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Strauss-Kahn-Vize setzt Griechen Messer an

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Der IWF droht Griechenland mit Aussetzen der Finanzhilfe.

Für Griechenland hat der Sex-Skandal von Dominique Strauss-Kahn fatale Folgen. Der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) galt als Freund der Griechen. Da die Ernennung von Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde zur neuen IWF-Chefin noch aussteht, führt derzeit John Lipsky die Geschäfte – Strauss-Kahn-Gegner und US-Hardliner.

Gleich wurde der Wind rauer
Als eine seiner ersten Amtshandlungen setzte er jetzt Athen das Finanz-Messer an: „Griechenland muss finanzielle Garantien vorweisen können, um die nächste Kreditrate in Höhe von zwölf Milliarden Euro zu erhalten“, ließ er am Donnerstag durch seine Sprecherin Caroline Atkinson in Washington drohen.

Gute Schuldner

So müsse Griechenland sich bemühen, nicht nur über das gemeinsame Hilfsprogramm von EU und IWF finanzielle Mittel zu erhalten. Eine Forderung, die der Wiener Wirtschaftsforscher Stefan Schulmeister gegenüber ÖSTERREICH als „verrückt“ bezeichnet (siehe Interview): „Wo sollen die Griechen das Geld denn hernehmen?“, fragt er: „Auf dem freien Markt werden 17 Prozent Zinsen verlangt, das können selbst gute Schuldner wie Deutschland nicht bezahlen.“

Griechenland bekam im Vorjahr Notkredite über 110 Mrd. Euro zugesprochen, davon sollen 30 Mrd. Euro vom IWF kommen. Österreich versprach 2,3 Milliarden, 1,2 davon sind erst ausbezahlt.

Im Gegenzug müsste das Land harte Sparmaßnahmen durchziehen, Staatseigentum verkaufen. Die Opposition lehnte bei einem Krisentreffen am Freitag den Radikalkurs jedoch ab. Mit ihren Sparbemühungen würde die Wirtschaft noch mehr abgewürgt werden, hieß es. Athen steht damit noch mehr unter Druck.
Druck. Schulmeister sieht hinter den IWF-Drohungen eine „US-Verschwörung“ zur Schwächung des Euro: „Angesichts der Dollarschwäche ist ein Angriff auf den Euro durchaus von strategischem Interesse.“ Dass IWF und EU Athen wirklich in die Pleite schicken werden, glaubt Schulmeister nicht: „Gegen eine Staatspleite war die Lehman-Katastrophe nur ein Mailüfterl.“

Schulmeister: „USA wollen den Euro schwächen“

ÖSTERREICH: Der IWF will Athen den Geldhahn abdrehen …
Stefan Schulmeister: Das wäre verrückt, wie soll Griechenland sich auf dem freien Markt finanzieren, da werden 17 Prozent Zinsen verlangt? Der IWF will Druck ausüben, damit Athen schneller seinen Staatsbesitz verkauft, doch das geht nicht innerhalb von drei Monaten.

ÖSTERREICH: Was steckt dann dahinter?
Schulmeister: Strauss-Kahn ist weg aus dem IWF, die neue Chefin ist noch nicht da. Derzeit hat innerhalb des IWF John Lipsky das Sagen, ein US-Nationalist. Amerika hat großes strategisches Interesse an einer massiven Schwächung des Euro, schließlich ist der Dollar sehr in Misskredit geraten. Ich bin kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber unter den gegebenen Umständen drängt sich dieser Verdacht auf.

K. Wendl

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