Sonja Kohn kommt in Madoff-Affäre unter Druck

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In der Affäre um den verurteilten US-Milliardenbetrüger Bernard Madoff setzt die österreichische Justiz dessen Ex-Partnerin Sonja Kohn unter Druck: Ihre Credit-Suisse-Konten wurden geöffnet und ihre Villa in Zürich polizeilich durchsucht, berichtet "Format". "Brisante Gerichtsakten" sollen die Finanzberaterin belasten.

Für Sonja Kohn und ihre Familie gilt die Unschuldsvermutung. Die Untersuchungsergebnisse in der Schweiz sollen laut dem Bericht zwar abgeschlossen seien, aber erst Ende Mai bei der Wiener Staatsanwaltschaft eintreffen. In den nächsten Wochen will Staatsanwalt Michael Radasztics einen Gerichtsgutachter bestellen. Mit der Zeugeneinvernahme dürfte frühestens im Juni begonnen werden. Laut "Format" werden auch Ex-Bank-Austria-Chef Gerhard Randa und Ex-Börsen-Chef Stefan Zapotocky "als Freunde und Förderer von Kohn vorgeladen".

Seit über einem Jahr untersucht Staatsanwalt Radasztics die Affäre um die ehemalige Bank Medici und deren Mehrheitseigentümerin Sonja Kohn. Diese soll als Geldvermittlerin des zu 150 Jahre Haft verurteilten Madoff eine Vermögen verdient haben. Der Großteil davon dürfte in der Schweiz liegen vermutet Radasztics. Aus diesem Grund hatte er auch im vergangenen Herbst grenzüberschreitende Rechtshilfe beantragt wie zum Beispiel die Öffnung von Bankkonten. Die Ergebnisse der Kantonspolizei Zürich seien für die Ermittlungen wegen des Verdachts des Betruges, der Untreue und der Verletzung des Investmentfondsgesetzes sehr wichtig, so das Magazin.

Kohn hat laut dem Hausdurchsuchungsbefehl vom 18. September 2009 "vom Vorgehen Madoffs auf mehrfache Weise finanziell profitiert". Seit Gründung der Bank Medici im Jahr 2003 seien pro Quartal 900.000 Dollar und insgesamt 7 Millionen Pfund von Madoff an Kohn-Firmen geflossen. Bei den von Kohn verfassten Berichten habe es ich um "Open Source"-Berichte gehandelt, die über Anweisung von Madoff sofort nach Einlangen vernichtet wurden. Die Razzia sei notwendig, denn in der Kohn-Villa würden sich "Computer, Laptops, Netbooks und ähnliche EDV-Geräte" befinden, die "aus Beweisgründen sicherzustellen und auszuwerten" sind.

Im Kontoöffnungsbefehl heißt es laut "Format", die von der Bank Medici vertriebenen Fonds haben als "Feeder-Fonds" fungiert und wurden von Madoff ausschließlich für dessen betrügerisches System verwendet. Drei Viertel der Medici gehörten Kohn, der Rest der Bank Austria. Verkauft wurden Fonds mit klingenden Namen wie Alpha Prime, Herald und Primeo. "Die Bank Medici diente Kohn als Durchläufer, da aufgrund vertraglicher Konstruktionen jene Beträge, die als Gebühren an Medici flossen, an Gesellschaften im wirtschaftlichen Einflussbereich von Kohn weiter überwiesen wurden."

Infos von Interpol Vaduz

Weiters zitiert "Format" aus einem Polizeibericht an die Staatsanwaltschaft Wien vom 12. Oktober 2009: "Das Landeskriminalamt übermittelt eine Mitteilung der Interpol Vaduz über Informationen einer liechtensteinischen Bank über Gegenleistungen von 40 Millionen Dollar an Sonja Kohn für die Platzierung von Investmentgeldern bei Bernard Madoff." Die Konten wurden "als Vorsichtsmaßnahme" eingefroren. Die genaue Herkunft der Millionen soll noch Gegenstand eines Geldwäscheverfahrens sein.

Zu den Kontenöffnungen bei der Credit Suisse zitiert das Magazin: "Laut Meldung der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich vom 2. September 2009 unterhält die Mutter der Beschuldigten Sonja Kohn, Frau Netti Blau, bei der Credit Suisse in Zürich ein Konto mit der Nummer 0835-228020-4, das damit verbundene Schließfach soll Anfang 2009 auffällig häufig vom Ehemann der Sonja Kohn, Erwin Kohn, aufgesucht worden sein", heißt es im Öffnungsbeschluss. "Überdies unterhalten Erwin und Sonja Kohn ein weiteres Konto bei der Credit Suisse mit der Nummer 045-272597-2 mit der Bezeichnung "Sachertorte", insgesamt ist zu vermuten, dass über diese Kontenverbindungen Zahlungsflüsse erfolgt sind, die auf die oben dargestellten Kick-back-Zahlungen Rückschlüsse zulassen."

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