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Royal Bank of Scotland mit tiefroten Zahlen

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Vorsteuerverlust von 1,19 auf 5,16 Mrd. ausgeweitet.

Die britischen Steuerzahler können auf eine rasche Genesung der vom Staat geretteten Royal Bank of Scotland (RBS) hoffen, die 2012 noch tief in den roten Zahlen war. Nach Worten des Verwaltungsratsvorsitzenden Philip Hampton können die Eigentümer in absehbarer Zeit mit einer Dividende rechnen und der Staat Teile seines 82-prozentigen Pakets verkaufen. "Das Licht am Ende des Tunnels kommt näher", betonte auch Bankchef Stephen Hester am Donnerstag.

Die Aufräumarbeiten nach einer Vielzahl von Skandalen sollten bis 2014 noch sichtbarer werden. Vergangenes Jahr machte die Großbank zwar operativ große Fortschritte, fuhr aber vor Steuern noch immer einen Milliardenverlust ein. An der Börse büßten RBS-Aktien daraufhin knapp zwei Prozent ihres Wertes ein.

Die RBS musste in der Finanzkrise - wie viele andere Institute auch - mit Steuergeldern, vor dem Kollaps gerettet werden. Sie erhielt gut 45 Mrd. Pfund (52,1 Mrd. Euro). Im Gegenzug übernahm die Regierung die Mehrheit an dem Institut. Nun geht es darum, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um die Aktien wieder abzustoßen. Finanzminister George Osborne hatte zuletzt gesagt, die Diskussion um einen Ausstieg komme zu früh. Weil die Aktien noch unter dem Einstiegskurs liegen, wäre es momentan ein Minusgeschäft für den Steuerzahler.

Um die eigene Kasse zu füllen, plant RBS unter anderem Anteilsverkäufe. Das Investmentbanking soll zudem weiter eingedampft werden, der Fokus verstärkt auf weniger riskanten Geschäften liegen.

Zuversichtlich stimmt das Management vor allem das Ergebnis im Tagesgeschäft. Der operative Gewinn legte 2012 auf 3,46 (Vorjahr: 1,82) Mrd. Pfund zu. Es ist das beste Ergebnis seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008. Insgesamt sehen die Zahlen aber noch nicht gut aus. Vor Steuern summierte sich der Verlust auf 5,16 Mrd. Pfund, nachdem 2011 schon ein Minus von 1,19 Milliarden zu Buche stand. Hier wirkte sich vor allem die bilanzielle Neubewertung der eigenen Schulden aus. Dies führte zu einer schmerzhaften Wertkorrektur von 4,6 Mrd. Pfund.

Die RBS ist in diverse Skandale verwickelt, unter anderem um die jahrelange Manipulation des wichtigen Interbanken-Zinssatzes Libor. Das Geldhaus teilte mit, weitere 450 Mio. Pfund beiseitegelegt zu haben, weil Kunden Versicherungen für Kredite und Hypotheken verkauft wurden, die sie gar nicht brauchten. Die Rückstellungen summieren sich damit mittlerweile auf 2,2 Mrd. Pfund. 1,3 Mrd. Pfund wurden bereits als Wiedergutmachung an Kunden ausgezahlt. Außerdem wurden 700 Mio. Pfund zur Seite gelegt, die ebenfalls im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten im Vertrieb stehen. In diesem Fall wurden komplexe Zinsprodukte an kleine Firmen verkauft.

Die RBS hat im Februar bereits 612 Mio. Dollar (aktuell 467,3 Mio. Euro) als Strafe für die Verwicklung in den Libor-Skandal gezahlt. Der Chef der Handelssparte, John Hourican, übernahm die Verantwortung und kündigte seinen Abschied an. Zuvor hatten schon der britische Rivale Barclays und die Schweizer Großbank UBS hohen Geldbußen im Libor-Fall zugestimmt. Händler verschiedener Banken haben den Libor, auf dem weltweit unzählige Finanztransaktionen beruhen, manipuliert, um selbst Handelsgewinne einzustreichen.

Wie andere Banken auch fielen die Boni bei der RBS weniger üppig aus. Zu hohe Ausschüttungen an Händler und andere Mitarbeiter gelten als einer der Hauptgründe für die Finanzkrise. Die RBS zahlte für vergangenes Jahr 607 Millionen Pfund an die Beschäftigten aus, ein Minus von 23 Prozent gegenüber 2011. Wegen der Libor-Strafe hat das Institut zudem 302 Millionen Pfund an Bonus-Zahlungen gestrichen.

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