Angesichts dramatisch steigender Schuldenlasten Griechenlands wird eine baldige Rettungsaktion von EU und IWF immer wahrscheinlicher: Das Mittelmeerland hat nach einer aktuellen Schätzung der EU mit einem Defizit von fast 14 Prozent der Wirtschaftsleistung ein noch größeres Loch in der Staatskasse als bisher bekannt. Die Märkte schickten den Euro unter die Marke von 1,33 Dollar auf Talfahrt.
Das tief in die Schuldenfalle geratene Land an der Ägäis hat mittlerweile so viel Vertrauen an den Märkten eingebüßt, dass fünfjährige Derivate zur Absicherung von Krediten gegen einen Ausfall (CDS) teurer sind als entsprechende Papiere für Anleihen der Ukraine - ein Staat, der mit Milliardenkrediten des IWF vor der Pleite bewahrt wurde. Die mit hohen Zinslasten verbundene Schuldenaufnahme könnte auch Griechenland schon bald unter Zugzwang bringen, sich bei IWF und den Euro-Partnern frisches Geld zu besorgen, meinen Experten. "Diesem Druck kann Griechenland nicht mehr lange standhalten", meint HSBC Trinkaus-Chefvolkswirt Stefan Schilbe.
Die Finanzminister der Euro-Zone hatten sich darauf verständigt, Griechenland bei Bedarf im ersten Jahr eines auf drei Jahre angelegten Hilfsprogramms maximal 30 Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen. Weitere bis zu 15 Mrd. Euro könnte der IWF beisteuern.
Für neuerliche Verunsicherung unter den Anlegern hatte die aktuelle Schätzung des europäischen Statistikamtes Eurostat gesorgt, die die Neuverschuldung Griechenlands im Jahr 2009 auf 13,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) veranschlagt. Und dies ist möglicherweise noch nicht das Ende der Fahnenstange: Es könne noch zu einer Revision in der Größenordnung von 0,3 bis 0,5 Prozentpunkten kommen, erklärte Eurostat. Die Regierung in Athen war bisher von einem Fehlbetrag von 12,7 Prozent ausgegangen.
In diesem Jahr soll der Fehlbetrag mit einem drastischen Sparprogramm auf 8,7 Prozent gedrückt werden. Laut EU-Wirtschaftskommissar Rehn ist das Land auf Kurs, sein Defizitziel zu erreichen. Es müsse seine Haushaltsanstrengungen aber nach 2010 intensivieren.
Im griechischen Staatsapparat regt sich jedoch bereits jetzt heftiger Widerstand gegen die aktuellen Sparanstrengungen: Zehntausende Staatsbedienstete legten aus Protest gegen das geplante Sparprogramm weite Teile des öffentlichen Lebens lahm.