Unternehmen fährt harten Sparkurs.
Die Telekom Austria hat am Heimatmarkt innerhalb eines Jahres 271.400 Mobilfunkkunden verloren. Die Kundenzahl lag Ende März 2015 bei 5,38 Millionen, ein Jahr davor waren es noch 5,65 Millionen. Das ist ein Minus von 4,8 Prozent, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Quartalsbericht hervorgeht. Die Telekom hatte 2014 bei ihren Marken "A1", "yesss!" und "Bob" die Tarife deutlich angehoben.
Das Unternehmen spricht von "einer Stabilisierung der Grund- und Verbindungsentgelte". Der Preiskampf am österreichischen Mobilfunkmarkt hatte sich im Vorjahr vorrübergehend abgeschwächt. Dank der Preiserhöhungen blieb der Österreich-Umsatz der Telekom trotz Wegfalls von fast 12 Roaming-Millionen annähernd unverändert. Waren es im ersten Quartal 2014 rund 614 Mio. Euro Umsatz, sind es nun 610 Mio. Euro. Neue Angebote virtueller Mobilfunker - zuletzt Hofer Telekom (HoT) - sieht die Telekom Austria als "Risiken" für das Geschäft in Österreich.
Bei den Festnetzanschlüssen gab es keinen Kundenschwund, knapp 2,29 Millionen Anschlüsse gibt es österreichweit. Konzernweit hatte die Telekom Austria Ende März 2,76 Millionen Festnetzkunden und 19,99 Millionen Mobilfunkkunden. In Osteuropa sind neue Festnetzanschlüsse dazugekommen. Der teilstaatliche Konzern ortet eine hohe Nachfrage nach Breitband und TV.
Mehr Gewinn - in Österreich stieg das operative Ergebnis (Ebit) um 50,5 Prozent auf 87,4 Mio. Euro - trotz Roaming-Einbußen und weniger Mobilfunkkunden? Das Unternehmen erklärt das mit einem harten Sparkurs. "Wir drehen jeden Cent um", sagte Vorstandschef Hannes Ametsreiter. Die Kosten wurden um 1,6 Prozent gesenkt, das sind 10,9 Mio. Euro auf Konzernebene. Heuer sollen in Summe 90 Mio. Euro eingespart werden. Für die knapp 5.000 Beamten in Österreich rechnet das Unternehmen mit Restrukturierungsaufwendungen von ungefähr 40 Mio. Euro.
Hochgeschraubt wurden die Investitionen: Im ersten Quartal flossen 121,1 Mio. Euro in das Netz, im Vorjahreszeitraum waren es 99,4 Mio. Euro. Bis Jahresende will die von Carlos Slim kontrollierte Telekom Austria 700 bis 750 Mio. Euro an Investitionen ausgeben. Das Unternehmen hat konzernweit 16.298 Mitarbeiter, nach 16.090 Mitarbeitern Ende März 2014. Der Anstieg hängt mit der Übernahme von blizoo in Mazedonien zusammen.
In Bulgarien, Kroatien und Serbien hat die Telekom Ergebnisrückgänge (Ebitda) zu verkraften. In Österreich, Weißrussland, Slowenien und Mazedonien stieg das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hingegen. In Weißrussland machten Hyperinflation und starke Währungsschwankungen das Umsatzplus zunichte. In Rubel stieg der Umsatz zwar um 16,8 Prozent, in Euro umgerechnet waren es aber 4,7 Prozent weniger, nämlich 77,2 Mio. Euro. Bis auf Kroatien und Mazedonien waren die Umsätze in allen Ländern rückläufig. Dennoch bekräftigte der Vorstand am Mittwoch die Umsatzprognose: Für das Gesamtjahr 2015 wird bei den Erlösen ein Plus von rund zwei Prozent angepeilt.
Für das erste Quartal 2015 hatte die Telekom Austria in der Früh einen überraschend hohen Gewinn gemeldet. Der Nettogewinn stieg um knapp 128 Prozent auf 92,7 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) um 43,5 Prozent auf 139,7 Mio. Euro und das bereinigte Konzern-Ebitda um 5,8 Prozent auf 338,5 Mio. Euro. Damit wurden die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Die Aktie startete mit einem Plus von 3,2 Prozent in den Wiener Börsenhandel.