zur Straffung des Filialnetzes sehe.