Leitzins bleibt bei 0 bis 0,25 %

US-Notenbank lässt Zinsen niedrig

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Federal Reserve greift Wirtschaft weiterhin mit ultra-niedrigen Zinsen unter die Arme.

Die US-Notenbank will angesichts der Gefahr eines Rückfalls der USA in eine neue Rezession und der Turbulenzen an den Börsen noch für mindestens zwei Jahre den Fuß auf dem Gaspedal lassen. Der Leitzins werde bis "mindestens Mitte 2013 extrem niedrig bleiben", teilte die Federal Reserve (Fed) am Dienstagabend nach einer Sitzung ihres Offenmarktausschusses in Washington mit. Grund seien die miserable konjunkturelle Lage und vor allem die Misere auf dem Arbeitsmarkt, die sich zuletzt sogar verschlechtert habe.

Fed-Chef Ben Bernanke ließ offen, ob und gegebenenfalls wann er mit einem neuen Anleihekaufprogramm weitere Milliarden in die Wirtschaft pumpen könnte. Das von den Investoren erhoffte dritte Ankaufprogramm wird es also zwar zunächst nicht geben. Die Fed kündigte aber an, ihre inzwischen mit US-Anleihen aufgeblähte Bilanz konstant zu halten - also fällig werdende Anleihen zu ersetzen. Der Leitzins bleibt bei 0 bis 0,25 Prozent.

Die Finanzmärkten reagierten enttäuscht. Der Dollar gab zu dem Euro und anderen wichtigen Währungen nach. An der New Yorker Wall Street kam es zunächst nicht zu den befürchteten Massenverkäufen, die Kurse bröckelten jedoch ab. Gold, in Krisenzeiten bei vielen als sichere Anlage gefragt, verteuerte sich deutlich. Händler machten dafür vor allem das düstere Konjunkturbild verantwortlich, das Bernanke im Begleitkommentar zum Zinsbeschluss gemalt habe.

Die Fed sah sich in den vergangenen Tagen zunehmendem Druck ausgesetzt, eine dritte Runde ihrer Anleihenkäufe einzuläuten - die Angst vor einer weltweiten Rezession und vor einem neuen Absturz der US-Konjunktur sowie die Euro-Schuldenkrise zerrten so sehr an den Nerven der Anleger, dass weltweit ein Ausverkauf an den Börsen einsetzte. Hinzu kommt die hohe Verunsicherung, nachdem die USA am Freitag ihre Top-Bonitätswertung verloren hatten und nicht mehr zu den besten Schuldnern der Welt gehören.

Durch den Verlust der höchsten Weihen durch die Ratingagentur Standard & Poor's, die den Vereinigten Staaten wegen des nur halbherzig gelösten Schuldenstreits zum ersten Mal seit 70 Jahren das Top-Rating "AAA" aberkannte, wird es für die USA nun deutlich teurer Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. In einer Zeit, in der die Wirtschaft kaum wächst, ja sogar in die Rezession zurückfallen könnte, und der Arbeitsmarkt die Achillesferse der US-Konjunktur bleibt, sind das keine guten Nachrichten.

Doch die Waffen der Notenbanker scheinen stumpf: Die Fed hat in der Finanzkrise bereits viele Milliarden Dollar gedruckt und versucht, die Wirtschaft anzukurbeln. So senkte Bernanke etwa schon vor der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 beispiellos schnell die Zinsen und legte seitdem zwei milliardenschwere Programme zum Kauf von Anleihen auf - immer mit dem Ziel Finanzsystem und Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Von Beginn der Krise an pumpte er zudem mit anderen Notenbanken Liquidität in die Geldmärkte um die Banken zu entlasten - das erste Mal auf den Tag genau vor vier Jahren am 9. August 2007.

Das zweite große Anleiheankaufprogramm, das wie das erste eine weitere geldpolitische Lockerung ("quantitative Easing", QE) bei ultraniedrigen Leitzinsen bewirken sollte, lief Ende Juni 2011 aus. Alleine dieses Programm, von Ökonomen QE2 getauft, war 600 Mrd. Dollar (421 Mrd. Euro) schwer. Ob es erfolgreich war, darüber sind sich die Fachleute in und außerhalb der Fed nicht einig. Fest steht, dass es über immense Kapitalzuflüsse aus den USA in viele Schwellenländer für steigende Landeswährungen sorgte und die dortigen Zentralbanken zu Zinserhöhungen zwang - mit Folgen für die heimische Wirtschaft und die Exporteure in den westlichen Industrienationen. Zudem sorgt die Dollarschwemme der Fed über den globalen Währungszusammenhang auch dafür, dass die aktuellen "Fluchtwährungen" Yen und Schweizer Franken weiter steigen dürften - entsprechende Gegenreaktionen der Zentralbanken dieser Länder inbegriffen.
 

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