Der Internethandel in Österreich ist im vergangenen Jahr deutlich langsamer gewachsen als im ersten Coronajahr 2020.
Der Online-Umsatzanteil an den gesamten Einzelhandelsausgaben stieg nur mehr um 0,2 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent, geht aus einer aktuellen Eurostat-Datenauswertung des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Uni Linz hervor. Im Jahr 2020 legte der Online-Anteil um 1,4 Prozentpunkte zu.
Insgesamt gaben heimische Konsumentinnen und Konsumenten rund 8,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr in Onlinegeschäften aus, davon 3,3 Mrd. Euro bei Anbietern in Österreich und 5,6 Mrd. Euro im Ausland, etwa bei Amazon, Zalando & Co. Zum Vergleich: 2019 waren es 7,2 Mrd. Euro und 2020 bereits 8,4 Mrd. Euro. Im Vorkrisenjahr 2019 flossen 57 Prozent der Online-Shoppingausgaben der österreichischen Konsumenten zu internationalen Händlern, im ersten Coronajahr 2020 waren es dann 62 Prozent und im Vorjahr 63 Prozent.
Der Anteil der Online-Einkäuferinnen und -Einkäufer an der Bevölkerung (16-74 Jahre) sank 2021 aber hierzulande von 66 auf 63 Prozent. "Das zeigt, dass 2020 ein Ausnahmejahr war, das aufgrund von Corona einen Online-Boom brachte", sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. "Die Kundinnen und Kunden haben offenbar gelernt, mit der Pandemie-Situation umzugehen und ihr Shopping-Verhalten wieder etwas normalisiert." Das Abflachen des Online-Booms in Österreich sei "eine Auszeichnung für den stationären Handel".
In den einzelnen EU-Ländern ist der Internethandel unterschiedlich stark verbreitet. Während in Bulgarien und Italien der Anteil der Online-Shopper an allen Konsumenten nur 33 bzw. 44 Prozent beträgt, sind es in Schweden und Dänemark 87 bzw. 91 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 66 Prozent. Für den "EU-27-Online-Shopping-Report" hat das Linzer IHaM-Institut im Auftrag der Wirtschaftskammer Eurostat-Daten analysiert. Es sei "bemerkenswert", dass in Österreich mit 37 Prozent "so ein großer Anteil nicht online einkauft", so der Linzer Handelsprofessor Christoph Teller. Umgerechnet hätten 2021 rund 200.000 Personen weniger online geshoppt.
Besonders stark gewachsen auf niedrigem Niveau ist in Österreich im Vorjahr der Online-Lebensmittelhandel. In diesem Bereich betrage der Anteil der Online-Shopper 12 Prozent, was einem Zuwachs um 7 Prozentpunkte entspreche, so die Geschäftsführerin der WKÖ-Bundessparte Handel, Iris Thalbauer. Diese Entwicklung beziehe sich aber vor allem auf den urbanen Raum.
WKÖ-Handelsobmann Trefelik appellierte an die Politik, die Rahmenbedingungen für den Handel zu verbessern. Die Branche sei durch Lieferkettenprobleme, steigende Energiekosten und ausländische Online-Händler unter Druck. "Es muss faire Spielregeln geben - sowohl zwischen Online- und Offline-Anbietern als auch zwischen den großen Online-Plattformen und den kleinen Online-Händlern", so Trefelik. Unter anderem sei die baldige Einführung einer Mindest-Ertragssteuer auf OECD-Ebene notwendig. Die Händler in Österreich müssten aber auch weiter in ihr Online-Geschäft "investieren und die Kanäle pflegen".
Höhere Energie- und Verpackungskosten sind ein großes Thema in der Handelsbranche. "Eine Abfederung der steigenden Energiepreise für alle heimischen Handelsbetriebe ist in der derzeitigen Situation ein ganz wichtiger Punkt", sagte der WKÖ-Handelsobmann. Auch die Abschaffung der Maskenpflicht für Beschäftigte und Kunden in Supermärkten, Apotheken und Drogerien müsse bald umgesetzt werden.